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Harald Mahrer spricht bei einer Pressekonferenz der Wirtschaftskammer Österreich über seinen Rücktritt als Präsident der Oesterreichischen Nationalbank.
WKÖ-Präsident Harald Mahrer hat seinen Rücktritt bei der OENB verkündet.
WKÖ-Präsident Harald Mahrer hat seinen Rücktritt bei der OENB verkündet.
TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

Harald Mahrer tritt zurück – als OENB-Präsident

10.11.2025 um 12:59, Stefanie Hermann
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WKÖ-Präsident Harald Mahrer hat seinen Rücktritt als Präsident der OENB bekanntgegeben. Künftig will er sich ganz auf die Wirtschaftskammer konzentrieren.

Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), zieht Konsequenzen: Er gibt sein Amt als Präsident des Generalrats der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) ab. „Ich möchte keine halben Sachen machen“, erklärte er am Montag vor Journalisten. Der Rücktritt soll „zeitnäher“ erfolgen, Mahrer will zuvor den Prozess einer geordneten Übergabe aufsetzen. In der Kammer selbst bleibt er fest im Sattel, ebenso an der Spitze des ÖVP-Wirtschaftsbundes.

Fokus auf die Kammer

Sein Ausscheiden aus der OeNB, betont Mahrer, sei keine Reaktion auf die Kritik an seinen Mehrfachgehältern. Es gehe „nicht um das Salär“, sondern um eine Konzentration auf die Aufgabe in der Wirtschaftskammer, „wo meine Aufmerksamkeit spürbar am dringendsten gebraucht wird“. Er wolle die Kammer zu einer „starken Stimme für die Wirtschaft“ machen.

Hohe Bezüge, hoher Druck

Mahrer war zuletzt massiv in die Kritik geraten. Neben seinem Präsidentengehalt von 15.158 Euro im Monat als WKÖ-Chef und rund 6.000 Euro als Wirtschaftsbund-Präsident erhielt er als OeNB-Präsident zusätzlich 7.330 Euro monatlich. In seiner ersten Funktionsperiode hatte er auf diese Aufwandsentschädigung noch verzichtet. Nach öffentlicher Empörung über die Gehaltssummen und die interne Erhöhung um 4,2 Prozent in der Kammer geriet der Druck auf den Präsidenten immer stärker.

Krisengipfel brachte Rückhalt

Bereits am Sonntagnachmittag hatte Mahrer die Präsidentinnen und Präsidenten der neun Landeskammern zu einem Krisengespräch geladen – auf seinen ausdrücklichen Wunsch, wie er betonte. Dort stellte er die Vertrauensfrage. „Ich bin der Reihe nach durchgegangen, und die Leute haben Ja gesagt“, schilderte Mahrer. Zugleich forderten die Länder Reformen – und zwar rasch.

Reform mit Ansage

Mahrer kündigte eine umfassende Neuaufstellung der Kammer an. Gemeinsam mit der Belegschaftsvertretung soll die bisherige Formel zur Berechnung der Gehaltserhöhungen überarbeitet werden. Ziel sei, „eine realitätsnahe Abbildung“ der Lage in den Mitgliedsbetrieben zu schaffen. Die Anpassung soll bereits kommendes Jahr für den Gehaltsabschluss 2027 gelten. Die derzeitige Berechnung, die 2025 zu einem Plus von 4,2 Prozent führte, habe sich als „nicht krisenresistent“ erwiesen.

Prüfung durch den Rechnungshof

Auch die Entschädigungen für Funktionäre geraten unter die Lupe. Der Rechnungshof hat eine umfassende Prüfung angekündigt, die insbesondere die Struktur der Funktionszulagen betreffen soll. Im vergangenen Jahr waren die Entgelte der Landeskammerpräsidenten teils um bis zu 60 Prozent gestiegen – laut Kammer aufgrund einer „Strukturumstellung“. Mahrer selbst unterstützt die externe Kontrolle: „Wir scheuen keinen Vergleich. Wir wollen besser, mitgliedsnäher und wirksamer werden.“

Strukturen am Prüfstand

Darüber hinaus sollen Leistungen und Strukturen der Kammer extern überprüft werden. Wie dieser Prozess ablaufen wird, steht noch nicht fest. Fest steht hingegen: Mahrer will damit zeigen, dass die Kammer lernfähig bleibt – und er selbst als Präsident „laut“ und „unbequem“ sein will.

Kammerumlage vorerst kein Thema

Auf eine mögliche Senkung der Kammerumlage angesprochen, verwies Mahrer auf die bereits 2024 erfolgte Reduktion um 30 Millionen Euro. Eine weitere Senkung sei „nicht ausgeschlossen“, aber derzeit nicht geplant. Die Rücklagen der WKÖ – zuletzt rund zwei Milliarden Euro – seien großteils zweckgebunden und daher „nicht einfach frei verfügbar“.

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