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Ein Porträtfoto von Dr. Lisa-Maria Kellermayr. Sie trägt Arztkittel und Stetoskop und lächelt in die Kamera
Monatelang war die oberösterreichische einer brutalen Hetzjagd ausgesetzt.
Monatelang war die oberösterreichische einer brutalen Hetzjagd ausgesetzt.
Ulli Engleder/Kellermayr

Von Impfgegnern verfolgt: Ärztin tot aufgefunden

29.07.2022 um 16:30, Stefanie Hermann
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Die oberösterreichische Medizinerin hat monatelang Morddrohungen erhalten. Freitagfrüh ist sie tot in ihrer Praxis aufgefunden worden.

Dr. Lisa-Maria Kellermayr wurde Freitagfrüh tot in ihrer Praxis in Seewalchen aufgefunden. Wie die Staatsanwaltschaft Wels bestätigt, wird von Selbstmord ausgegangen. Mehrere Abschiedsbriefe wurden gefunden, ein Fremdverschulden wird ausgeschlossen.

Verfechterin der Impfung

Breite Bekanntheit erlangte sie durch die erfolgreiche Behandlung ihrer Patienten mit Asthma-Spray. Auch als vehemente Mahnerin gegen die Verharmlosung von Corona machte sich die Oberösterreicherin einen Namen.Mehrfach warnte sie auf Twitter und Co etwa vor sogenannten Corona-Partys. Aus dem Impfgegner-Milieu hagelte es dafür nicht nur Kritik. Monatelang war die Hausärztin einer regelrechten Hetzjagd ausgesetzt. Die Hassschreiben reichten bis hin zu offenen Morddrohungen.

Behördenversagen wahrscheinlich

Kellermayr bestritt trotz anders lautender Behördenmeldungen Polizeischutz erhalten zu haben. Sie selbst hatte laut eigenen Angaben rund 100.000 Euro für ihre Sicherheit ausgebeben. Immer wieder gab es Ungereimtheiten im Vorgehen der Behörden. Mehrfach musste sich die Polizei für ihr Vorgehen den Vorwurf der Täter-Opfer-Umkehr gefallen lassen.

Praxis seit Juni geschlossen

Ende Juni  sind der Medizinerin dann endgültig die Ressourcen ausgegangen. Sie hat ihre Praxis dauerhaft eschlossen. "Sieben Monate habe ich durchgehalten. Jetzt geht es nicht mehr. Ich bin am Ende, auch finanziell“, so Kellermayr damals. „Wegen der dauernden Bedrohungslage bleibt die Ordination bis auf Weiteres geschlossen", war vom Tonband der Praxis zu hören.

Reaktionen auf ihren Tod

Dass es keine Obduktion werden gibt, wird von vielen Seiten kritisch gesehen. Eine Aufarbeitung des polizeilichen Vorgehens bzw. möglicher Versäumnisse wird lautstark gefordert. Unterdessen zeigen sich nicht nur Privat-, sondern auch öffentliche Personen  vom Tod der Medizinerin erschüttert. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), dessen Rücktritt die Ärztin  erst vor zwei Tagen gefordert hatte, fordert ein Ende des Hasses: Kellermayr habe "ihr Leben der Gesundheit und dem Wohlergehen anderer gewidmet. Morddrohungen gegen sie und ihre Mitarbeitenden waren brutale Realität. Hass gegen Menschen ist unentschuldbar. Dieser Hass muss endlich aufhören."

Hier bekommen Sie Hilfe

Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.

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