Krisenabschluss: KV-Einigung in erster Runde fix
Traditionell haben die Metaller heute den Auftakt zu den KV-Verhandlungen 2026 gemacht. Angesichts der anhaltend kriselnden Wirtschaftslage wurde mit zähen Gesprächen gerechnet. Dass es bereits heute einen Abschluss gibt, ist für viele überraschend. Die Gewerkschaft spricht von einem „Krisenabschluss“, der unter schwierigen Bedingungen gelungen sei.
- Wirtschaftlicher Rahmen
- Kompromiss auf beiden Seiten
- Niedriger Abschluss auf zwei Jahre angelegt
- Gewerkschaft mit Abschluss zufrieden
- Industrie „zeigt Lebenszeichen“
- Signal für andere Branchen
Wirtschaftlicher Rahmen
Österreich steckt in der längsten Flaute seit Jahrzehnten, die Metallindustrie verzeichnet Produktionsrückgänge von über 20 Prozent und den Abbau von bereits rund 10.000 Arbeitsplätzen. Steigende Kosten und die anhaltend hohe Inflation belasten sowohl Betriebe als auch Beschäftigte. Vor diesem Hintergrund stand die Frage im Raum, wie man einerseits die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sichern und andererseits die Kaufkraft der Arbeitnehmer erhalten kann.
Kompromiss auf beiden Seiten
Dass die Verhandlungen doch schnell gehen könnten, hatten beide Seiten im Vorfeld angedeutet. Ein Abschluss am selben Tag sei realistisch, sollte ein brauchbares Angebot auf den Tisch kommen, betonte PRO-GE-Chef Reinhold Bindern. Auch Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, pochte auf die Notwendigkeit einer pragmatischen Lösung angesichts von Produktionsrückgängen und Jobverlusten.
Niedriger Abschluss auf zwei Jahre angelegt
Am Ende haben sich die Sozialpartner erneut auf eine zweijährige Laufzeit geeinigt. Der Abschluss beträgt rund die Hälfte der Inflation. Damit fällt er im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geringer aus.
1. Jahr – ab 1. November 2025
Im ersten Jahr steigen die IST-Löhne um 1,41 Prozent, die KV-Mindestentgelte und Lehrlingseinkommen um zwei Prozent, dazu gibt es Einmalprämien oder zusätzliche Urlaubstage. Ab November 2025 haben die Beschäftigten damit sofortige finanzielle Entlastung und mehr Flexibilität durch die Wahl zwischen Geldprämien und Freizeit.
- +1,41 % auf die IST-Löhne und -Gehälter
- +2 % auf KV-Mindestentgelte (Einstiegsgehälter)
- +2 % auf Lehrlingseinkommen sowie Einmalzahlung von 250 €
- Wahl zwischen zwei Einmalprämien à 500 € oder zweimal zwei zusätzlichen Urlaubstagen
- +7,54 % auf Zulagen für Nachtarbeit und dritte Schicht
2. Jahr – ab 1. November 2026
Ab November 2026 sorgt der Abschluss für spürbare Anpassungen bei Gehältern und Zulagen und soll damit Stabilität und Planungssicherheit schaffen. Im zweiten Jahr steigen die KV-Mindestentgelte, Zulagen und Lehrlingseinkommen um 2,1 Prozent, die IST-Löhne um 1,9 Prozent.
- +1,9 % auf die IST-Löhne und -Gehälter
- +2,1 % auf KV-Mindestentgelte
- +2,1 % auf Lehrlingseinkommen und Zulagen
- +2,1 % auf Aufwandsentschädigungen
- +7,01 % auf Zulagen für Nachtarbeit und dritte Schicht
Gewerkschaft mit Abschluss zufrieden
„Mit dem Krisenabschluss für zwei Jahre konnten wir Nulllohnrunden verhindern und die Kaufkraft der Beschäftigten sichern", so PRO-GE-Bundesvorsitzender Reinhold Binder. Angesichts der "dramatischen Situation" habe man gemeinsam mit den Sozialpartner Verantwortung übernommen, betont auch GPA-Bundesgeschäftsführer Mario Ferrari.
Industrie „zeigt Lebenszeichen“
"Es war wichtig, dass wir heuer einen vernünftigen und pragmatischen Abschluss vereinbaren konnten. Die lösungsorientierte Sozialpartnerschaft zeigt damit wieder ein Lebenszeichen", zeigt sich auf der Arbeitgeberseite Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie zufrieden, betont aber weiter den Ernst der Lage: „Wir haben mehr als 20 Prozent an Produktionsleistung verloren.“
Signal für andere Branchen
Die Metaller KV-Verhandlungen gelten traditionell als richtungsweisend für die gesamte Herbstlohnrunde. Die vergleichsweise niedrigen Abschlüsse könnten ein Signal an andere Branchen sein, angesichts der schwachen Wirtschaft auf zurückhaltende Lohnerhöhungen zu setzen. Arbeitgeber wie Gewerkschaften sehen im Kompromiss einen Balanceakt zwischen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und Sicherung der Kaufkraft für die Beschäftigten.