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Luftaufnahme einer Küste mit grünem Wald und türkisfarbenem Wasser, in dem der Schatten eines Flugzeugs zu sehen ist. Symbolfoto für die Einstellung des Flugbetriebs der Regionalfluglinie Blue Islands.
Die Fluglinie Blue Island hat Insolvenz angemeldet.
Die Fluglinie Blue Island hat Insolvenz angemeldet.
Ake Ngiamsanguan / iStock

Blue Islands pleite: Fluglinie bietet keine Rückerstattung

19.11.2025 um 10:02, Stefanie Hermann
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Nach 26 Jahren hat Blue Islands Insolvenz angemeldet. 150.000 Menschen sind betroffen. Die Fluglinie bietet keine Rückerstattung an.

Die Regionalfluglinie Blue Islands, seit Jahrzehnten Lebensader der Kanalinseln Jersey und Guernsey, hat nach 26 Jahren Betrieb überraschend Insolvenz angemeldet. Sämtliche Flüge sind eingestellt. Für die 150.000 Einwohner der Kanalinseln Jersey und Guernsey bedeutet das den Verlust ihrer wichtigsten Verbindung zum britischen Festland.

Noch in der Woche vor dem Zusammenbruch absolvierte die Airline 136 Flüge mit rund 9.200 Sitzplätzen. Nun steht der Verkehr still, Flughäfen sind leer, und Passagiere bleiben ohne Rückerstattung zurück.

Blue Islands stellt Betrieb ein

„Nach 26 Jahren im Dienst der Kanalinseln bedauern wir zutiefst, dass Blue Islands am heutigen Nachmittag den Betrieb eingestellt hat", heißt es in einer auf der Website veröffentlichten Erklärung von Blue Islands.

Das Unternehmen sei trotz intensiver Gespräche mit der Regierung von Jersey nicht in der Lage gewesen, den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten. Die Airline hatte über Jahre staatliche Hilfen erhalten, zuletzt eine Unterstützung von rund acht Millionen Euro. Die stattliche Subvention reichte aber nicht aus, um die Schuldenlast und gestiegenen Betriebskosten auszugleichen.

Regierungshilfe für Blue Islands blieb aus

Um die Fluglinie vor dem Bankrott zu bewahren, war von Regierungsseite ein Rettungspaket von in Höhe von 8,5 Millionen Pfund (etwa 9,8 Millionen Euro) zugesagt. Tatsächlich überwies die Regierung von Jersey jedoch nur 1,5 Millionen Pfund (rund 1,7 Millionen Euro). Mit dem Ausblieben der Finanzierung blieb der Airline keine Wahl. Rund 100 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz, mehr als 21.000 gebuchte Flüge sind ersatzlos gestrichen.

Laut der Jersey Evening Post habe das Unternehmen bis zuletzt versucht, Investoren zu gewinnen, um die drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Am Abend des 14. November 2025 war das Schicksal der Airline besiegelt: Blue Islands ist zahlungsunfähig.

Wie Blue Islands erklärte, würden keine Rückzahlungen durch das Unternehmen selbst erfolgen würden. Betroffene müssen Rückerstattungen über ihre Bank oder Kreditkartenanbieter einfordern.

Inseln abgeschnitten – und wütend

Für viele Bewohner sind die kurzen Flüge nach Southampton, Bristol, Exeter oder Leeds kein Luxus, sondern Alltag. Wer zur Arbeit pendelt, medizinische Termine wahrnimmt oder Waren transportiert, ist auf die Verbindung zum Festland angewiesen.

Nun herrscht auf den Inseln Chaos. Fähren können den Ausfall nicht kompensieren, und Ersatzverbindungen sind knapp. „Ohne Flüge sind wir praktisch vom Rest des Landes abgeschnitten. Das ist kein Komfortproblem, das ist eine Lebensader, die gerade gekappt wurde", zitiert BBC Channel Islands eine Bewohnerin von Jersey.

Andere Airlines springen ein

Kurzfristig übernehmen Aurigny und Loganair einige der wichtigsten Strecken. Auch easyJet und British Airways stellten zusätzliche Sitzplätze bereit, um Reisende aufzufangen.

Langfristig ist aber kein stabiler Ersatz in Sicht. Ohne neue Anbieter droht den Inseln eine Phase der Isolation. Zu rechnen ist außerdem mit steigenden Ticketpreisen, da der Wettbewerb im britischen Regionalflugmarkt weiter schrumpft.

Die Regierung von Jersey hat angekündigt, Gespräche mit alternativen Fluggesellschaften zu führen und mögliche Anreize zu prüfen. Ein Wiederaufbau der Verbindung gilt als dringend notwendig. Bis dahin müssen sich Bewohner, Geschäftsreisende und Touristen auf Einschränkungen einstellen.

Auswirkungen auf Europa

Die Pleite von Blue Islands fügt sich in eine Reihe von Airline-Insolvenzen in diesem Jahr: Spirit Airlines, Ravn Alaska, Corporate Air, Verijet und zuletzt Kachina Air mussten 2025 bereits aufgeben. Luftfahrtanalysten sehen darin ein Warnsignal für ganz Europa.

Der Rückgang kleiner Regionalanbieter kann indirekt auch den europäischen Ticketmarkt beeinflussen: Weniger Konkurrenz auf Kurzstrecken bedeutet, dass Billigflieger ihre Preise leichter anheben können. Das spüren auch österreichische Passagiere, etwa auf Flügen nach London, Manchester oder auf die Kanalinseln, die künftig teurer und seltener werden könnten.

Flüge aus Österreich werden teurer

Erst vor wenigen Wochen hat Ryanair mehrere Flüge ab Wien gestrichen, unter anderem Verbindungen nach Manchester, Bristol und Edinburgh. Als Gründe nennt die Airline gestiegene Betriebskosten, Flugzeugengpässe durch Lieferverzögerungen bei Boeing sowie die erhöhte Kerosinsteuer in Österreich. Für Passagiere bedeutet das weniger Auswahl und steigende Preise – auch in Österreich.

Quellen und weiterführende Informationen

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