Direkt zum Inhalt
NATO-Flagge schwenkt an einem Fahnenmast im Hintergrund weht eine Flagge der Europäischen Union
Russland hat Litauens Luftraum verletzt. Die NATO hat eingegriffen.
Russland hat Litauens Luftraum verletzt. Die NATO hat eingegriffen.
Michele Ursi/iStock.com

Russen-Kampfjet in Litauen: Nato greift ein

24.10.2025 um 13:28, Marcel Toifl
min read
Zwei russische Jets haben Litauens Luftraum verletzt. Die NATO reagiert sofort. Der Präsident spricht von einem eklatanten Verstoß.

Zwei russische Militärflugzeuge sind in den litauischen Luftraum eingedrungen. Nach Angaben der Armee überquerten ein Kampfjet vom Typ SU-30 und ein Tankflugzeug vom Typ IL-78 am Donnerstagabend gegen 18:00 Uhr Ortszeit kurzzeitig die Grenze bei Kybartai. Der Vorfall dauerte rund 18 Sekunden. Die Maschinen kamen aus der russischen Exklave Kaliningrad und drangen etwa 700 Meter tief in das Territorium des baltischen EU- und NATO-Staates ein.

Verletzung des Luftraums bei Kybartai

Litauens Präsident Gitanas Nausėda bezeichnet das Eindringen als „eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht und die territoriale Integrität Litauens“. In einer Erklärung auf der Plattform X schreibt er: „Heute Abend haben russische Militärflugzeuge den litauischen Luftraum verletzt. Dies ist ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht und die territoriale Integrität Litauens. Es bestätigt einmal mehr, wie wichtig es ist, die europäische Luftverteidigungsbereitschaft zu stärken.“

Das litauische Außenministerium bestellte einen Vertreter der russischen Botschaft in Vilnius ein, um formell zu protestieren. Regierungschefin Inga Ruginienė erklärt auf Facebook, die Lage sei „vollständig unter Kontrolle“.

Reaktion der NATO

Die NATO reagierte unmittelbar. Zwei spanische Eurofighter Typhoon stiegen auf und patrouillierten im betroffenen Gebiet. Sie sind Teil der seit 2004 bestehenden Luftraumüberwachung über den baltischen Staaten. Die Allianz erklärte, die Mission diene dazu, die Sicherheit der Ostflanke zu gewährleisten.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte bekräftigt in einer Stellungnahme: „Russland sollte sich darüber im Klaren sein: Die NATO und ihre Verbündeten werden im Einklang mit dem Völkerrecht alle notwendigen militärischen und nichtmilitärischen Mittel einsetzen, um uns zu verteidigen und alle Bedrohungen aus allen Richtungen abzuwehren.“

Moskau dementiert

Das russische Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe zurück. Auf Telegram erklärt es, Su-30-Kampfflugzeuge hätten über Kaliningrad planmäßige Übungsflüge absolviert. „Grenzen anderer Staaten sind nicht verletzt worden, das bestätigen objektive Kontrollmittel“, heißt es in der Mitteilung.

Hintergrund und Vorfälle in anderen Staaten

Der Zwischenfall in Litauen reiht sich in eine Serie von Luftraumverletzungen entlang der NATO-Ostflanke ein. Am 19. September waren drei russische Maschinen vom Typ MiG-31 für zwölf Minuten in den estnischen Luftraum eingedrungen. Auch über Polen und Norwegen wurden wiederholt russische Drohnen gesichtet, zuletzt mussten Flughäfen in Kopenhagen und Oslo kurzzeitig schließen.

Estland hatte nach dem September-Vorfall eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats beantragt und Beratungen nach Artikel 4 des NATO-Vertrags gefordert. In der anschließenden Erklärung warnte die Allianz Russland vor weiteren Grenzverletzungen. Als Reaktion auf die wiederholten Vorfälle rief NATO-Chef Mark Rutte die Operation „Eastern Sentry“ ins Leben. Sie soll die Ostflanke sichern und Solidarität mit den betroffenen Staaten zeigen.

Litauen, Lettland und Estland besitzen keine eigenen Kampfjets. Der Schutz ihres Luftraums liegt daher vollständig in den Händen der NATO-Verbündeten, die ihre Maschinen im regelmäßigen Wechsel auf den baltischen Stützpunkten stationieren.

more