Pseudowissen: So kann Social Media krank machen
Inhalt
- Vergiftungen und Notfälle
- So erkennt man Falschmeldungen
- Das unbeliebte Thema Impfungen
- Wenn die Angst von Google genährt wird
- Das Arzt-Patienten-Vertrauen stärken
Ob Yogalehrerin, selbst ernannter Diätexperte oder Pseudoarzt – Gesundheitstipps gibt es auf Social Media wie Sand am Meer. Doch nicht allem, was man auf TikTok oder Instagram liest oder sieht, sollte man Glauben schenken. Denn hinter augenscheinlichem Wissen können oft falsche und somit auch gefährliche Informationen stehen, die sogar fatal enden können.
Vergiftungen und Notfälle
Vor allem seit der Coronapandemie scheint die Zahl der sogenannten Health Fake News im Netz zu explodieren. Das beste Beispiel: Zahlreiche Menschen riefen 2020 dazu auf, Bleichmittel zu trinken, um das Coronavirus einzudämmen. Die Folge waren Vergiftungen und Notfälle. Nicht immer müssen falsche Tipps aus dem Netz solch eine Tragweite haben. Oft reicht es aber schon, wenn man auf hoch angepriesene Fitnessshakes hereinfällt, die in der Realität null Wirkung zeigen.
So erkennt man Falschmeldungen
Doch wie schützt man sich vor diesen Falschmeldungen? "Wichtig ist es, zu lernen, seriöse Informationsquellen zu erkennen", meint Neshat Quitt, Allgemeinmedizinerin aus Graz. Und erklärt weiter: "Am besten ist es, sich an Seiten zu halten, die zu Fachgesellschaften gehören, wie zum Beispiel dem Robert Koch-Institut. Außerdem zahlt es sich aus, bei Beiträgen darauf zu achten, wer denn der Autor ist. Handelt es sich tatsächlich um einen Experten auf diesem Gebiet oder um einen Wunderheiler?" Auf Social Media kann vor allem der Algorithmus ausschlaggebend sein. Taucht man einmal in den Strudel der Fake News ein, ist es oft schwer, wieder herauszukommen. Schließlich spielen die Plattformen immer ähnliche Beiträge und Videos in den Feed. In so einem Fall gilt besondere Vorsicht. Falschmeldungen kann man auch an gewissen Signalwörtern erkennen. "Versprechen gewisse Produkte keine Nebenwirkungen oder eine hundertprozentige Heilung und Erfolgsquote, sollten die Alarmglocken schrillen", so Quitt.
Versprechen Produkte keine Nebenwirkungen oder eine hundertprozentige Heilung, sollten die Alarmglocken schrillen.
Das unbeliebte Thema Impfungen
Vor allem Impfgegner haben durch Social Media zahlreiche Plattformen gefunden, auf denen sie ihre Sichtweisen und Falschmeldungen leicht verbreiten können. Das schürt wiederum Angst und Sorgen. Diese Gefühle kann die Expertin nachvollziehen: "Vor allem Mütter fühlen sich oft schlecht, wenn sie ihre Kinder impfen lassen sollen, und haben Angst vor Nebenwirkungen. Diese Furcht ist berechtigt und verständlich. Umso wichtiger ist es, die Sorgen gemeinsam mit einem Arzt oder einer Ärztin aufzudecken und zu analysieren. Handelt es sich wirklich um eine reale Angst oder eine Angst, die auf der Meinung anderer Personen aufbaut?"
Wenn die Angst von Google genährt wird
Auch Doktor Google ist alles andere als ein Freund und Helfer. Wer im Netz nach seinen Symptomen recherchiert, stößt oft auf unliebsame Diagnosen, die zwar meistens nicht der Wahrheit entsprechen, dafür aber umso mehr Angst auslösen. "Cyberchondrie" wird dieser Zustand genannt. Menschen, die sowieso schon Angst haben, an einer schlimmen Krankheit zu leiden, googlen sich somit quasi in einen Teufelskreis und befeuern die Furcht nur noch mehr. "Cyberchondrie" zählt sogar zu den Angststörungen und kann durchaus behandelt werden. Betroffene lernen, die Signale ihres Körpers wieder richtig zu deuten und bauen gleichzeitig wieder ein gesundes Verhältnis zum Internet auf. Auch Entspannungsübungen wie Yoga können helfen.

Das Arzt-Patienten-Vertrauen stärken
Falsche Selbstdiagnosen aus dem Internet können die Betroffenen nicht nur Geld, sondern auch wertvolle Zeit und Ressourcen kosten. Gleichzeitig schüren sie Misstrauen gegenüber der Medizin. Trotzdem sieht Doktor Quitt auch einen Vorteil in der Informationsflut des Internets: "Wer auf evidenzbasierte Informationen und Artikel setzt, kann eine Krankheit vielleicht sogar besser verstehen und etwas dazulernen. Auch wir Ärzte schlagen Dinge im Internet nach. Wichtig it es, die gelernten Infos gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin durchzusprechen. Die Vertrauensbasis zwischen Patient und Mediziner steht und fällt mit einer offenen Kommunikation." Das Internet mit all seinen Plattformen hat also auch positive Seiten. Ausschlaggebend ist das richtige Knowhow, um Falschmeldungen von realen und faktenbasierten Einträgen zu unterscheiden. Am besten also immer den Mediziner des Vertrauens heranziehen – das schützt Körper und Geist.