Kein Jux: Die irre Macht des Bundespräsidenten
Schließen Sie für einen Moment die Augen und stellen Sie sich vor, einer der Herausforderer wäre tatsächlich Bundespräsident geworden. Genug. Sie können die Augen wieder öffnen. Es ist nichts passiert. Noch nicht. Aber müsste dieser kurze Albtraum angesichts der Allmachtsphantasien, der Schrulligkeit und der Mittelmäßigkeit dieser Leute nicht alle Alarmglocken schrillen lassen? Wenn es tatsächlich stimmt, dass der Bundespräsident ein wichtiger Faktor in unserer Verfassung ist, müssen wir angesichts des hinter uns liegenden Wahlkampfes dringend darüber nachdenken, diese Verfassung zu ändern. Oder wie es der Nicht-Politiker Marco Pogo ganz ohne Politsprech sagen würde: Wir beginnen über dieses Thema einen breiten Diskurs (das meine ich mit Mittelmäßigkeit).
Hörig nach Autorität
Wir Österreich brauchen offensichtlich so eine Autorität, einen, der über den Dingen steht, einen, der uns mit erhobenem Zeigefinger den rechten Weg weist. Das rührt wohl aus der Kaiserzeit und hat mit unserer romantisierten Vorstellung von Autorität zu tun. Aber wäre es da nicht besser, wir würden uns wieder eine Art Kaiser halten, der völlig kompetenzlos durch die Hofburg geistert und durch nichts außer alberne Gspusis auffällt? Vergessen wir nicht: Unser Staatsoberhaupt ist der Oberbefehlshaber des Heeres – der OBERBEFEHLSHABER! Er darf außerdem nach Lust und Laune die Regierung entlassen oder einzelne Minister, die er nicht so super findet, ohne Angabe von Gründen ablehnen.
Alles ist möglich
Und das sollen wir ernsthaft in die Hände von irgendwelchen Kasperln legen? Okay, die Gefahr, dass einer der Genannten die Wahl gewinnt, ist verschwindend gering. Aber eines Tages wird ein Donald Trump, ein Viktor Orban oder ein Wladimir Putin kommen. Und dann werden wir uns wundern, was alles möglich ist.