Knall: Maddie-Verdächtiger ist frei
- Haftentlassung in Sehnde
- Auflagen und Beschränkungen
- Reaktionen der Medien und international
- Ermittlungen im Fall Maddie
- Kritik der Anwälte
Christian B., der Hauptverdächtige im Vermisstenfall Madeleine McCann, hat das Gefängnis verlassen. Er war in der JVA Sehnde in Niedersachsen inhaftiert. Medienvertreterinnen und Medienvertreter beobachteten die Entlassung am Mittwochmorgen. Der 48-Jährige stieg gegen 9.15 Uhr in eine Limousine mit getönten Scheiben, die ein Stück von einer Polizeieskorte begleitet wurde.
Haftentlassung in Sehnde
Christian B. hatte in Sehnde eine siebenjährige Haftstrafe verbüßt. Das Landgericht Braunschweig hatte ihn 2019 wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen Touristin in Portugal verurteilt. Eine weitere Anklage im Jahr 2024 wegen mutmaßlicher Vergewaltigungen und Kindesmissbrauchs endete mit einem Freispruch aus Mangel an Beweisen.
Auflagen und Beschränkungen
Nach Angaben seines Anwalts Friedrich Fülscher muss Christian B. eine elektronische Fußfessel tragen. Zudem muss er sich regelmäßig bei der Führungsaufsichtsstelle und der Bewährungshilfe melden. „Man wird mit einem vermeintlichen Kindermörder nicht in irgendeiner Form Kontakt haben wollen“, sagte Fülscher dem NDR Niedersachsen. Sein Mandant müsse außerdem seinen Reisepass abgeben. Laut „Spiegel“ hat die Stadt Sehnde ihm stattdessen einen Personalausweis mit territorialer Beschränkung auf die Bundesrepublik Deutschland ausgestellt. Er darf seinen Wohnsitz nicht ohne Genehmigung verlassen.
Reaktionen der Medien und international
Seit Beginn der Woche hatten zahlreiche Journalistinnen und Journalisten vor der JVA gewartet, darunter internationale Reporter. Eine portugiesische Journalistin äußerte gegenüber dem NDR Niedersachsen die Sorge, Christian B. könne nach Portugal zurückkehren.
Ermittlungen im Fall Maddie
Christian B. gilt seit Jahren als Hauptverdächtiger im Fall der 2007 verschwundenen Madeleine McCann. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig führt die Ermittlungen. Sprecher Christian Wolters erklärte: „Wir haben jetzt fünf Jahre die Tipps abgearbeitet und sind immer noch dabei. Es hat sich nichts gefunden, was gegen unseren Tatverdächtigen sprechen würde, kein Alibi, nichts Entlastendes.“ Nach Angaben der Ermittler sei B.s Handy am Abend des Verschwindens in der Nähe der Ferienanlage in Praia da Luz eingeloggt gewesen. Eine Anklage wurde bislang nicht erhoben.
Ein psychiatrisches Gutachten bezeichnete ihn als Gefahr für weitere Straftaten, da er in der Haft keine Therapie gemacht habe. Ein Arzt hatte ihn 2024 in einem Prozess in Braunschweig in „die absolute Topliga der Gefährlichkeit“ eingeordnet. Dabei handelte es sich nach eigener Aussage um eine Verdachtsdiagnose, da der Beschuldigte ein Gespräch verweigert habe.
Kritik der Anwälte
Die Verteidigung kündigte Beschwerde gegen die Auflagen der Führungsaufsicht an. „Das ist der Versuch der Staatsanwaltschaft, ihn in einer Art Untersuchungshaft zu halten, wo sie jederzeit Zugriff auf ihn hätten“, sagte Rechtsanwalt Philipp Marquort dem „Spiegel“.