Weihnachtsgeschäft: Österreich droht Streikchaos
Elf Stunden und dann ein Patt: Die vierte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen für den Handel wurde am Dienstag ergebnislos abgebrochen. Sowohl Arbeitgeber als auch -nehmer haben sich in ihren Positionen festgefahren. Während der Handel auf einer flexiblen Lösung bestehend aus Einmalzahlungen und einer Erhöhung von 5 Prozent beharrt, fordert die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) für die rund 430.000 Beschäftigten weiterhin Gehaltsplus von 10 Prozent. Nach dem nächtlichen Abbruch ist die Gewerkschaft jetzt bereit zum Äußersten zu greifen und droht mit Streik.
Handel bleibt hart
Auf der anderen Seite des Verhandlungstischs ist man vom eigenen Angebot überzeugt. Die Streikdrohung trifft dort naturgemäß auf wenig Verständnis. "Wir haben versucht, Brücken zu bauen und wären bereit gewesen, noch an einigen Stellschrauben zu drehen. Aber in einer funktionierenden Sozialpartnerschaft braucht es zwei, die sich bewegen", sagt Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Das aktuelle Angebot des Handels: eine Erhöhung des Einstiegsgehalts von 1.800 auf 1.930 Euro, die Erhöhung des Lehrlingseinkommens im ersten Jahr auf 800 Euro plus 200 Euro abgabenfreie Prämie, Erhöhung des Kollektivvertrags um 5 Prozent sowie eine einmalige Prämie von 3 Prozent.
Gewerkschaft sagt Njet
Der vom Handel angestrebte kreative Abschluss ist der Gewerkschaft nicht genug. Auch wenn man sich im Vorfeld zu Zugeständnissen bereit gezeigt hat, reicht der GPA das Angebot nicht. Spielraum sehe man vor allem bei unteren Einkommen. Dort wieder ein Mindestplus von 200 Euro gefordert. Jetzt stehen Streiks mitten im Weihnachtsgeschäft ins Haus. In der Vergangenheit hatte die Streikandrohung zu Bewegung auf Arbeitgeberseite geführt. Ob das diesmal auch der Fall sein könnte, bleibt abzuwarten. Wenn nicht, kämen die Kampfmaßnahmen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Bereits für Donnerstag und dem traditionell umsatzstarken Black Friday sind erste Betriebsversammlungen angekündigt. Am Dienstag nächster Woche ist der nächste Ersatzverhandlungstag angesetzt. Die Gewerkschaft informiert bereits über Streikmöglichkeiten an diesem Tag.
Streikchaos droht
Auch in anderen Sparten sind die jährlichen Verhandlungen noch in vollem Gang. Über die Branchen hinweg gestaltet die Inflationsrate von 11 Prozent diese heuer äußerst schwierig. Rund 8 Prozent Plus werden bei der ÖBB von Unternehmensseite aktuell geboten, die Gewerkschaft fordert einen fixen monatlichen Mehrbetrag von 400 Euro für alle. Für Geringverdiener wären das über 20 Prozent. Aktuell kann man sich nicht einigen, die Verhandlungen stehen am Abstellgleis. Für kommenden Montag hat die Gewerkschaft erste Warnstreiks angekündigt. Auch in der Luftfahrt geht es bei den Verhandlungen hoch her: Am Wiener, Grazer und Linzer Flughafen hat es bereits erste Betriebsversammlungen des Sicherheitspersonals gegeben. In Wien soll ein eigener Sonder-KV der verfahrenen Situation demnächst ein Ende setzen. Linz und Graz befinden sich noch in Gesprächen.