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Ryanair-Chef Michael O’Leary bei einer Pressekonferenz zu den gestrichenen Maschinen am Flughafen Wien. Er zieht Grimassen und zeigt auf sein Gesicht.
Ryanair kürzt ihr Angebot in Wien drastisch. Airline-Chef Michael O'Leary nennt die Gebühren in Wien absurd.
Ryanair kürzt ihr Angebot in Wien drastisch. Airline-Chef Michael O'Leary nennt die Gebühren in Wien absurd.
Lisa Leutner / REUTERS / picturedesk.com

"Absurde Gebühren": Ryanair streicht Wien-Flüge

17.09.2025 um 15:58, Stefanie Hermann
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Nach dem Wizz-Air-Aus streicht auch Ryanair Flüge ab Wien. Drei Maschinen werden abgezogen und Routen gestrichen. O'Leary kritisiert die Steuerpolitik scharf.

Erst vergangene Woche hat Wizz Air angekündigt, Wien komplett den Rücken zu kehren. Nun folgt der nächste Paukenschlag: Auch Ryanair zieht sich zumindest teilweise zurück und zieht drei Maschinen aus Wien ab.

Ryanair streicht drei Maschinen

Konkret streicht der Platzhirsch unter den Billigfliegern drei von insgesamt 19 in Wien stationierten Jets. Von den Kürzungen sind rund 100 Mitarbeiter betroffen. Im Winterflugplan 2025 werden die Strecken nach Billund, Santander und Tallinn komplett eingestellt. Auch auf anderen Routen wird das Angebot spürbar ausgedünnt. Schon im Februar hatte Ryanair ein Flugzeug abgezogen, nun folgen zwei weitere.

„Exorbitante Steuer“ und „überhöhte Gebühren“

Ryanair begründet den Rückzug mit massiven Kostensteigerungen in Österreich. Die „Exorbitante Luftverkehrssteuer in Höhe von zwölf Euro“ und „überhöhte Flughafengebühren in Wien“, so die Airline in einer Mitteilung. „Wiens absurde Kosten zwingen uns dazu", bemängelt Ryanair-Chef Michael O’Leary. Er fordert die österreichische Regierung einmal mehr auf, die Steuer abzuschaffen: „Sollte das nicht passieren, werden die Ticketpreise unweigerlich steigen.“ Österreich-Chef Andreas Gruber spricht unterdessen von einer Zäsur für das irische Luftfahrtunternehmen. „Es ist das erste Jahr, in dem wir nicht wachsen.“ Für 2025 rechnet Ryanair mit zehn bis 15 Prozent weniger Passagieren ab Wien.

Wizz Air kehrt Wien völlig den Rücken

Der Rückzug von Ryanair folgt nur Tage nach dem Total-Aus von Wizz Air in Wien. Der ungarische Konkurrent will bis März 2026 alle fünf stationierten Jets abziehen und die Basis schließen. „Wir haben unser siebenjähriges Bestehen in Wien gefeiert, aber die Kostenentwicklung zwingt uns zu diesem Schritt“", begründet Geschäftsführer Mauro Peneda die Entscheidung. Schon ab Ende Oktober werden erste Strecken gestrichen, ehe der komplette Abzug in zwei Phasen erfolgt.

Billigflieger nach Niki-Pleite gestartet

Sowohl Wizz Air als auch Ryanair waren 2018 nach Wien gekommen, nachdem die Air-Berlin-Tochter Niki insolvent gegangen war. Ryanair übernahm damals die von Niki Lauda gegründete Nachfolgeairline Laudamotion. In der Folge entbrannte ein verlustreicher Preiskampf, der den Passagieren zeitweise extrem günstige Tickets bescherte, die Airlines selbst aber Millionen kosteten.

Ambitionierte Pläne wackeln

Eigentlich hatte Ryanair große Pläne für Österreich: Langfristig sollten in Wien 30 Flugzeuge stationiert und rund eine Milliarde Euro investiert werden. Der Expansionskurs dürfte damit endgültig Geschichte sein. Ohne eine Abschaffung der Luftverkehrssteuer und eine Senkung der Gebühren werde es keine weiteren Wachstumsinvestitionen mehr geben, stellt O'Leary klar.

Flughafen Wien fordert Abschaffung der Flugabgabe

In eine ähnliche Kerbe schlägt man seitens des Flughafenbetreibers.

Der Flughafen Wien bedauert in einem offiziellen Statement die Entscheidung von Ryanair und sieht darin, nach dem angekündigten Rückzug von Wizz Air, einen weiteren Beleg für die Notwendigkeit der Abschaffung der staatlichen Flugabgabe.

Mit 1. Jänner 2026 sollen die Entgelte am Standort um bis zu fünf Prozent sinken – sie lägen schon jetzt trotz Inflation im Schnitt auf dem Niveau von 2015. Zugleich erinnerte der Flughafen daran, dass die 12-Euro-Abgabe pro Passagier rund ein Drittel der Gesamtkosten einer Airline pro Fluggast ausmache und Österreich damit im internationalen Wettbewerb einen Nachteil habe. Airlines in Asien oder im Nahen Osten seien von solchen Belastungen nicht betroffen.

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