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Gabriel Felbermayr / Credit: HERBERT PFARRHOFER / APA / picturedesk.com
Wirtschaftsforscher Felbermayr ortet erhöhten Nachbesserungsbedarf beim Strompreisdeckel.
Wirtschaftsforscher Felbermayr ortet erhöhten Nachbesserungsbedarf beim Strompreisdeckel.
HERBERT PFARRHOFER / APA / picturedesk.com

WIFO-Chef kritisiert Strompreisbremse

08.09.2022 um 16:01, Gert Damberger
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Es war das WIFO selbst, aus dem die Idee zur Stromsubventionierung kam. Mit der Umsetzung ist man dort aber nicht recht zufrieden.

Die Regierung hat gestern ihr Modell einer „Strompreisbremse“ im Ministerrat beschlossen und der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Idee dafür stammt ursprünglich vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Wien und wurde in der Folge von der schwarz-grünen Koalition umgesetzt. Das Modell sieht konkret vor, dass pro Haushalt ein Strompreiskontingent von 2.900 kWh (als 75 Prozent des Durchschnittverbrauch eines dreiköpfigen Haushalts ohne Warmwasseraufbereitung mit Strom) so subventioniert wird, dass die Kilowattstunde nur 10 Cent kostet.

Bemessungsgrundlage zu hoch

Für jede Kilowattstunde über dem Kontingent muss der Marktpreis bezahlt werden. Die Dauer der Subvention ist auf ein Jahr begrenzt, die Gesamtosten liegen bei etwa 2,5 Milliarden Euro. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr zeigte sich im Ö1-Morgenjournal grundsätzlich zufrieden, dass der Vorschlag seines Instituts realisiert wurde. Er kritisierte aber, dass das subventionierte Kontingent zu hoch angesetzt sei, somit entfalle für die Hälfte der österreichischen Haushalte jeglicher Anreiz zum Stromsparen.

Einheitspreis von 40 Cent pro kWh?

An einem weiteren wesentlichen Detail der Strompreisbremse stoßen sich die WIFO-Experten. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es: „Die Kompensation des den Fixpreis übersteigenden Marktpreises soll bei 40 Cent pro kWh ge­deckelt sein, d. h. die maximale Kompensation der Energieversorgungsunternehmen beträgt 30 Cent pro kWh. Dieser Ankerpreis kann dazu führen, dass (mittelfristig) alle Energiever­sorgungsunternehmen einen Einheitstarif zu 40 Cent anbieten werden, um die Differenz zwi­schen dem Ankerpreis und ihrem Schattentarif (kalkulatorischer Strompreis) abzuschöpfen.“ Das heißt auf gut Deutsch: Stromanbieter, die bisher relativ günstig waren, werden teurer.

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