ChatGPT-5: Was kann das neue OpenAI-Modell?
- Alte Probleme bleiben bestehen
- Main und Thinking: Zwei Modelle, ein System
- Die Stärken: Medizin, Coding, Alltag
- Konkurrenzdruck und Risikopotenzial
OpenAI hat mit ChatGPT-5 sein bislang fortschrittlichstes Sprachmodell vorgestellt. Die neue Version soll laut Unternehmensangaben deutlich schneller, intelligenter und praktischer sein als alle bisherigen Systeme. Im Unterschied zu den bisherigen Rollouts steht GPT-5 von Beginn auch Nutzern im Gratis-Tarif zur Verfügung, wenn auch mit Nutzungslimits. GPT-5 vereint erstmals alle bisherigen OpenAI-Modelle in einem System und ist damit sowohl für Alltagsnutzer als auch für professionelle Anwendungen optimiert.
Sam Altman spricht im Rahmen der Präsentation sogar von einem bedeutenden Schritt Richtung Allgemeine Künstliche Intelligenz; eine Einschätzung, die von Experten nur bedingt geteilt wird.
Alte Probleme bleiben bestehen
Trotz zahlreicher Verbesserungen bleiben bekannte Schwachstellen bestehen. Dazu zählen sogenannte "Halluzinationen" – also das Erfinden von Fakten – sowie ein allzu gefälliges, bisweilen nicht nur nervtötendes, sondern sogar kontraproduktives Verhalten gegenüber Nutzereingaben, das im schlimmsten Fall zu Fehlinformationen führen kann. Auch Jailbreaks, also das absichtliche Umgehen von Sicherheitsregeln durch trickreiche Eingaben, sind weiterhin möglich. Die Sicherheitsarchitektur wurde zwar verbessert, aber nicht lückenlos geschlossen.
Für Nutzer in der EU bleibt der Datenschutz ein Problem: Privateingaben werden auch im Gratis-Tarif gespeichert und potenziell für Trainingszwecke genutzt.
Main und Thinking: Zwei Modelle, ein System
GPT-5 basiert auf einer Zwei-Modell-Struktur: "gpt-5-main" liefert schnelle Antworten mit hohem Durchsatz, während "gpt-5-thinking" für komplexere Aufgaben mit tieferem logischem Denken zum Einsatz kommt. Ein dynamischer Router entscheidet in Echtzeit, welches Submodell genutzt wird. Laut OpenAI wurde das System so trainiert, dass es robuster auf komplexe Kontexte reagiert und seltener fehlerhafte oder gefährliche Inhalte produziert.
Die Stärken: Medizin, Coding, Alltag
Besonders im medizinischen Bereich zeigt GPT-5 deutliche Fortschritte. Die KI kann Testergebnisse interpretieren, Gesundheitsrisiken erkennen und medizinische Fachsprache verständlich erklären. Gleichzeitig bleibt der Hinweis bestehen, dass die KI keinen Arzt ersetzt. Beim Programmieren hat GPT-5 die Fähigkeit, funktionierende Anwendungen allein durch Textbeschreibungen zu erstellen – ein Feature, das unter dem Begriff "Vibe Coding" bekannt wurde. Auch in Alltagsanwendungen, etwa der Terminkoordination über den Kalender oder der Datenanalyse, punktet das System mit Benutzerfreundlichkeit und Geschwindigkeit.
Konkurrenzdruck und Risikopotenzial
Mit GPT-5 antwortet OpenAI auf die Konkurrenz durch Google (Gemini 2.5), Anthropic (Claude 4.1) und chinesische Anbieter wie DeepSeek. In Tests hat GPT-5 aktuell tatsächlich knapp die Nase vorne. Alternative Modelle holen aber konstant auf.
Während Claude durch seinen natürlicheren Schreibstil und Gemini durch große Kontextfenster überzeugt, punktet GPT-5 mit Vielseitigkeit. Gleichzeitig bleibt ein Restrisiko: OpenAI stufte das Modell in Teilen selbst als "High Capability" im Bereich Bio- und Chemiewaffen ein. Der Zugriff ist daher an Sicherheitsvorkehrungen gekoppelt.