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Innenminister Gerald Karner im Rahmen eines Pressetermins
Innenminister Gerald Karner will die Asylpolitik weiter verschärfen.
Innenminister Gerald Karner will die Asylpolitik weiter verschärfen.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

"Harte Linie": Weniger Asylanträge, mehr Abschiebungen

21.09.2025 um 08:43, Patrick Deutsch
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Österreich verzeichnet einen deutlichen Rückgang bei Asylanträgen. Auch die Zahl der Abschiebungen steigt. Innenminister Karner spricht von harter Linie.

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Die Zahl der Asylanträge in Österreich ist weiter stark gesunken. Von Jänner bis Ende August 2025 wurden 11.622 Anträge gestellt, das sind um 32 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2024. Lediglich 4.545 Anträge, rund 39 Prozent, waren originär. Im August wurden 1.403 Asylanträge eingebracht. Die meisten kamen aus Afghanistan mit 405 Fällen, wovon nur 195 originär waren. Auslöser für zusätzliche Anträge ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, nach dem Frauen mit subsidiärem Schutz nun regulär Asyl beantragen.

4.363 zwangsweise Abschiebungen

Von Jänner bis August 2025 gab es laut Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl 9.080 Abschiebungen. 4.717 Personen reisten freiwillig aus, 4.363 mussten zwangsweise außer Landes gebracht werden. Rund die Hälfte der Betroffenen war zuvor strafrechtlich verurteilt. Bis Ende August wurden 619 Dublin-Überstellungen vollzogen, darunter 75 Afghanen, 69 Syrer und 67 Algerier. Innenminister Gerhard Karner betonte: „Die bereits umgesetzten Abschiebungen von verurteilten Straftätern nach Syrien und in Zukunft auch nach Afghanistan sind Teil einer harten und gerechten Asylpolitik. Der eingeschlagene Kurs wird weiter konsequent abgearbeitet.“

BFA setzt auf Schnellverfahren

Bis Ende August wurden 20.790 Asylverfahren negativ entschieden oder eingestellt. 1.269 Menschen zogen ihre Anträge zurück und verließen Österreich freiwillig. In 6.984 Fällen wurde Asyl oder subsidiärer Schutz gewährt. Besonders geringe Chancen hatten Antragsteller aus Marokko mit 1,7 Prozent, aus Georgien mit 2,1 Prozent und aus Indien mit 1,6 Prozent Anerkennungsquote. Das BFA setzte vermehrt auf Schnellverfahren: 446 Entscheidungen fielen innerhalb von 28 Tagen oder sogar 72 Stunden.

Asylanträge europaweit rückläufig

Auch europaweit sind die Asylanträge rückläufig. Von Jänner bis August 2025 wurden in Europa, einschließlich Schweiz und Norwegen, 528.444 Anträge gestellt. Das entspricht einem Minus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während Lettland (+18 Prozent), Luxemburg (+8 Prozent) und Kroatien (+7 Prozent) Zuwächse meldeten, gab es in vielen Staaten deutliche Rückgänge. Besonders stark waren diese in Bulgarien (-71 Prozent), Zypern (-65 Prozent), Rumänien (-52 Prozent) und Deutschland (-38 Prozent). Österreich verzeichnete einen Rückgang um 32 Prozent und liegt in der europaweiten Statistik nach Bevölkerungsgröße auf Rang elf, bei den absoluten Zahlen auf Platz neun.

Grenzschutz verbessert

Durch verstärkte Maßnahmen gegen illegale Migration wurde Österreich zunehmend von Schlepperrouten gemieden. An der Grenzkontrollstelle Spielfeld werden bis Mitte Oktober vier nicht mehr benötigte Zelte abgebaut. In Nickelsdorf ist der Abbau bereits abgeschlossen. Die Schlepperrouten haben sich in den Osten Europas, vor allem auf die Balkan-Küstenroute, verlagert. Auch die Operation Fox auf ungarischem Gebiet zeigt Wirkung.

Einsparungsmöglichkeiten

Aktuell befinden sich 55.923 Menschen in der Grundversorgung, darunter 1.268 in Bundesbetreuung. Zu Jahresbeginn 2023 waren es noch knapp 93.000. Aufgrund des Rückgangs konnten die Bundesquartiere von über 30 auf acht reduziert werden. Im Asylbereich ergeben sich dadurch Einsparungsmöglichkeiten.

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