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Der Mode-Riese SHEIN gerät unter Druck.
Der Mode-Riese SHEIN gerät unter Druck.
Robert Way/iStock.com

Fake Rabatte: EU-Verfahren gegen Online Mode-Riesen

27.05.2025 um 11:41, Julia Klein
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Fake-Rabatte, Stress-Taktik, falsche Infos: SHEIN soll Verbraucher getäuscht haben. Die EU fordert Konsequenzen oder es wird teuer.

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Die Mode-Plattform SHEIN, die mit Tiefstpreisen Millionen junger Kunden ködert, hat laut EU-Kommission Verbraucherrechte in großem Stil verletzt. Jetzt läuft ein offizielles Verfahren. Die Vorwürfe wiegen schwer: falsche Rabatte, irreführende Labels, aggressive Verkaufstaktiken. Jetzt heißt es reagieren oder zahlen.

Vorwürfe gegen SHEIN

Die Liste der Verstöße liest sich fast wie ein Handbuch für Kundenabzocke:

  • Rabatte, die nie existierten: Statt echten Preisnachlässen zeigt SHEIN laut EU oft „Scheinangebote“ mit frei erfundenen Vorher-Preisen.
  • Zeitdruck-Tricks: der Countdown läuft, obwohl niemand mitkauft. Diese Methode soll Käufer unter Stress setzen.
  • Falsche Rückgabeinfos: Wer zurückschickt, bekommt oft keine klare Info über Rechte oder gar kein Geld zurück.
  • Etikettenschwindel: Produkte wirken „besonders“, dabei sind ihre Eigenschaften gesetzlich vorgeschrieben.
  • Greenwashing: Nachhaltigkeit? Laut EU nur heiße Luft: viele Umweltversprechen seien irreführend.
  • Keine Hilfe bei Problemen: Kontaktaufnahme mit dem Unternehmen? Für viele Kunden ein Rätselspiel.

Die Verbraucherschutzbehörden in Belgien, Frankreich, Irland und den Niederlanden haben die EU-weite Untersuchung angestoßen – koordiniert von der EU-Kommission in Brüssel. SHEIN wurde offiziell aufgefordert, binnen eines Monats Stellung zu beziehen.

Hohe Strafe durch EU möglich

Reagiert der Konzern nicht – oder nur halbherzig – drohen Umsatz-basierte Geldstrafen. Die Höhe ist abhängig vom Gewinn, den SHEIN in den jeweiligen EU-Ländern gemacht hat. Und der dürfte nicht gering sein. SHEIN ist mittlerweile eine der größten Online-Modeplattformen weltweit. Mit Produktion in China verschickt der Online-Händler Waren direkt an europäische Haushalte.

Doch mit dem Wachstum kommt der Druck. Neben dem Verbraucherschutz-Verfahren läuft auch eine EU-Prüfung nach dem Digital Services Act (DSA) wegen illegaler Inhalte, fragwürdiger Produktbewertungen und fehlender Sicherheitsmaßnahmen. SHEIN gilt als sogenannte „Very Large Online Platform“ (VLOP) und steht damit unter den strengsten digitalen Regeln Europas.

Ende der Billig-Masche?

Die EU macht Ernst: Billig darf nicht gleichbedeutend mit „rechtsfrei“ sein. Die neue E-Commerce-Offensive aus Brüssel will Verbraucher besser schützen, auch gegen Plattformen, die ihre Verantwortung gern auf Dritthändler abschieben. 

In Italien läuft bereits ein eigenes Verfahren gegen SHEIN, weitere nationale Behörden könnten folgen. Auch Kundenbeschwerden fließen in die Bewertung ein.

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