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Proteste gegen Shein
Frankreich will Online-Händler Shein vorerst sperren.
Frankreich will Online-Händler Shein vorerst sperren.
Sarah Meyssonnier / REUTERS / picturedesk.com

Kindliche Sexpuppen: Frankreich sperrt Online-Händler Shein

05.11.2025 um 15:29, Jovana Borojevic
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Nach dem Skandal um kindlich wirkende Sexpuppen greift Frankreich durch. Die Regierung will den umstrittenen Online-Riesen Shein vorerst blockieren.

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Der umstrittene Online-Modehändler Shein sorgt wieder einmal für Schlagzeilen. Das in China gegründete und inzwischen in Singapur ansässige Unternehmen ist weltweit für seine Billigmode zum Spottpreis bekannt und ebenso für massive Kritik an seinen Produktionsbedingungen. Immer wieder werfen Umweltorganisationen und Menschenrechtsaktivisten dem Konzern vor, Kleidung unter sozial und ökologisch fragwürdigen Umständen herstellen zu lassen. 

Skandal um kindlich wirkende Sexpuppen

Nun erschüttert ein neuer Skandal das Image des Modegiganten: Auf der Plattform von Shein waren Sexpuppen mit kindlichen Zügen angeboten worden. Eine der Puppen, rund 80 Zentimeter groß und mit einem Teddy im Arm, wurde als „Spielzeug für die männliche Masturbation“ angepriesen, für rund 190 Euro. Dieser Fund löste in Frankreich einen Sturm der Empörung aus. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen Verbreitung von Darstellungen Minderjähriger mit pornografischem Charakter ein, sowohl gegen Shein als auch gegen den chinesischen Onlinehändler AliExpress, auf dessen Plattform ähnliche Angebote entdeckt wurden. 

Frankreich zieht die Notbremse

Die Reaktion aus Paris folgte prompt. Wie das Büro von Premierminister Sébastien Lecornu mitteilte, hat die französische Regierung ein Verfahren eingeleitet, um Shein vorläufig zu sperren. Die Plattform soll so lange blockiert bleiben, bis das Unternehmen nachweislich alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt. Binnen 48 Stunden sollen die zuständigen Minister einen Zwischenbericht vorlegen. Industrieminister Sébastien Martin warf Shein eine „aggressive Strategie“ vor, die gezielt auf französische Werte abziele.

Shein spricht von einem internen Fehler

Der Konzern selbst versuchte, die Wogen zu glätten. In einer Stellungnahme sprach Shein von einem internen Fehler. Die betreffenden Produkte seien umgehend entfernt worden und man wolle künftig alle Erwachsenenartikel überprüfen. Außerdem habe Shein eine Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden zugesagt. 

Eröffnung mitten im Sturm

Ironischerweise fiel der Skandal genau mit der Eröffnung des ersten stationären Shein-Geschäfts in Paris zusammen. Im Traditionskaufhaus BHV öffnete am Mittwoch die erste dauerhafte Verkaufsfläche des Online-Riesen ihre Tore. Schon Stunden vor der Eröffnung bildeten sich Schlangen, nicht nur von neugierigen Kundinnen, sondern auch von Demonstranten. 

Proteste vor dem Kaufhaus

Vor dem Kaufhaus kam es zu lautstarken Protesten. Auf Transparenten war zu lesen: „Schützt die Kinder und nicht Shein! Sicherheitskräfte bewachten den Eingang, während Aktivisten den Rückzug von agnes b., einer bekannten französischen Modemarke, feierten. Das Label hatte aus Protest gegen die Kooperation mit Shein seine Fläche im Kaufhaus aufgegeben. Frankreichs Regierung will nun ein deutliches Zeichen setzen. Ob Shein seine Geschäfte im Land bald wieder aufnehmen darf, hängt davon ab, ob der Konzern das französische Recht respektiert und ob er das Vertrauen der Öffentlichkeit wiedergewinnen kann.

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