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Labor-Mitarbeiter bei der Auswertung von Stammzellen-Tests | Credit: iStock.com/microgen
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Die Rolle der Stammzellen in der Zukunft – und wie sie Ihr Leben verändern können

17.12.2025 um 22:52, Weekend Online
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In diesem Artikel erfahren Sie, wie Stammzellen funktionieren, warum sie so bedeutsam sind und welche Zukunftsaussichten sich daraus ergeben.

Stammzellen gelten als einer der wichtigsten Bausteine für die Medizin der Zukunft. Vor allem die Zellen aus dem Nabelschnurblut und dem Nabelschnurgewebe liefern heute schon wertvolle Ansätze. Die bisherigen Forschungsergebnisse geben besonders im Bereich der regenerativen Therapien Anlass zu Hoffnung.

Was sind Stammzellen?

Stammzellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich selbst erneuern und zu unterschiedliche Zelltypen entwickeln können. Im Nabelschnurblut und -gewebe unterscheidet man insbesondere:

  • Hämatopoetische Stammzellen (Blutstammzellen): Diese Zellen bilden sämtliche Blutzellen. Rote Blutkörperchen für den Sauerstofftransport, weiße Blutkörperchen für die Immunabwehr sowie Blutplättchen zum Verschließen von Wunden. Die im Nabelschnurblut enthaltenen blutbildenden Stammzellen können sich in all diese Blutbestandteile entwickeln und sie bei einem Mangel auffüllen.
  • Mesenchymale Stammzellen (MSCs): Diese kommen im Nabelschnurgewebe vor und können sich unter bestimmten Bedingungen in Knochen-, Knorpel-, Fett-, Muskel- oder Nervenzellen umwandeln. Zudem geben sie Signalstoffe ab, die Entzündungsreaktionen beeinflussen und Heilungsprozesse unterstützen können.

Wie funktionieren Stammzellen konkret? 

Blutbildende Stammzellen übernehmen lebenswichtige Funktionen: Sie ersetzen beschädigte oder abgestorbene Blutzellen und unterstützen wichtige Prozesse wie die Immunabwehr. Mesenchymale Stammzellen aus dem Nabelschnurgewebe können sich zu verschiedenen Zellarten entwickeln und Heilungsprozesse durch Freisetzung von Botenstoffen fördern.

Stammzellen, die aus Nabelschnurblut oder Nabelschnurgewebe gewonnen werden, sind von besonderer Bedeutung. Sie sind jung — und somit bisher kaum mit schädlichen Umwelteinflüssen in Kontakt gekommen. Daher gelten diese „jungen“ Stammzellen auch als besonders leistungsfähig und effektiv.

Was bedeutet das konkret? Mit einer Entnahme von Nabelschnurblut und Nabelschnurgewebe und den daraus gewonnen Stammzellen könnten Sie in Zukunft mögliche Krankheiten therapieren! 

Die Entnahme von Nabelschnurblut und Nabelschnurgewebe direkt nach der Geburt Ihres Kindes ist übrigens völlig schmerzfrei. Das ist ein großer Vorteil gegenüber der Gewinnung von Stammzellen im Erwachsenenalter, beispielsweise aus dem Knochenmark. Stammzellenbanken wie etwa Vita 34 lagern das entnommene Nabelschnurblut und Nabelschnurgewebe anschließend ein.

Lagerung und Haltbarkeit der Stammzellen 

Damit Stammzellen für spätere Therapien zur Verfügung stehen, ist eine qualitätsgesicherte Lagerung wichtig. Bei Temperaturen von rund –180 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff verlangsamen sich alle chemischen und biologischen Prozesse nahezu vollständig, was bedeutet: Die Zellen sind über Jahrzehnte einsatzfähig.

Derzeitiger Einsatz von Stammzellen in der Medizin 

  • Zugelassene Standardanwendungen: Bis heute wurden Stammzellen aus Nabelschnurblut insbesondere für den Wiederaufbau des Knochenmarks und des Immunsystems nach Chemotherapien bei Bluterkrankungen (etwa Leukämie) eingesetzt.
  • Forschung und regenerative Medizin: Die Forschung geht weit über die klassischen Anwendungen hinaus. In Studien untersucht man zum Beispiel den Einsatz bei Hirnschädigungen, Herzfehlern, Lungenerkrankungen, Rückenmarksverletzungen oder Autoimmunerkrankungen. Auch die Frage, ob sich aus dem Nabelschnurblut gewonnene Stammzellen vermehren lassen, wird intensiv untersucht. So wurde in Europa im Herbst 2025 ein Produkt zur Vermehrung allogener (körperfremder) Nabelschnurblutstammzellen bedingt zugelassen.

Warum sind Stammzellen die Zukunft der Medizin?

  • Potenzial der Regeneration: Stammzellen ermöglichen nicht nur die Reparatur, sondern einen echten Neubeginn von Gewebe und Organen – beispielsweise den Knochenmark-Nachbau oder die Wiederherstellung von Organfunktionen.
  • Frühes Vorsorgepotenzial: Durch Sicherung von Nabelschnurblut und Nabelschnurgewebe direkt nach der Geburt steht Ihnen anschließend eine wertvolle Gesundheitsreserve zur Verfügung.
  • Forschung eröffnet neue Therapiefelder: Für Erkrankungen, die bislang schwer behandelbar sind – etwa chronische Lungenerkrankungen oder Rückenmarksverletzungen – bieten Stammzellen Hoffnung auf neue Therapieformen.
  • Sicherheit von Zellqualität und Lagerung: Moderne Einlagerungstechnologien garantieren auch langfristig die Nutzbarkeit der Zellen.

Welche Herausforderungen gibt es?

  • Zellzahl und Gewicht des Empfängers: Für bestimmte Therapien gilt heute eine empfohlene Mindestzellzahl pro Kilogramm Körpergewicht. Ist die Entnahmemenge geringer, kann das die Anwendung einschränken.
  • Vermehrung der Stammzellen: Hier wird weiter geforscht, die Technik ist entwickelt und aktuell für allogene blutbildende Stammzellen zugelassen. Für autologe (körpereigene) Anwendungen vermehrte Stammzellen in Europa fehlt die Zulassung.
  • Zulassung neuer Therapien und Kostenübernahme: Für zukünftige regenerative Therapien ist oft noch unklar, ob Krankenkassen die Kosten übernehmen.
  • Nicht bei allen Erkrankungen geeignet: Bei einigen genetisch bedingten Erkrankungen (etwa einige Leukämie-Arten) sind die eigenen Stammzellen im Nabelschnurblut womöglich bereits betroffen — hier sind Spenderzellen erforderlich.

Stammzellen – insbesondere aus dem Nabelschnurblut und dem Nabelschnurgewebe – spielen eine bedeutende Rolle in der Medizin der Zukunft. Sie bieten sowohl heute schon bewährte Therapiemöglichkeiten als auch enormes Potenzial für die regenerative Medizin.

Wenn Sie früh vorsorgen, etwa durch Einlagerung von Stammzellen, können Sie diese Möglichkeiten später nutzen. Die Medizin steht nicht still. Neue Techniken, Zulassungen und Studien werden das Feld weiterentwickeln.

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