FPÖ: Planlos gegen das System
Der teils skurrilen Schar an Präsidentschaftskandidaten ist es nicht gelungen, den Amtsinhaber in die Knie und damit in eine Stichwahl zu zwingen. Offenbar möchten sich die Österreicher doch lieber bei „Forsthaus Rampensau“ fremdschämen als mit ihrem Bundespräsidenten. Auch die Bäume der FPÖ scheinen nicht in den Himmel zu wachsen, schon gar nicht mit Walter Rosenkranz, der nicht mehr drauf hatte, als den biederen Erzrechten zu geben. Ein Umstand war am freiheitlichen Kandidaten aber doch bemerkenswert: Noch am Wahlabend präsentierte der ORF nämlich die Wahlmotive, die darüber Auskunft geben, warum die Wähler einem bestimmten Kandidaten den Vorzug gaben. Der Hauptgrund für die Wahl von Rosenkranz lautete „Widerstand gegen das System“.
Anti alles
Das ist auf verschiedenen Ebenen verstörend. Zunächst mal, weil die FPÖ im Allgemeinen und Walter Rosenkranz im Speziellen sowas von Teil des Systems sind. Mehr geht gar nicht. Dennoch verorten FPÖ-Wähler ihre Partei als systemkritisch. Das kann man schon mal schräg finden. Natürlich nutzten die Freiheitlichen diesen Umstand und redeten den ganzen Wahlabend von „Systemparteien“ und „Systemmedien“. Im Übrigen ist das übelster Nazijargon, in Österreich mittlerweile halt salonfähig.
Zudem fragt man staunend: Gegen welches System sind diese Menschen eigentlich? Gegen das demokratische System? Gegen das rechtsstaatliche System? Und was soll sich eigentlich genau ändern? Man weiß es nicht. Auch die FPÖ hält sich diesbezüglich bedeckt. Es ist legitim, gegen das „System“ zu sein, sollte sich aber überlegen, was stattdessen kommt. Nur kaputt machen ist nämlich kein Programm.