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"Influencer" Maxim Lyutyi lächelnd und mit einer Tomate in der Hand.
"Influencer" Maxim Lyutyi (44) hat seinem kleinen Sohn nichts zu essen gegeben.
"Influencer" Maxim Lyutyi (44) hat seinem kleinen Sohn nichts zu essen gegeben.
Screenshot via Instagram/yarilo_drug

Knast: Rohkost-Influencer lässt sein Baby verhungern

18.04.2024 um 16:33, Simone Reitmeier
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Ein "Lifestyle-Blogger" wollte seinen kleinen Sohn ausschließlich durch Sonnenstrahlen ernähren. Das Kind wurde nur einen Monat alt.

Unglaublich, welche Spinner sich im Internet tummeln und sich Influencer nennen: In Russland hat ein 44-jähriger Rohkost-Fanatiker sein eigenes Baby buchstäblich verhungern lassen.

(Nur) Sonnenstrahlen für den Säugling

Er selbst gibt sich auf Instragram und Co. als Verfechter einer ausschließlichen Rohkosternährung aus. Seinem Sohn hat er nicht einmal das gegönnt: Der erst einen Monat alte Säugling sollte sich nur von Sonnenstrahlen ernähren. Im März vergangenen Jahres starb das Kind infolgedessen an schwerer Unterernährung, er soll nicht einmal mehr zwei Kilogramm gewogen haben. Bereits seit einem Jahr sitzt Maxim Lyutyi (44) in Untersuchungshaft, nun hat ihn ein russisches Gericht laut internationalen Medienberichten zu acht Jahren Haft in einer Hochsicherheitskolonie verurteilt.

Mutter von Stillen abgehalten

Immer wieder soll er die Mutter des Kindes vom Stillen abgehalten und den Säugling mit eiskaltem Wasser übergossen haben, um ihn abzuhärten. Als das Paar sich endlich entschließt, mit dem Kind zum Arzt zu gehen, ist es zu spät. Noch auf dem Weg ins Krankenhaus soll der kleine Junge an Unterernährung und Lungenentzündung gestorben sein. Vor Gericht soll der "Lifestyle-Blogger" versucht haben, der Mutter die Schuld in die Schuhe zu schieben. Obwohl auch sie zu zwei Jahren gemeinnütziger Arbeit verurteilt wurde, sah das Gericht die Hauptschuld beim Vater des Kindes.

Kult der Sonnennahrung

Die absurde esoterische Überzeugung, sich nur von Licht ernähren zu können, existiert seit Jahrhunderten und findet weltweit immer wieder Anhänger. Wer an Lichtnahrung (oder Breatharianismus) glaubt, ist der Meinung, dass zum Leben nur "feinstoffliche Energie" und keinerlei feste oder flüssige Nahrung notwendig ist. 2017 ist ein Deutscher auf der Karibik-Insel Dominica gestorben, nachdem er sich tagelang nur von Licht "ernährte". 2012 verhungerte eine Schweizerin, die sich der Gruppierung angeschlossen hat. Auch aus den 1990er Jahren sind zwei Todesfälle bekannt – ein Münchner und eine Neuseeländerin. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es unmöglich, sich von Licht zu ernähren. Je nach Umständen sind die Überlebenschancen eines Menschen bereits nach drei Tagen ohne Wasser sehr gering, nach sieben Tagen ist in den meisten Fällen Schluss.

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