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Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne)
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne).
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne).
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Leonore Gewessler: Zurück zur Kohle

20.06.2022 um 08:19, Patrick Deutsch
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Aufgrund der reduzierten Gaslieferungen aus Russland beschloss das „kleine Krisenkabinett“ der Regierung, das derzeit stillgelegte Kraftwerk Mellach (Steiermark) wieder auf Kohleverstromung umzurüsten.

An dem Krisengespräch am Sonntag nahmen Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Gewessler und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) teil, die mit Experten der jeweiligen Ministerien über die Sicherung der Energieverosrgen berieten.

Strom aus Kohle

Gemeinsam mit dem Energiekonzern VERBUND wurde beschlossen, dass das derzeit stillgelegte Fernheizkraftwerk Mellach so umgerüstet wird, dass es im Notfall Strom aus Kohle produzieren kann. Damit folgt die Regierung dem Vorbild aus Deutschland, wo Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bereits angekündigt hat, dass bei der Stromproduktion Kohlekraftwerke „stärker zum Einsatz kommen“ sollen.

Fernheizkraftwerk Mellach
Das derzeit stillgelegte Fernheizkraftwerk Mellach soll reaktiviert werden.

Die Bundesregierung setzt weitere Schritte, um die Versorgung der heimischen Wirtschaft und der Haushalte sicherzustellen. Wir treiben die Diversifizierung bei den Gaslieferungen voran, um uns Schritt für Schritt unabhängiger von russischem Gas zu machen. – Klimaschutzministerin Leonore Gewessler

Gasspeicher im EU-Vergleich gut gefüllt

Neben den Beschluss über das Fernheizkraftwerk Mellach wurden in der Sitzung auch die gesetzten Maßnahmen zur Erhöhung der Füllstände österreichischer Gasspeicher erörtert. So stehen etwa für den Ankauf einer „strategischen Gasreserver“ (20 Terawattstunden) bis zu 6,6 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Ankauf von nicht-russischem Gas wird mit bis zu 100 Millionen Euro gefördert.  Zudem wird für die Industrie die Möglichkeit geschaffen, selbst Gas zu bevorraten. Eine „Use-it-or-loose-it“-Regelung wird auf den Weg gebracht und soll dafür sorgen. dass Speicherbetreiber ihre Kapazitäten nützen oder an andere Betreiber abgeben müssen. Aktuell sind in den heimischen Gasspeichern 39 Prozent des Jahresverbrauchs eingelagert. Damit liegt man im EU-Vergleich auf dem zweiten Platz. Nur Lettland, das rund 77 Prozent seines Jahresbedarfs bevorratet hat, liegt hier vor Österreich.

Österreich hat im internationalen Vergleich eine extrem hohe Speicherkapazität. Wir können einen Ganzjahresverbrauch in unseren Speichern einlagern. Bisher läuft die Einspeicherung nach Plan, jetzt geht es darum, die Reduktion des russisches Gas durch andere Quellen bzw. Lieferanten zu ersetzen, um weiterhin einen Vorrat anlegen zu können. Dafür werden wir alle Vorbereitungen treffen und die notwendigen Maßnahmen setzen. Die Versorgung des Landes zu sichern ist unser oberstes Ziel. – Bundeskanzler Karl Nehammer

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