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Wiener Schnitzel auf einem Teller
Die schwarz-blaue Landesregierung in Niederösterreich hat eine "Wirtshaus-Prämie" in Aussicht gestellt.
Die schwarz-blaue Landesregierung in Niederösterreich hat eine "Wirtshaus-Prämie" in Aussicht gestellt.
iStock.com/GMVozd

"Schnitzel"-Briefe: Tagespresse bringt FPÖ zur Weißglut

12.04.2023 um 14:23, Patrick Deutsch
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Ein gefälschter Brief, der an zahlreiche niederösterreichische Wirtshäuser versandt wurde, sorgt weiter für Aufregung. Die FPÖ schäumt vor Wut.

In ihrem Arbeitsübereinkommen für Niederösterreich haben sich FPÖ und ÖVP auf eine "Wirtshaus-Prämie" verständigt, die Gasthäuser fördern soll, die ein "traditionelles und regionales Speisenangebot" vorweisen. Genauere Modalitäten waren bisher nicht bekannt. Das hat das Satire-Medium "Die Tagespresse" genutzt, um Fake-Briefe mit Logo und Anschrift der FPÖ-Niederösterreich zu verschicken, die auf die neuen Leitlinien hinweisen. Allerdings hätte schon der Betreff "Wirtshausprämie und Panierquote Neu" einen Scherz vermuten lassen können.

Realität oder Satire

"Man spricht Deutsch! Befinden sich auf der Speisekarte ausländische Begriffe wie Cordon Bleu, Ragout oder Palatschinken? Setzen Sie auf deutschsprachige Alternativen, z.B. Pfannkuchen statt Palatschinken (vom slawischen Palatsinka), oder mittelrohe Fleischschnitte statt medium-rare Steak", stand in dem Brief. In den Sozialen Medien sorgten die skurrilen "Leitlinien" unterdessen für Erheiterung. Formulierungen wie "Panier-Quote", "Gabalier-Fleischlaberl" oder "Andreas-Hofer-Schnitzel" brachten die User zum Lachen. Weniger unterhaltsam fand die FPÖ das Schreiben und reagierte schwer empört. Sogar rechtliche Schritte gegen den Verfasser wurden angekündigt. FPÖ-Landesparteisekretär Alexander Murlasits ortete "Silbersteinmethoden" und vermutete die Urheber im "links-grünen Veganer-Milieu". Diese sollten "ihr Tofu-Algen-Schnitzel einmal mithilfe von Besteck und nicht mit Hammer und Sichel verspeisen", so Murlasits.

Faksimile des verschickten Schreibens
Der "Fake"-Brief wurde an rund 500 niederösterreichische Wirte verschickt.

"Bekennerschreiben"

Mittlerweile ist die Herkunft des Fake-Briefs aber geklärt. Dabei handelt es sich nicht wie von der FPÖ vermutet um "links-grüne Veganer", sondern um die Satire-Plattform "Die Tagespresse". Die Redaktion wollte mit der Aktion nur das Wahlversprechen der FPÖ umsetzen und verhindern, dass die Wirtshausprämie in einer Schublade verschwindet. Mit Hilfe von ChatGPT organisierte sich die Tagespresse die Adressen sämtlicher Gasthäuser in Niederösterreich und verschickte im Anschluss an 500 davon einen Brief. "Wir konsumieren eine lebensgefährliche Menge Grüner Veltliner aus Krems, um beim Verfassen des Briefs den Tonfall der FPÖ möglichst präzise zu imitieren", schildern die Tagespresse-Redakteure auf ihrer Homepage die Entstehungsgeschichte des Schreibens. Von der Reaktion der FPÖ zeigt man sich allerdings enttäuscht: "Die FPÖ Niederösterreich spricht von 'Silbersteinmethoden' – eine plumpe Lüge. Denn die FPÖ ist von UNS paniert worden, waschechten, autochthonen, hiesigen Österreichern mit Schnitzel als Lieblingsspeise. Und die Partei, die sonst gegen alle unter der Gürtellinie austeilt und im TV sogar Schülerinnen attackiert, hat dabei dünnhäutiger als eine Käsekrainer reagiert."

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