Regisseur Dieter Wedel kurz vor MeToo-Prozess gestorben
Der deutsche Regisseur und Schöpfer von Fernsehereignissen wie „Der große Bellheim” oder „Der Schattenmann” wurde 82 Jahre alt und starb nach Angaben des Landgericht München, wo ein Strafverfahren gegen ihn wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung anhängig war, in einem Hamburger Krankenhaus.
Verfahren gegen ihn wird eingestellt
Das Gericht hätte eigentlich am Mittwoch bekannt geben sollen, ob es zum Prozess gegen Wedel kommt. Doch jetzt wird das Verfahren gegen ihn eingestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte Wedel im März vergangenen Jahres wegen eines Vorwurfs aus dem Jahr 1996 angeklagt. Die Schauspielerin Jany Tempel gibt an, Wedel habe sie damals in einem Münchner Luxushotel vergewaltigt – ein Vorwurf, den Wedel bestritten hat.
Melden sich noch weitere Opfer?
Nach der Todesnachricht zeigte Tempel sich „völlig perplex”. Das sagte ihr Anwalt Alexander Stevens. Er sprach Wedels Angehörigen sein Beileid aus, betonte aber, dass er davon ausgehe, dass der Prozess gegen Wedel eröffnet und dieser auch verurteilt worden wäre. Seine Mandantin hoffe, dass sich nach Wedels Tod nun mehr Frauen aus der Defensive wagen – „und ihre Geschichte erzählen”, sagte Anwalt Stevens.
Deutsche #MeToo-Debatte
Die Vorwürfe gegen Wedel waren Anfang 2018 bekannt geworden. Damals beschuldigten drei Schauspielerinnen – darunter Tempel – ihn im „Zeit-Magazin”, sie in den 90er Jahren sexuell bedrängt zu haben. Der Fall wurde der bekannteste in der deutschen #MeToo-Debatte, die 2017 ins Rollen gekommen war. Unter dem Hashtag #MeToo posteten vor allem Frauen in sozialen Netzwerken millionenfach ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen.
Sechs Kinder von sechs Frauen
Wedel hatte sechs Kinder von sechs Frauen, unter anderem einen Sohn mit der 2019 gestorbenen Schauspielerin Hannelore Elsner.