"Geschichte lehrt uns Resilienz"
CHEFINFO: Ihr Unternehmen geht auf 1833 zurück. Wie kam es zur Gründung, und welchen Unternehmensgegenstand hatte die Keimzelle von Weyland?
Otto Weyland jun.: Conrad Weyland aus Wels hat sich auf die Suche nach einem Standort gemacht, um sein damals noch klassisches Kramergeschäft zu eröffnen. Er hat dabei in Budweis um eine Handelsbefugnis angesucht, die ihm verwehrt wurde. So verschlug es ihn nach Schärding. Er hat Sensen verkauft, Öfen, Waffen, Radreifen zum Beschlagen von Holzrädern, ja sogar Kohle zum Heizen – heute unvorstellbar als tragfähiges Geschäftsmodell. Das Maschinenzeitalter und vor allem der Beginn der Eisenbahn im Kaiserreich waren in vollem Gang und so erweiterte sich das Angebot um Rohre und Profile.
Wann begann dann das Wachstum zum heutigen 611-Mitarbeiter-Unternehmen?
Weyland: Das ging nach dem Zweiten Weltkrieg los. Nach dem Maschinenzeitalter kam die Industrialisierung. Schon damals sind wir mit unseren Kunden mitgewachsen. Wir beliefern als Traditionsbetrieb durchaus einige andere Traditionsbetriebe schon seit einigen Jahrzehnten. Die Aufbruchstimmung nach dem Krieg hat dazu beigetragen. So kam es auch später zu unserem heutigen Firmensitz in St. Florian am Inn. Wir hatten damals im ganzen Schärdinger Stadtgebiet verteilt sechs Läger. Mein Vater bekam den Auftrag, ein Grundstück zu suchen, das außerhalb der Stadt liegen und verkehrstechnisch gut eingebunden sein sollte. Das wurde 1966 gefunden. Damals gab es dort nur ein Haus und eine Tankstelle. Wir konnten also mit dem 13 Hektar großen Grundstück mitwachsen. Unsere 611 Mitarbeiter sind auf mehrere Standorte verteilt. Wir haben Niederlassungen in fast allen Bundesländern, dazu Läger in Deutschland, Tschechien, Kroatien und Slowenien.
Was können Sie aus der langen Geschichte mitnehmen? Gibt es Dinge, die auch heute noch Gültigkeit haben?
Weyland: Unsere heutigen „Krisen“ hätten unsere Vorfahren vermutlich nur milde belächelt. Ich will die Herausforderungen unserer Zeit nicht kleinreden – aber wenn wir sie mit all unserem Wissen und unserer Innovationskraft nicht lösen können, liegt die Verantwortung allein bei uns. Es gab Weltkriege, hohe Inflationsphasen, mehrere Währungswechsel und Phasen, die von Armut geprägt waren, wie man sie sich heute in Österreich nicht mehr vorstellen kann. Geschichte lehrt daher vor allem eines: Resilienz. Wir haben gelernt, dass langfristiges Denken, Vorratshaltung und Kapitalstärke in Krisen wertvoller sind, als kurzfristige Optimierung.
Blicken wir in die Zukunft: Was braucht es, um die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte zu meistern? Stehen größere Projekte und Investitionen an?
Weyland: Wichtig bleibt, dass man Veränderung aktiv fördert und Stillstand verhindert. Wir haben gerade in den vergangenen Jahren sehr viele Investitionen getätigt, dazu kam ein neuer Standort in der Steiermark. Gleichzeitig pflegen wir die Kernfunktionen im Handel: Dienstleistungsqualität, Beratung oder Verfügbarkeit. In einer so schnelllebigen Zeit bleibt das ein zentraler Erfolgsfaktor.