"Wir können noch Tischler"
Entweder geht man mit der Zeit oder man geht mit der Zeit“ … dieses alte Zitat nahm sich wohl auch Johann Berner zu Herzen, der 1972 aus der von seinem Urgroßvater Josef Berner 1880 in Baumgartenberg gegründeten Wagnerei eine Tischlerei machte. „Als mein Vater als Lehrling in den Betrieb einstieg, gab es den Beruf des Wagners fast nicht mehr und so lernte er Tischler“, erzählt Bettina Wielach, die heute mit ihrem Mann Franz einen der ältesten Betriebe im Bezirk Perg – Wielach EinrichtungsDesign – führt. Wagner waren einst gefragte Handwerker, welche sich auf die Herstellung und Reparatur von Holzrädern spezialisiert haben. Heute gibt es in Österreich gerade einmal drei solcher Betriebe. Die „Neuerfindung“ des Unternehmens hat sich ausgezahlt: „Wir sagen immer stolz: Wir können noch Tischler.“ Das Unternehmen hat zwischen Großmöbelhäusern und kleinen EPU mit Montagewagen seine Nische gefunden. „Wir haben eine gute Auslastung, weil wir selbst planen und erzeugen können – vom Vorzimmerkasten bis zu Großprojekten.“
Pioniere der 3D-Planung
„Wir waren ziemlich die Ersten, die schon in den 1990er Jahren 3D-Planung angeboten haben. Heute setzen wir auf fotorealistische Darstellungen, die in keinem Vergleich zu billiger Möbelhaus-Software stehen.“ Der nächste Schritt – die Anbindung der Planungsdaten direkt an die Maschinen – steht kurz bevor. Trotz aller Technologie steht das Handwerk im Vordergrund. Die Wielachs setzen dabei auf extrem loyale Mitarbeiter, die teilweise schon seit 50 Jahren im Unternehmen tätig sind. Aber auch beim Nachwuchs tut sich einiges. Bettina Wielach sieht zarte Zeichen der Erholung am Lehrlingsmarkt. „Junge Menschen wollen wieder mehr mit den Händen arbeiten. Leider scheitert es oft an den Eltern, die ihre Kinder unbedingt durch die Schule bringen wollen.“
And the winner is …
Die Reputation des Unternehmens zieht auch bei den Jungen: Dreimal in Folge wurden die Wielachs Preisträger beim „Schönsten Wohnraum Oberösterreichs“, sie gewannen den „Austria Interior Design Award“, feierten die Auszeichnung zur „Schönsten Küche Oberösterreichs“ und vieles mehr. Bettina Wielach selbst darf sich 2024 „Planerin des Jahres“ nennen. Darauf ausruhen will man sich aber nicht. Den Weitblick, den schon Johann Berner mit dem in den 1970ern errichteten neuen Firmenstandort, der Raum für Erweiterung bot, bewies, pflegt das Unternehmen heute noch – ganz bodenständig: „Wir hatten schon Projekte in Deutschland und haben die Einrichtung für zwei Apartments in London gefertigt. Der Fokus bleibt aber innerhalb eines Radius bis maximal vier Stunden Anfahrt.“ Die Lage zwischen Linz und Wien eröffnet dabei genügend Potenzial und dieses Potenzial kann genutzt werden, wenn „man trotz Tradition auch immer wieder Veränderung wagt“.