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Putin in blauem Mantel, davor ein Mikrofonständer
Putin bei einer Baustellenbegehung in Moskau  - vier Tage nach dem Überfall auf die Ukraine.
Putin bei einer Baustellenbegehung in Moskau  - vier Tage nach dem Überfall auf die Ukraine.
Sergei GUNEYEV / SPUTNIK / AFP

"Selbstmord, Putsch, Den Haag": Die Szenarien für Putin

02.03.2022 um 14:38, Andrea Schröder
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Das Schicksal von Russlands Staatschef Wladimir Putin ist seit dem 24. Februar unauflöslich mit dem der Ukraine verknüpft. Wie könnte es für ihn ausgehen?

Andrij Melnyk, ukrainischer Botschafter in Deutschland, ist in diesen Tagen ein rastloser, unermüdlich News und Handyvideos verbreitender Fürsprecher seines Landes. Sein Engagement in Diskussionsrunden und Nachrichten-Interviews wirkt oft geradezu manisch, seine Tweets (bei aller Höflichkeit) atemlos und flehentlich.

Doch wie den Mann stoppen, der diesen "Wahnsinnskrieg" ausgelöst hat?

1. Verhandlungen

Botschafter Melnyk lehnte im deutschen Fernsehen Verhandlungen mit Putin vehement ab:

Wenn ein Verbrecher jemanden ein Messer an die Kehle hält, fragt man doch nicht das Opfer, was es tun kann, damit dieser Verbrecher sein Gesicht wahren kann.

 

Politische Beobachter halten eine diplomatische Lösung für sehr unwahrscheinlich: Putins Ziel ist die Zerschlagung der ukrainischen Armee, die Absetzung der Regierung unter Selenskyj und das Installieren eines  pro-russisches Marionetten-Regimes in Kiew. Ein wie auch immer gearteter Kompromiss ist aus ukrainischer Sicht ausgeschlossen. Von Selenskyj liegt  seit Kriegsbeginn ein anderes Angebot auf dem Tisch: die Pläne für einen Nato-Beitritt ad acta zu legen und einer Neutralität zuzustimmen. Putin hat diesen Vorschlag ignoriert  – wie auch die zahllosen Aufforderungen der internationalen Staatengemeinschaft, diesen Krieg zu beenden.

 

2. Ein Sieg Putins

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Statt eines alles entscheidenden Erstschlages und der unmittelbar darauf folgenden Einnahme Kiews muss Russland Angriff um Angriff gegen die sich mutig wehrenden Ukrainer ausführen. Nur mit diesem Überraschungseffekt (für Putin) lässt es sich erklären, dass das deutlich überlegene russische Heer bisher keinen Sieg errungen hat.

 

Wird die Ukraine den Widerstand aufrecht erhalten können? Spontan möchte man sagen: hoffentlich. Doch je mehr Zeit vergeht, desto gefährlicher wird Wladimir Putin. Mit dem Rücken zur Wand - das ist keine Lage, in der man einen machtbesessenen Diktator sehen will. Dass sich der Krieg in der Ukraine noch lange hinziehen könnte, glaubt unter anderen der deutsche Nato-General a.D. Hans-Lothar Domröse. Er geht davon aus, dass Putin ein „Afghanistan 2.0“ bevorsteht.

Soldat,  Panzer und rumänische Flagge
Timisoara 1989: Putsch gegen Rumäniens Herrscher Nicolae Ceausescu.

3. "Suizid, Putsch, Den Haag"

Zurück zu Botschafter Melnyk. Der beschwor in einer Talkshow ein Ende Putins herauf, das entweder seinen Tod oder eine Festnahme mit anschließendem Kriegsverbrechertribunal vorsieht.

Wie wahrscheinlich ein Selbstmord oder ein Mord  Putins ist, lässt sich natürlich nicht sagen. Unter Diktatoren ist beides verbreitet. Mussolini, Ceausescu und Saddam Hussein wurden getötet, Hitler, Pol Pot und der serbische Kriegsverbrecher Praljak begingen Suizid. Ein Putsch ist derzeit nicht sehr wahrscheinlich, denn Putin beherrscht das "Management by Angst" perfekt und ist von treu ergebenen Hardlinern umgeben. Sollte er aber verhaftete werden, ist ihm ein Prozess in Den Haag so gut wie sicher. 

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