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Aufnahme eines Monitors, auf dem Florian Teichtmeister während seiner Gerichstverhandlung zu sehen ist.
Das Urteil im Prozess um Florian Teichtmeister sorgt bei vielen Politikern für Empörung.
Das Urteil im Prozess um Florian Teichtmeister sorgt bei vielen Politikern für Empörung.
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Kein Knast: Teichtmeister-Urteil lässt Politiker toben

06.09.2023 um 10:31, Patrick Deutsch
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Das Urteil im Prozess um Ex-Burgschauspieler Florian Teichtmeister ist gesprochen. Die bedingte Haftstrafe sorgt allerdings für Aufregung.

Ex-Burgschauspieler Florian Teichtmeister musste sich gestern am Wiener Straflandesgericht wegen des Besitzes und der Herstellung von Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger verantworten. Das Urteil: Zwei Jahre bedingte Haft und die bedingte Einweisung in eine forensisch-therapeutische Anstalt.

>>> Fall Teichtmeister: Das Urteil ist da

Twitter-Gerichtshof

In den Sozialen Medien sorgt der Umstand, dass Teichtmeister keinen Tag ins Gefängnis muss, für Unverständnis. Durchwegs wird eine härtere Bestrafung gefordert. Manche User sprechen sogar von einem Skandal-Urteil. Auch in der Politik schlägt das Strafmaß hohe Wellen: Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp ortet ein Versagen des Rechtstaats und sorgt sich über mögliche Selbstjustiz in der Zukunft. "Angesichts solcher Skandalurteile wäre es nicht verwunderlich, auch wenn ich Selbstjustiz selbstverständlich strikt ablehne", so Nepp gegenüber weekend.at. Er hätte sich im Fall Teichtmeister eine "Haftstrafe und eine lebenslange Einweisung" gewünscht. Unterstützung bekommt Nepp von Parteikollege Hannes Amesbauer, der das Urteil als "Schande" bezeichnet und eine Erhöhung der Mindeststrafen fordert. "Es braucht eine Erhöhung der Mindeststrafen, damit solche Verbrecher künftig ins Gefängnis MÜSSEN", schreibt der Nationalratsabgeordnete auf X (ehemals Twitter).

Auf FPÖ-Linie

In eine ähnliche Kerbe schlägt Ex-ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner, die das Urteil als "Schlag ins Gesicht für jeden, der an Gerechtigkeit in unserem Rechtssystem glaubt" bezeichnet. Auch Polit-Blogger Gerald Grosz sieht in der zur Bewährung ausgesetzten Strafe eine "Schande". Das Urteil würde zeigen, dass der österreichischen Politik "die Kinder gänzlich egal" sind.

Justizministerin in der Kritik

Besonders in der Kritik steht Justizministerin Alma Zadic (Grüne). "Versagt hat eine grüne Justizministerin Zadic, die eine längst fällig Strafverschärfung bei Delikten gegen Kinder bislang verhindert", meint Nepp auf weekend-Nachfrage. Dass ein bekennender Pädophiler keinen Tag ins Gefängnis muss, während "Wirtschaftskriminelle aber beim kleinsten Verdacht schon mit Untersuchungshaft rechnen müssen", zeige einen Misstand im Justizsystem auf. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Teichtmeister wurde von der Regierung eine Verschärfung des Gesetzes in Aussicht gestellt. Eine etwaige höhere Strafdrohung hätte im Teichtmeister-Prozess allerdings ohnehin keine Anwendung gefunden.

Experte klärt auf

Untersuchungen zeigen, dass rund ein Prozent der Bevölkerung pädophilen Neigungen hat. Laut dem forensischen Psychiater Patrick Frottier würden höhere Strafen nicht die gewünschte Präventivwirkung erzielen. "Nein, das wissen wir, dass die Strafe selber keinen Effekt hat", erklärt Frottier im ZIB2-Interview mit Martin Thür. Entscheidender ist therapeutische Behandlung: "Pädophilie ist nicht heilbar, sehr wohl aber therapierbar", so der Experte. Pädophile Neigungen seien vergleichbar mit jeder anderen Form von Sucht. Die Betroffenen müssen sich über ihre Sucht klar werden und lernen damit umzugehen, damit sie ihre Neigungen nicht ausleben.

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