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Lena Schilling mit Werner Kogler und Sigi Maurer
Lena Schilling gerät zunehmend ins Visier.
Lena Schilling gerät zunehmend ins Visier.
HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com

Schilling: "Ich hasse die Grünen!"

21.05.2024 um 15:47, Stefanie Hermann
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Frisch aufgetauchte Chats werfen ein ungünstiges Licht auf die Grüne-Spitzenkandidatin. Schilling soll geplant haben, nach der Wahl zu Links überzulaufen.

Neue Woche, neuer Schilling-Skandal: Der Standard hat heute neue Chats aus dem Umfeld von Lena Schilling publiziert. Die Spitzenkandidaten war in den vergangenen Wochen nach einer eingehenden Standard-Recherche in die Schlagzeilen geraten. Seitdem hat ihr die Partei treu die Mauer gemacht – ein Schachzug, über dessen politisches Geschick sich streiten lässt. Von Maurer bis Kogler sind die Grünen Granden des Landes ausgerückt, um ihre junge Spitzenkandidatin in Schutz zu nehmen. "Politische Kampagne" und "mediales Gemurkse und Gefurze" hieß es zu den Vorwürfen. Von der Unschuld Schillings zeigte man sich fest überzeugt. 

Pläne für Parteiwechsel

Wenn nur ansatzweise stimmt, was die Spitzenkandidatin der Grünen in den Monaten vor der EU-Wahl von sich gegeben hat, haben die Grünen ein ernsthaftes Problem. Wie eine ehemalige Vertrauensperson Schillings gegenüber dem Standard eidesstattlich versichert, soll Schilling eingehend darüber gesprochen haben, die Grünen nach der EU-Wahl zu verlassen und zur Linksfraktion überzulaufen. Überlegt worden sei unter anderem, was das finanziell bedeuten würde. "Diese Pläne wurden detailliert besprochen, unter anderem ging es um die Frage, wie viel Budget ihr dann für die Kampagnen bliebe, wenn sie die Grünen verlasse", zitiert der Standard die Auskunftsperson. Mehrere Menschen hätten diese Erzählung in der Recherche unabhängig voneinander bestätigt. 

"Die Grünen können nichts mehr machen muhahha"

Damit nicht genug, rücken neue Chats Schillings Verhältnis zu den Grünen und zur Wahrheit in ein denkbar ungünstiges Licht. Sie habe ihr Leben lang "niemanden so sehr gehasst wie die Grünen", soll Schilling noch im November per Chat verlautbart haben – wenige Tage, bevor offizielle Gespräche über ein mögliches Antreten aufgenommen wurden. Selbst als ihre Kandidatur offiziell ist, dürften sich die Animositäten nicht beruhigt haben. "Am 24. Februar "bin ich [zur Spitzenkandidatin, Anm.] gewählt, und die Grünen können nichts mehr machen muhahha", schreibt die 23-Jährige im Jänner nach Bekanntwerden ihrer Kandidatur. Ein weiterer Beleg für die Pläne, zu einer anderen Fraktion überzulaufen, so die Auskunftsperson gegenüber dem Standard. 

Rückhalt von Maurer

"Grüne Positionen waren mit jenen von Lena Schilling immer schon stark überschneidend, trennendes Moment war die Organisationsform – Bewegung vs. Partei", verteidigt Schillings Förderin und Klubobfrau Sigi Maurer auf Spiegel-Anfrage die Grüne Spitzenkandidatin. Dabei soll Schilling vertrauliche Chats zwischen ihr und Maurer weitergeleitet haben. Ein absolutes No-Go am politischen Parkett.

Von Rücktritt ist unterdessen aber weiter keine Rede. "So schwer es für mich zu nehmen war, dass ehemalige Freundinnen mich zum Rücktritt drängen und sich von mir abwenden wollten, stand für mich immer der Kampf für den Klimaschutz im Fokus", so Schillings Statement gegenüber dem Standard. 

Schilling dementiert

Ein Wechsel weg von den Grünen sei für sie absolut ausgeschlossen, dementiert Schilling gegenüber dem deutschen Nachrichtenmagazin Spiegel. "Ich hatte zu den Grünen sehr lange ein sehr kritisches Verhältnis, das sich aber in den letzten Jahren – und insbesondere durch die Annäherung im Rahmen meiner Kandidatur – stark verändert hat", heißt es im offiziellen Statement. Aber ja, es stimmt, sie habe mit einem Wechsel zur Partei gehadert; nicht zuletzt aufgrund großen Drucks aus ihrem damaligen politischen wie familiären Umfeld. "Im Zuge meiner Entscheidung – und überhaupt nachdem ich sie für mich final getroffen habe – habe ich die Grünen als Organisation, in ihren Positionen und die Menschen, die dort für die gleichen Themen kämpfen wie ich, ins Herz geschlossen und fühle mich politisch angekommen", heißt es im Statement.

Den Bericht des Standards nennt Schilling "unvollständig". Sie habe deutlich ausführlicher geantwortet. An der vollen Geschichte habe es aber kein Interesse gegeben. Das ungekürzte Originalstatement kann man hier nachlesen

 

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