Grotesker Gipfel: Trump lobt Merz' Teint
Das Treffen im Weißen Haus mit Wolodymyr Selenskyj und sieben europäischen Spitzenpolitikern brachte keine verbindlichen Vereinbarungen. Zwar standen Waffenstillstand, Sicherheitsgarantien und künftige Verhandlungen mit Russland auf der Tagesordnung, konkrete Entscheidungen wurden aber vertagt. Statt Licht auf allfällige politische Fragen zu werfen, standen die Gespräche im Schatten der auffällig freundlichen Inszenierung. Dabei lief die Schmeichelei durchaus beidseitig ab: Die Europäer und Selenskyj wurden von Trump überschwänglich begrüßt.
Europäische Strategie: Trump umgarnen
Dass Inhalte alleine nicht reichen, um Trumps wankelmütige Gunst zu gewinnen, ist in Europa nur allzu bekannt. Stärker als auf nüchterne Verhandlungsargumente reagiert er auf persönliche Zuwendung. Schon vor dem Gipfel war deswegen klar, dass persönliche Anerkennung und überschwängliche Worte ein Trumpf im Umgang mit Trump sind.
Komplimente für Kanzler Merz
Dass der auch für mitunter rüpelhafte Aussetzer bekannte US-Präsident den Spieß aber umdrehen wird, damit war vorab nicht zu rechnen. Nach dem fast schon amikalen Treffen mit Putin hagelte es für die Mitglieder der europäischen Delegation durch die Bank lobende Worte. „Du siehst großartig mit deinem Teint aus", lobte er vor laufender Kamera die Sommerbräune des deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz.
Selenskyj im Anzug statt Militärlook
Auch für Wolodymyr Selenskyj gab es wohlwollende Worte. Der Präsident der Ukraine erschien nicht wie gewohnt im militärischen Olivgrün, sondern im dunklen Anzug. „Präsident Selenskyj, Sie sehen toll aus in diesem Anzug", sprachen ihn Journalisten prompt darauf an. Trump griff den Kommentar sofort auf: „Das habe ich auch schon gesagt.“
Der „beste Haarschnitt“ für Alexander Stubb
Schmeicheleien gab es auch für den finnischen Präsidenten Alexander Stubb. Bei dessen Auftritt im Weißen Haus sagte Trump: „Du siehst besser aus denn je", und "er hat den besten Haarschnitt.“ Alles in allem nutzte Trump den Gipfel weniger für harte Botschaften als für persönliche Gesten und geballte, wenn auch plumpe, Charmeoffensive.
Viel Charme, wenig Konkretes
Unterdessen blieben die zentralen Fragen weitgehend unbeantwortet. Trump hielt an seiner Linie fest, dass ein Waffenstillstand keine Voraussetzung für Verhandlungen sei. Die Europäer ihrerseits fordern klare Bedingungen, Merz und Macron stellten einen sofortigen Waffenstillstand als Voraussetzung in den Raum. Parallel dazu sollen binnen zehn Tagen konkrete Sicherheitsgarantien für die Ukraine formuliert werden, maßgeblich finanziert durch Europa.
