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ÖVP-Sozialsprecher August Wöginger, Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) und NEOS-Sozialsprecher Johannes Gasser am Freitag, 12. September 2025, anl. einer PK "Pensionsanpassung 2026" der Bundesregierung in Wien
Das Sparpaket betrifft nun auch die Pensionen. Seniorinnen erhalten in zukunft nur noch eine fixe Erhöhung.
Das Sparpaket betrifft nun auch die Pensionen. Seniorinnen erhalten in zukunft nur noch eine fixe Erhöhung.
TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

Pensionshammer: So viel Geld verlieren Senioren jetzt

12.09.2025 um 11:59, Marcel Toifl
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Die Sparpläne der Regierung treffen nun auch die Pensionen. Bei den Rentengeldern wollen die Parteien hunderte Millionen Euro einsparen. Die Opposition tobt.

Die Koalition hat am Freitag die neue Pensionsanpassung vorgestellt. Der Sparkurs trifft jeden Dritten im Land. Ab einer monatlichen Pension von 2.500 Euro gibt es künftig nur mehr einen Fixbetrag von 67,50 Euro. Die Regierung spricht von sozialer Gerechtigkeit, die Opposition von einem Anschlag auf das Leistungsprinzip.

Die Eckpunkte der Anpassung

Für rund 1,65 Millionen Senioren bringt das kommende Jahr eine Erhöhung ihrer Altersbezüge um 2,7 Prozent. Doch das gilt nur für gesetzliche Pensionen bis zu einer Höhe von 2500 Euro brutto monatlich. Wer mehr bekommt, erhält einen Fixbetrag von exakt 67,50 Euro – unabhängig von der tatsächlichen Höhe der Pension.

Diese Staffelung soll laut Regierung eine soziale Abfederung sicherstellen. Das Gesamtpensionseinkommen inklusive Sonder- und Mehrfachpensionen wird künftig zur Berechnung herangezogen. Damit werden auch bislang getrennt ausbezahlte Leistungen kumuliert betrachtet.

Wen die Kürzung trifft

Fast jeder dritte Pensionist bekommt nicht mehr den vollen Inflationsausgleich. Wer über der Grenze von 2500 Euro liegt, verliert real an Kaufkraft. Auch wenn man rechnerisch einen höheren Betrag bezieht, bleibt die Anpassung bei 67,50 Euro gedeckelt. Bei einer monatlichen Pension von 3000 Euro macht das inflationsbereinigt ein Minus von 13,5 Euro pro Monat.

Besonders betroffen sind Pensionisten mit mehreren Bezugsquellen. Wer etwa zusätzlich zur Alterspension eine Witwenpension bezieht, rutscht schnell über die Grenze. Diese Regelung soll nun einheitlich und flächendeckend gelten.

Reaktionen aus der Politik

ÖVP-Klubobmann August Wöginger verteidigt den Sparkurs: „Ein Pensionist mit 3000 Euro bekommt mehr als einer mit 2000 – das ist gerecht.” Auch Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) spricht von einer „sozial gerechten Anpassung” und betont: „Für mich als Sozialministerin ist klar, dass es nicht nur die Pensionisten sein können, die die Last der Budgetsanierung tragen.”

Die Opposition sieht das anders. Die FPÖ kritisiert den „Aderlass” bei den Senioren. Ex-Pensionskommissionschef Walter Pöltner spricht von einer „populistischen Maßnahme”, die das Versicherungsprinzip untergräbt. Die Grünen hingegen sehen zentrale Forderungen erfüllt. Dennoch monieren auch sie, dass die versprochene Lastenverteilung auf „breiten Schultern” nicht erreicht wurde.

Die Rechnung hinter der Reform

Die Einsparungen durch die Deckelung beziffert die Regierung mit 350 Millionen Euro. Eine flächendeckende Anhebung aller Pensionen um 2,7 Prozent hätte 1,89 Milliarden Euro gekostet. Die tatsächlichen Kosten liegen nun bei 1,73 Milliarden Euro.

NEOS-Sozialsprecher Johannes Gasser rechnet vor, dass sich über die gesamte Legislaturperiode Einsparungen von 1,4 Milliarden Euro ergeben. Die Maßnahme sei „umsichtig und notwendig”. Der Teuerungsausgleich bezieht sich auf die Inflationsrate zwischen August 2024 und Juli 2025.

Protest und offene Fragen

Die Seniorenvertretungen der Koalitionsparteien blieben der Pressekonferenz demonstrativ fern. Eine Zustimmung zu den Reformen habe es nicht gegeben. Sozialministerin Schumann räumt ein: „Es tut mir leid, dass wir die Wünsche nicht erfüllen können.”

Für viele stellt sich nun die Frage, ob künftig weitere Sonderregelungen folgen. Bereits in der Vergangenheit gab es überdurchschnittliche Erhöhungen für niedrigere Pensionen. Kritiker sehen darin eine schleichende Abkehr vom Prinzip: Wer mehr einzahlt, soll auch mehr herausbekommen.

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