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Jemand schneidet einen Herrenpilz ab.
Pro Person dürfen zwei Kilogramm Pilze gesammelt werden.
Pro Person dürfen zwei Kilogramm Pilze gesammelt werden.
Weingartner-Foto / picturedesk.com

Pilzsaison eröffnet: Fast 4.000 Euro Strafe drohen

05.08.2025 um 11:27, Simone Reitmeier
3 min read
Italienische Sammler sorgen für Ärger in Österreichs Wäldern: Wer zu viele Pilze sammelt, riskiert hohe Strafen – bis zu 3.630 Euro sind möglich.

Schießen die Pilze aus dem Boden, sind meist auch die Italiener nicht weit. In Teams klauben sie quasi die Wälder leer, sammeln kiloweise Steinpilze, Parasols und Co., um sie dann teuer zu verkaufen. Das schmeckt den Österreichern natürlich gar nicht, mitunter kassiert die Exekutive saftige Strafen ein. 

66 Kilogramm Pilze im Kofferraum

Am Grenzübergang Nassfeldpass (Kärnten) wurden erst kürzlich drei italienische Staatsbürger mit ihrem Pkw von der Polizei angehalten. Im Kofferraum fanden die Beamten 45 Kilogramm Pilze, jeweils eine Sicherheitsleistung von 1.000 Euro wurde eingehoben. Wenige Tage zuvor gingen den Polizisten im Gailtal drei weitere Italiener mit 66 Kilogramm Steinpilzen ins Netz. Auch in diesem Fall wurden Sicherheitsleistungen eingehoben, alle Personen werden angezeigt. 

2 kg pro Person

Folgende Regel gilt: Pro Person dürfen bundesweit maximal zwei Kilogramm Pilze oder Schwammerl für den Eigenbedarf gesammelt werden. Hält man sich nicht daran und wird erwischt, drohen mitunter hohe Geldstrafen. Laut Forstgesetz gilt ein Strafrahmen von bis zu 150 Euro, bei gravierenden Fällen bis zu 730 Euro. Je nach Bundesland kann das Bußgeld aber bedeutend höher ausfallen – in Kärnten beispielsweise bis zu 3.630 Euro. Nimmt man an einer Pilzsammelveranstaltung teil, droht sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu einer Woche. 

Bergwacht durchkämmt Wälder

Kontrolliert werden die Schwammerlsucher auch von der Bergwacht. Regelmäßig schauen die Mitglieder in den Wäldern nach dem Rechten. Wird jemand mit über zwei Kilogramm erwischt, werden die Pilze beschlagnahmt. Grundsätzlich ist das Sammeln in Österreich erlaubt. Wird es vom Waldeigentümer anhand einer Beschilderung jedoch ausdrücklich untersagt, darf man weder Eierschwammerl noch Steinpilze mit nach Hause nehmen. Teils gibt es auch zeitliche Beschränkungen: In Tirol und Salzburg darf man beispielsweise nur zwischen 7.00 und 19.00 Uhr ausschwärmen. 

44 Pilzvergiftungen pro Jahr

Österreichweit sind über 12.000 verschiedene Pilze bekannt, davon eignen sich nur etwa 100 als Speisepilze. Immer wieder kommt es vor, dass das eine oder andere giftige Exemplar im Körberl landet. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) zählt pro Jahr 44 Pilzvergiftungen. Insgesamt waren es seit dem Jahr 2006 793 Fälle, die deshalb im Spital behandelt werden mussten. 

Gebote beim Schwammerlsuchen

Um etwaigen Vergiftungen vorzubeugen, empfiehlt der Salzburger Zivilschutzverband folgende neun Gebote. 

  1. Verlassen Sie sich nicht auf Mythen: Giftpilze erkennt man nicht an Geschmack, Geruch oder alten Hausmitteln. Generell gibt es keine allgemein gültigen Merkmale, um Gift und Speisepilze zu unterscheiden. Das Schwarzwerden einer mitgekochten Zwiebel oder eines Silberlöffels sind alles Mythen und ein gefährlicher Irrtum.
  2. Nur sicher bekannte Pilze essen: Verwechslungen kommen selbst bei erfahrenen Sammlern vor. Achtung bei Pilzbestimmungs-Apps, Beschreibungen oder auch Bildern, wenn der Pilz persönlich nicht bekannt ist. Pilze sind in Form und Farbe sehr variabel - ein Pilzsachverständiger hilft im Zweifel.
  3. Einschätzen, was man wirklich kennt: Ist man sich nicht 100-prozentig sicher, dass ein Pilz essbar ist, bleibt dieser im Zweifelsfall besser im Wald. Konzentration auf jene Pilzarten, die man eindeutig kennt.
  4. Keine Selbstversuche: Fragliche Exemplare, die nicht eindeutig zuordenbar sind, immer getrennt transportieren und nicht verkosten. Sogenannte Pilzberatungsstellen helfen bei der Identifizierung und geben Auskunft über die Genießbarkeit.
  5. Nur frische und gesunde Pilze sammeln: Pilze sind sehr empfindliche und höchst verderbliche Lebensmittel. Alte, faulige oder von Maden befallene Pilze sind tabu – sie können Lebensmittelvergiftungen verursachen.
  6. Junge Pilze nur sammeln, wenn sie sicher bestimmbar sind: Bei allzu jungen Exemplaren sind wichtige Merkmale mitunter noch nicht ausgeprägt. So sind zum Beispiel fatale Verwechslungen von sehr jungen Eierschwammerln mit dem tödlich giftigen Spitzgebuckelten Raukopf möglich.
  7. Richtige Transportbehälter nutzen: Zum Transport eignen sich am besten Körbe, um die Pilze luftig gelagert mitzunehmen. Durch Plastiksackerl oder andere luftdichte Gefäße kann Wärme und Feuchtigkeit entstehen, was die Pilze schneller verderben lässt und ungenießbar machen kann.
  8. Pilze richtig zubereiten und lagern: Viele Speisepilze sind roh giftig! Am besten noch am selben Tag zubereiten und vor dem Verzehr gut durcherhitzen. Für eine etwas längere Lagerung können Pilze eingefroren oder mit eines Trockengeräts getrocknet und luftdicht verpackt an einem kühlen dunklen Ort aufbewahrt werden.
  9. Keine Pilze zerstören – auch keine Giftpilze: Sie sind wichtige Bestandteile des Waldökosystems.

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