Man lernt KI aus
Inhalt
Es klang nach Science-Fiction. Donald Trump verkündigte das Projekt „Stargate“. 500 Milliarden US-Dollar sollen in die amerikanische KI-Industrie fließen und die Führerschaft bei der Zukunftstechnologie garantieren. Nur einen Tag später crashte ein chinesisches KI-Startup namens „DeepSeek“ die Party. Doch wie soll Otto-Normal-User mit den Entwicklungen mithalten, wenn selbst die führenden Top-KI-Companys von der Entwicklung überrumpelt werden? Markus Steininger, Geschäftsführer der Online Architekten, KI-Experte und -Trainer, hat eine knappe Antwort: „Gar nicht. Das größte Problem ist, dass man erst gewisse Grundlagen schaffen muss, doch die Menschen haben von der Basis her keine Ahnung.“ Ahnung von den Möglichkeiten und Chancen, die ihnen KI im unternehmerischen Umfeld bietet. Auch Christoph Becker, Geschäftsführer des IT-Trainingsanbieters ETC und Mitgründer der KI-Schmiede, geht mit seinen Kunden Schritt für Schritt vor. Der letzte Schritt ist die Umstellung des Geschäftsmodells. „Weltweit sind erst zehn Prozent so weit. In Österreich gibt es zum Beispiel Unternehmen, die sich digitale Lernstrecken mit KI-Assistenten bauen lassen oder den Handelskonzern, der seine Logistik auf KI umgestellt hat.“ Steininger spricht von fünf Punkten, wie er mit seinem Team Unternehmen vorbereitet. Punkt eins: Praxisbezug. „Dann hat man sofort den Aha-Effekt.“ Punkt zwei: Die Vorteile in den Fokus rücken. Punkt drei: Sich mit Unternehmensprozessen beschäftigen. „Da geht es um Dinge, die man automatisieren könnte und welche Mitarbeiter ohnehin nicht interessieren.“ Punkt vier: Ängste abbauen. „Es gibt viele Hürden beim Datenschutz und da herrscht auch eine gewisse Angst vor, die nicht ganz unbegründet ist, aber es kann in den meisten Fällen nichts passieren. Kaum einer wird sagen: ‚Lassen wir die KI mal unsere gesamte IT durchforsten.‘“ Der letzte, fünfte Punkt klingt ein wenig frustrierend: „Immer wenn man glaubt, etwas gelernt zu haben, fängt man wieder von vorne an. Jede Version hat Mini-Updates drin. Was ich diese Woche gelernt habe, kann nächste Woche durch neue Features obsolet sein. Daher muss man ständig dranbleiben.“
Ist KI unlogisch?
Diese massiven Entwicklungsschritte resultieren daraus, dass die KI nicht mehr nur 100 Prozent von Menschen lernt, sondern sich selbst trainiert. Wenn immer neue Entwicklungsschritte gesetzt werden, poppt das in Form neuer Features auf. Damit entsteht für Anwender oft eine scheinbare „KI-Unlogik“. „Diese wahrgenommene ‚Unlogik‘ von KI-Systemen lässt sich häufig auf kontinuierliche Modell-Aktualisierungen, dynamische Prompting-Algorithmen und Serverauslastung zurückführen. Dadurch können die Ergebnisse variieren. Unternehmen und Nutzende sollten erfolgreiche Prompts dokumentieren und regelmäßig testen, um konsistente Ergebnisse zu erzielen“, rät Becker. Welche Systeme sich global durchsetzen oder gar zum Standard werden, ist derzeit noch nicht klar. „Die bisherigen Trainingsmethoden für große Sprachmodelle haben ihre Grenzen erreicht. Das Reasoning von OpenAI oder DeepSeek scheint einen Ausweg zu bieten. Dennoch werden sich in den Nischen unzählige Anbieter etablieren.“

Rezepte wie von Mama
In der Praxis hinken die Anwender den Tools aber noch gewaltig hinterher. Steininger: „Ich höre viele Unternehmenschefs, die sagen: ‚Wir müssen was machen, aber eigentlich weiß ich nicht wie und warum.‘“ Er geht auf ein Praxisbeispiel ein: „Das Erste, was ich tue, ist, die Leute zu bitten, ein Foto von ihrem Kühlschrankinhalt zu machen. Die KI frage ich dann: ‚Was kann man damit kochen?‘, oder liefert mir dann drei Low-Carb-Rezepten, die ich in nur drei Minuten fertig habe. So erkläre ich KI meiner Mama und einem Firmenchef.“ Kleine Prozesse wie E-Mail-Verteilung bei einem zentralen E-Mail-Eingang. Niemand kann sich dieser Entwicklung entziehen. „Wenn früher einer gesagt hat: ‚Ich habe nicht mehr lange zur Pension, das tue ich mir nicht mehr an‘, dann ist das vielleicht noch gegangen. Das geht bei KI nicht mehr. Forscher sagen mittlerweile, KI sei wie eine Dampflok auf Speed.“ Eine Zugmaschine, die immer mehr KMU nutzen. Becker: „Dass es sich auszahlt, zeigt eine aktuelle Studie von Microsoft. Österreichische Unternehmen, die KI einsetzen, haben einen Wertschöpfungszuwachs von 18 Prozent.“ Steininger gibt ein weiteres Beispiel: „Früher war das Freistellen eines Bildes in Photoshop eine Aufgabe für einen halben Tag, jetzt geht das in drei Sekunden. Das ist toll.“ Es gäbe aber auch Grenzen: „Wenn ich sage: ‚Mach mir ein Social-Media-Posting für nächsten Montag‘, wird das Ergebnis schlecht sein. Ich muss klar kommunizieren, welche Probleme ich als Unternehmen lösen kann, wer meine Zielgruppe ist und welchen Vorteil meine Kunden haben.“
Keine „Bedienungsanleitung“
Doch wie lernt man nun KI und wie bleibt man halbwegs up to date? Steininger hat einen Insider-Tipp: „Man darf da TikTok nicht unterschätzen. Da tummeln sich sehr viele KI-Influencer, die top informiert sind.“ Es gibt keine klassische Bedienungsanleitung mehr, keine Trainer, die sich hinter einen stellen und jeden Schritt erklären, sondern KI-Content-Creatoren. Sie sind die Guides durch die Welt der KI. Ein zweiter Tipp: „Umgib dich mit richtig jungen Menschen. Meine Geschäftspartner sind ein Jahrzehnt jünger als ich und wenn ich mich einmal in der Woche mit ihnen austausche, nehme ich unheimlich viel mit.“ Dazu rät er: „Probieren, machen, tun, beobachten.“ Und Steininger rät zur Geduld: „Wenn ich einen Vortrag, etwa über ChatGPT, fertig habe, und dann gibt es einen Tag später ein neues Release, dann heißt es, zurück an den Start.“ Das trifft sogar die Größten in der Branche – siehe OpenAI versus DeepSeek.

Das Menschliche wird wichtiger
Für den Unterricht selbst bedeutet KI, dass klassische Kurse durch KI-gestützten Online-Unterricht ersetzt werden könnten. „Es gibt extrem viel Luft nach oben. Da ist es fast gut, dass wir in Österreich sind, denn da dauert alles ein wenig länger.“ Klassische Wissensvermittlung wird Aufgabe der KI. Der Mensch als Lehrender bleibt aber wichtig: „Das Menschliche selbst, die Geschichten und Erfahrungen werden wichtiger. Es wird auch wichtiger werden, etwas gemeinsam zu erarbeiten. Menschen lieben Menschen und wollen nicht alles von einer KI vermittelt bekommen. Je mehr wir in Service-Hotlines und Co. von KI bedient werden, desto mehr werden wir uns nach
echten Menschen sehnen.“