Seifenoper mit Laiendarstellern Kurz und Schmid
Während Österreich in die größte Wirtschaftskrise seit 1945 schlittert, beschäftigt sich die große Politik mit Aufzeichnungen eines Telefonats zweier mehr oder weniger begabter Laiendarsteller. Das wäre an sich eh amüsant, wäre nicht der eine Ex-Bundeskanzler und der andere ein ehemaliger Spitzenmanager dieser Republik. Das Bild, das Sebastian Kurz und Thomas Schmid abgeben, könnte fataler nicht sein. Fatal vor allem in der Hinsicht, dass mit dieser öffentlichen Seifenoper der letzte Glaube an das österreichische Parteiensystem verloren geht. Die Forderung des Bundespräsidenten nach sauberer Politik gerät angesichts der aktuellen Zustände zur Farce. Und die ÖVP? Die bunkert sich ein, spricht von einer Hetzjagd, schiebt das Strafgesetzbuch vor und lehnt jede Form der Selbstreinigung ab. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass diese Haltung bei den kommenden Wahlen abgestraft wird. Johanna Mikl-Leitner wird als erste am Altar der Selbstgefälligkeit geopfert.
Weiße Westen
Zurück zu den beiden Hauptdarstellern. Da scheint es einen Wettlauf zu geben, wer sich schneller die weiße Weste anzieht. Kurz mit seiner Telefonaufzeichnung oder Schmid mit seinem Ansinnen, als Kronzeuge aufzutreten. Vor allem dem Altkanzler geht es dabei offensichtlich darum, in der Öffentlichkeit gut dazustehen, denn er und seine Anwälte wissen, dass ein heimlich aufgezeichneter Mitschnitt eines Telefonats vor Gericht wahrscheinlich nicht halten wird. Einmal Politiker immer Politiker. Es geht es ihm in erster Linie um die Reinwaschung vor seinen ehemaligen Wählern. Apropos: An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass man Wahlentscheidungen nicht nach dem Schwiegersohn-Prinzip treffen sollte.