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2025! Das Crazy

21.12.2025 um 00:00, Jürgen Philipp
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Jahresrückblick. Was bleibt von 2025? Wandernde Elche, wehrhafte Klosterfrauen oder falsche Würstel?

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Bevor wir einen Blick in die Vergangenheit werfen, wagen wir doch einen ins kommende Jahr. ­Einige Dinge stehen schon fest, etwa dass der Warzenbeißer, eine vier Zentimeter große Heuschrecke, das „Insekt des Jahres“ sein wird. Der Kiebitz wird „Vogel des Jahres“ und das putzige Maus­wiesel gewinnt die animalische Gesamtwertung in der 26er Edition. Des Weiteren wird der Ukraine-Krieg beendet. Putin gibt alle besetzten Gebiete zurück und zahlt Reparationen. Im Gaza­streifen feiern Israelis und Palästinenser gemeinsam den dauerhaften Frieden und den rasanten Wiederaufbau Gazas. Donald Trump lässt alle Zölle fallen und zieht sich dauerhaft zum Golfen zurück, und Österreich wird zur europäischen ­Konjunkturlokomotive. Das Wirtschaftswunder V 20.2.6 ist so stark, dass die Schulden rapide abgebaut werden können, dazu wird Österreich auch noch Fußball-Weltmeister. 
Okay, stopp! Spätestens jetzt ist klar, dass es sich bei diesem Text um Satire handelt. Damit wollen wir der oft bitteren Realität den Giftzahn ziehen.
 

KI vs. MD (menschliche Dummheit)

Was ist 2025 also passiert in der Welt? Es ist das Jahr der künstlichen Intelligenz und gleichzeitig der menschlichen Dummheit. Selbst die beste Deepfake-KI kann nicht mehr Chaos und Müll produzieren (im Fachjargon „Slop“ genannt)wie der Mensch aus Fleisch und Blut. „Flooding the zone“ hat ein neues Level erreicht. Meister dieser Technik: Donald Trump. Er ist in Umbenennungslaune. Aus dem Golf von Mexiko wird der Golf von Amerika, aus dem Verteidigungsministerium das Kriegsministerium und das United States Institute of Peace wird zum Donald J. Trump Institute of Peace. Und er ist Meister der Umdeutung. Während die Preise in den USA explodieren, erklärt er, dass das Wort „Leistbarkeit“ gar nicht existiere. Es sei von den Demokraten erfunden worden. So sei auch der Epstein-­Skandal ein demokratischer Hoax. Trump will offensichtlich nur deshalb die Veröffentlichung der Epstein-Akten verhindern, weil er die Demokraten schützen will. Wie sehr er Demokraten liebt, zeigt der Besuch des neuen New Yorker Bürgermeisters Zohran Mamdani beim POTUS. Nach einem medialen gegenseitigen Kommunist-Faschist-Watschentanz tätschelt Trump dem Jungpolitiker die Hand, der wiederum hofiert den Präsidenten. Bleibt noch das große ungelöste Rätsel: Wer ist „Baba“? Der kommt in einer pikanten Epstein-E-Mail vor.  
 

TikTok-Challenges ­bringen Menschen zusammen, ­vereinen sie, bündeln kreative Energie und entfachen dabei Großes. Wie Pudding­essen mit der Gabel oder Sonnenbrände gegen Pickel.

Ba-Ba-Ballüberfall

Vielleicht steht Baba für „Ballsaal-­Bauer“? Denn Trump will mit seiner Wirtschaftspolitik für ein goldenes Zeitalter in den USA sorgen. Etwa mit dem Ballsaal, den die Amerikaner viel mehr begehren als günstige Lebensmittelpreise. Die undankbaren US-Bürger scheinen bei diesem Thema nämlich ebenso zu halluzinieren wie ChatGPT, wenn es einmal keine Antwort weiß. Sie wollen „No  King“ und gehen auf die Straße, doch KI und Donald  J. sind unfehlbar. So sind die Preise für Lebensmittel laut Trump stark gefallen. Rindfleisch etwa ist um 17  Prozent nach „oben gefallen“, ein Kilogramm Kaffee von 9 US-Dollar auf 12,50 US-Dollar „gesunken“. Man muss sich nur auf den Kopf stellen. Die Zölle sind daran nicht schuld. Trump meint sogar, die USA nehmen so viel Geld ein, dass künftig keiner mehr Einkommenssteuer bezahlen muss – und Trump weiß, von was er redet. 

Schlank und reich mit einem Streich

Einen absoluten Geniestreich kündigte Trump bei den Arzneimittelpreisen an. So will er den Preis von ­Pharmazeutika um bis zu 1.400  Prozent senken. Wer also die „Fettspritze“ (©Trump), sprich Ozempic 1 mg,  die „ohnehin nicht funktioniert“ (©Trump), in den USA kauft, bezahlt 349 US-Dollar. Nach der Senkung um 1.400  Prozent bekommt jeder Bürger damit 4.537 US-Dollar pro Monat bar auf die Hand. Damit wäre den übergewichtigen US-Amerikanern, rund zwei Drittel der Bevölkerung, fett geholfen. Trumps Volk wird schlank und reich mit einem Streich. Wer sagt, dass die einfachen Lösungen nicht oft die besten sind. Und wer einen derartigen Genius als Chef hat, kann sich natürlich gemütlich zurücklehnen. So wie das 2025 einige House Republicans ankündigten. Ex-Trump-Fangirl Marjory Tailor Green eröffnet am 6. Jänner 2026 den Reigen. Bei den Nachwahlen könnte sich – erstmals in der Geschichte – noch vor den Midterms die Mehrheit drehen. Wird aus dem ­FIFA-Friedenspreisträger eine lahme Ente? Der EU würde das gefallen, denn ihre Existenz wird von Musk, Trump und Co. in Frage gestellt.
 

Was haben wir den Chinesen getan? Nach der Billigprodukte-Flut und ­günstigen E-Autos überschwemmen sie uns nun auch noch mit Labubus.

UK zeigt Zöllen die Fratze

Streitsüchtig wie die Europäer nun mal sind, provozieren sie am laufenden Band. Sie protzen mit billigen Lebensmitteln wie im spanischen Buñol. Dort bewarfen sich Tausende Menschen beim „La  Tomatina“ eine Stunde lang mit Tomaten. Die Italiener hingegen werfen sich in Ivrea tonnenweise Orangen an die Köpfe, jaja Orangen – verstanden – Provokation pur. Die Briten eskalieren auf eine andere Art. Sie teilen keine Geheimdienstunterlagen mehr mit den USA, erklären US-Kriegsminister Pete Hegseth zum Piraten der Karibik und ­zeigen der Zollpolitik ihre ­hässlichste Fratze. Bei den Gurning Championships in Egremont geht es darum, dass derjenige, der die schlimmsten Grimassen reißt, gewinnt. Die Europäer! Immer zu Späßen aufgelegt. Gerade die EU ist ein sorgenfreies Paradies. So nahm 2025 ein absoluter Meilenstein in der Menschheitsgeschichte von Brüssel und Straßburg aus seinen Siegeszug in die Welt. Veggie-Wurst darf nicht mehr „Wurst“ heißen. So wie pflanzliche Milch nicht mehr Milch genannt werden darf, denn echte Milch kommt wie die Wurst von einem echten Tier. Das hat nur einen kleinen Haken: Was ist mit Muttermilch?

 

Europa: Bald „Analog“ie?

Egal, Europa nimmt‘s leicht. So verfielen Millionen von Spaniern und Portugiesen während eines zwölfstündigen Blackouts nicht in Panik, sondern feierten die Dunkelheit mit Bier und Gitarrenmusik am Lagerfeuer. Panik – die gibt’s in Europa nicht, selbst wenn VW keine Chips mehr bekommt, obwohl der Kontinent von US-Cloud-Technologie abhängig ist. Wie gut, dass die USA nicht die EU zerschlagen will. Oh wait! Doch was soll‘s? Schaltet uns doch Amazon ab, wir haben immer noch das Kaufhaus Österreich. Außerdem sind die 1990er wieder in und das erlebte niemand besser als der ­französische Richter Nicolas Guillou am Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag. Er wurde von den USA sanktioniert, weil er einen Haftbefehl gegen Trump-Spezi Benjamin Netanjahu erließ. Das warf ihn zurück in die 1990er Jahre, ganz ohne silbernen DeLorean. Seine Accounts bei Amazon, Airbnb oder PayPal wurden geschlossen und Online-Buchungen storniert. War ja auch nicht so schlecht damals oder? Abgesehen davon – wir haben den Eurovision Song Contest. Und „wir-wir“, ja wir Österreicher – also eigentlich JJ –, haben ihn ­wieder gewonnen. Bunte Glitzerklamotten, Schlager-Rhythmen und riesige LED-Wände lösen fast jede Krise.
 

Elch Emil, benannt nach dem tschechischen Langstreckenläufer und vierfachen Olympiasieger Emil Zátopek, hielt Österreich auf Trab – und in Atem.

Precht – der letzte Universalgelehrte

So wie jener deutsche Philosoph, der quasi ein echtes Lösungsmittel ist und der für „Precht und Ordnung“ steht. Der letzte Universalgelehrte und Experte für „eh alles“ Richard David Precht sagt rund um die Uhr in Talkshows, dass man nichts mehr sagen dürfe. Etwa wie man den russischen Angriffskrieg beendet, nämlich mit einer Kapitulation der Ukraine. Er bekommt dabei Rückendeckung vom deutschen Intellektuellen Dieter Bohlen. Das klingt auch logisch, noch dazu, wo Putin selbst versprochen hat, Europa nicht anzugreifen – und ­Nicht-Angriffspakte haben in der Geschichte schließlich immer perfekt funktioniert. Demokratie ist ohnehin out. 2025 waren autoritäre Regime weiter am Vormarsch. Laut dem Thinktank Freedom House kam es in diesem Jahr in 60 Staaten zu Verschlechterungen bei politischen Rechten und Bürgerfreiheiten. Antisemitismus und offene Sympathiebekundungen für das NS-Regime sind keine Seltenheit mehr. Doch dieser Siegeszug könnte nun bald zu Ende sein und zwar wegen eines winzig kleinen Grunds. Eine BBC-Doku hat die DNA Hitlers entschlüsselt und kam zu dem Schluss, dass Hitlers kleiner Adolf wohl sehr, ja sogar sehr, sehr klein gewesen sein soll. Was dieses Wissen nützt? Vielleicht wird der  Berufswunsch „Diktator“ weniger populär. Denn welcher der strammen, starken Männer will sich schon Mikrophallie nachsagen lassen. 
 

Jung, weiblich, heilig

Doch 2025 war auch das Jahr der starken Frauen. Als achtes ­Weltwunder ging die Wahl von Sanae Takaichi zur ersten Premierministerin in einem der wohl patriarchalischsten Länder der Welt, nämlich Japan, in die Geschichte ein. Auch Namibia geht mit der ersten Präsidentin Netumbo Nandi-Ndaitwah in eine neue Ära. Präsidentinnen wurden auch in Suriname, Tansania und Irland gewählt. In der Ukraine, in Litauen und Tunesien werden Premierministerinnen gewählt. Brigitte Haas ist die erste Regierungschefin Liechtensteins, und in Nepal wird Sushila Karki zur Interims-Premierministerin ernannt. Der Grund für ihre Wahl waren Massenproteste der Gen Z. Die gab es nicht nur in Nepal. Auch in Kenia, ­Marokko, Sri  Lanka, auf den Philippinen, in Indonesien, der Mongolei oder Serbien begehrte die junge Generation auf. Neben dem Kampf gegen Polizeigewalt und autoritäre Strömungen geht es ihnen dabei auch um die Gleichstellung von Frau und Mann. So wie es nun beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vorgelebt wurde. Kirsty Coventry wird, rechtzeitig vor den Winterspielen 2026, Präsidentin des IOC. Eine echte Revolution gab es im Vatikan. Gut, auf eine Päpstin müssen wir noch warten, doch Raffaella Petrini wird Präsidentin der Päpstlichen Kommission und des „Governatorato“. Was sperrig klingt, ist dem Amt einer Regierungschefin des Stadtstaats gleichzusetzen. Dafür musste der Papst sogar das Grundgesetz ändern. Nach dem Tod von Papst Franziskus stieg die Konklave und erstaunlich rasch weißer Rauch auf. Die Wahl fiel auf den US-Amerikaner Leo XIV. Franziskus hat ihm einiges vorgelegt. Er war der fleißigste Papst aller Zeiten und sprach in seinen zwölf Jahren Amtszeit 942  Menschen heilig. Bisheriger Rekordhalter war Johannes Paul II., der in 27 Jahren nur 482 Menschen heiligte.
 

Drei unbelehrbare Frauen, die sich mit der Kirche anlegen, gegen das Kopftuchverbot verstoßen und ein Haus Gottes besetzen!

Sagt Ozzy zum Papst ...

Franziskus war nicht der einzige prominente Todesfall, den es 2025 zu beklagen gab. CHEFINFO bringt ein Gespräch von heuer Verstorbenen, das es nie gab, das aber dennoch aus 100  Prozent echten Zitaten besteht. ­CHEFINFO: Was wünschen Sie sich für 2026? Dick ­Cheney: „Trump darf nie wieder an die Macht.“ Brian Wilson, Mastermind der Beach Boys, zuckt mit den Schultern: „Politik geht in das eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder raus. Ich weiß nicht einmal sicher, wie der Präsident heißt. So dumm bin ich.“ Ozzy Osbourne lacht beim Wort „dumm“ laut auf und jauchzt: „Von allen Dingen, die ich verloren habe, vermisse ich meinen Verstand am meisten.“ Marianne Faithfull gefällt das – egal, ob mit oder ohne Verstand: „Rebellion ist das Einzige, was dich am Leben hält!“ ­Diane Keaton steht daneben und schaut ungläubig: „Ich bin total normal.“ Das wiederum glaubt Robert Redford nicht: „Was ist nur mit euch los? Glaubt ihr, nicht bei einer Lüge ertappt zu werden, ist dasselbe, wie die Wahrheit zu sagen?“ Gene Hackman schüttelt angewidert den Kopf, als er zu seinen Schauspielkollegen sieht: „Hollywood ist ein Ort, an dem sie dir für einen Kuss tausend Dollar zahlen und für deine Seele fünfzig Cent.“ Das Stichwort für Papst Franziskus: „Es gibt auch eine andere­ Armut! Es ist die geist­liche Armut unserer Tage, die ganz ernstlich auch die Länder betrifft, die als die reichsten gelten.“ Als Franziskus merkt, dass ihm keiner zuhört, haut er ein ganz anderes Zitat heraus, das alle aufhören lässt: „Wir dürfen die erotische Dimension der Liebe keineswegs als ein geduldetes Übel oder als eine Last verstehen, … sondern müssen sie als Geschenk Gottes an die Eheleute betrachten, das die Begegnung der Eheleute verschönert.“ Kurzzeitig ist es totenstill. Claudia Cardinale findet als Erste die Fassung wieder: „Die Ehe funktioniert am besten, wenn beide Partner ein bisschen unverheiratet bleiben.“ Giorgio Armani nickt halb zustimmend, halb ablehnend: „Eine schöne Frau macht dir das Leben zur Hölle.“ Jane Goodall stemmt entrüstet ihre Hände in die Hüften und schnaubt: „Es braucht nicht viel, um als schwierige Frau zu gelten. Deshalb gibt es so viele von uns.“ Hulk Hogan versucht zu schlichten und springt ein: „Sprecht eure Gebete, esst eure Vitamine und ihr werdet nie etwas falsch machen.“ Ozzy Osbourne schüttelt sich bei den Worten „Gebete“ und „Vitamine“ und platzt heraus: „Ich weiß nicht, warum ich noch lebe. Ich hätte schon tausendmal tot sein sollen.“ Cheney, Wilson, Hackman, Goodall, Franziskus, Cardinale, Armani, Hogan, Faithfull, Redford und Keaton schauen Osbourne entgeistert an.
 

María Corina Machado gewann den Friedensnobelpreis. Greift Donald Trump deshalb ihr Heimatland Venezuela an? Denn ­niemand hätte den Preis mehr verdient als er.

Zwei Brüder leben Frieden vor

Es gingen Frauen und Männer von uns, die mit ihrer Kunst und ihrem Können vieles zur kulturellen Entwicklung beigetragen haben. Dennoch ­dominierten die internationalen ­Kulturschlagzeilen des Jahres fast nur Männer. Nur eine Frau stach heraus: Elisabeth Lederer. Die Tochter der Familie Lederer, eine Kunstsammler-Familie und große Förderin von Gustav Klimt, wurde von eben jenem um 1914 gemalt. Sie nannte Klimt „Onkel“ und später, um sich als Jüdin vor dem NS-Regime zu schützen, „Vater“. Ihr Porträt wurde heuer bei Sotheby‘s in New York um 236,4  Millionen US-Dollar versteigert und ist damit das zweitteuerste Gemälde der Welt. Und ein weiterer Wiener sorgte für internationale Schlagzeilen. Der ­Walzerkönig Johann Strauss Sohn feierte seinen 200.  Geburtstag. Der absolute Superstar seiner Zeit, der mit seiner Musik bis heute Millionen von Menschen von Albuquerque bis Zhengzhou schwindelig tanzen lässt, war selber ­extrem tanzfaul. Der Schani, dessen Vater ihm verbot, Musiker zu werden, musste heimlich studieren. Weniger heimlich war eine andere familiäre Fehde, nämlich die der Brüder Gallagher, besser bekannt als „Oasis“. Der Streit zwischen den beiden Alpha-Egos Liam und Noel ist legendär. So sagte Liam über seinen Bruder: „I don’t hate Noel, I just don’t like him … he’s like a fart in a ­bottle.“ Und Noel konterte: „Liam is like a man with a fork in a world of soup.“ Die Brüder schienen unvereinbarer zu sein als Henry VIII. und seine sechs Ehefrauen. 2009 schlugen sie sich backstage blutige Köpfe, als sie sich mit Gitarren verprügelten. Das ­ultimative Ende der Britpopper schien besiegelt. Doch es kam anders. Nach 16  Jahren Trennung folgte die spektakulärste Reunion des Jahres. Zum einen ging ihnen das liebe Geld aus, zum anderen passte es zum Zeitgeist. Das Revival der 1990er betraf auch den Britpop und natürlich seine ungekrönten Könige. 30   Jahre nach Erscheinen von „Wonderwall“, dem ultimativen Lagerfeuer-Song nach „Kumbaya my Lord“, starteten „Oasis“ ihre Welttournee. Alle fünf Millionen Tickets der 41  Shows waren in weniger als zehn Stunden ausverkauft. Das sollte der Welt Hoffnung geben. Wenn es „Oasis“ schaffen, friedlich auf einer Bühne zu stehen, dann könnte es Frieden überall geben.
 

Können Sie sich Margaret Thatcher Schlagzeug spielend zu Black Sabbath, Iron ­Maiden oder Deep Purple ­vorstellen? Wenn nicht, ­besuchen Sie „Tetsu no Onna“ („Frau aus Eisen“), die erste Ministerpräsidentin Japans, Sanae Takaichi, die genau das lebt.

Tu felix Austria

Gute Neuigkeiten, wie es sie auch in Österreich zuhauf gibt. Der Lehrermangel ist dank Quereinsteigern behoben. Wir können 1,5 Liter Almdudler in Berghütten bestellen und es gibt die niedrigsten Asylzahlen seit Jahren, auch weil man neue Wege bei Abschiebungen geht. So wurde Migrant Emil betäubt und nach Tschechien verbracht. Tschechien gefällt das nicht. Das Land bog scharf rechts in Richtung Moskau ab. Fremdländisches wird abgelehnt, meint der Parlamentspräsident Tomio Okamura, der in Tokio geboren wurde. Zur weiteren Erniedrigung des Nachbarlandes kommt hinzu, dass Österreich nicht nur Weltmeister im Super-G der Damen, im Riesenslalom der Herren oder im Voltigieren, sondern vor allem Biersommelierweltmeister wurde. Und auch die Jugend zeigte groß auf. Bei den „EuroSkills“, den Berufseuropameisterschaften, holte sie „six-seven“ Goldmedaillen (eigentlich sechs, doch „six-seven“ wurde zum „Jugendwort des Jahres“ gewählt und hat keine, ja absolut keine tiefere Bedeutung). Insgesamt holte unser Facharbeiter-Nachwuchs eleven-twelve – sorry zwölf – Medaillen!
 

Er zog Ämter und Funktionen „mahrer“gnetisch an – Ex-WKO-Präsident Harald Mahrer. Der Professor ist ein „m“ahrer Wunderwuzzi bzw. war er, der Mahrer, denn sein „Mahrer“ton ist ausgelaufen.

Figl meets Marterbauer

Abgesehen davon hat das Land wieder eine Regierung und einen Haufen Schulden. Spannend, dass ausgerechnet der Finanzminister der ­beliebteste Politiker Österreichs ist. Vielleicht weil ­Marterbauer Škoda Octavia statt Audi A8, der Wahl desjenigen Staatssekretärs, der Sparpotenziale heben soll, bevorzugt? Vielleicht weil er seine Weihnachtsrede schon vorbereitet hat, die da lautet: „Ich kann euch zu Weihnachten nichts geben, ich kann euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben, kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich!“ Doch Achtung: Der letzte Finanzminister, der beliebtester Minister war, war Karl-Heinz Grasser. 

Tabakovic happelt nach 12 Minuten das 0:1. Ist das Spiel schon verprödelt? Arnautovic ist Haas. Leimer, der Fuchs, schreit: „Prass!“, doch der krankelnde VAR stögert nicht lange – es bleibt der Wurmbrand drin.

Sparpakete unterm Weihnachtsbaum

Was können wir (uns) nun also alles ­sparen? Hier ein paar Vorschläge: Raunzerei, Misanthropie, Pessimismus, Dauer­grant, Aggression, Gewalt, Egoismus, Trägheit oder sich vor der Verantwortung zu drücken. Bundeskanzler ­Stocker ging da mit bestem Beispiel voran. Er wollte eigentlich zurücktreten, als es hieß: „Du wirst Kanzler.“ Stocker hatte nicht einmal ein Sakko dabei, um der versammelten Presse das zu verkünden, was er kurz zuvor noch nicht wusste. Überhaupt hat sich die ÖVP stark gewandelt. So wurde Gust Wöginger vor Gericht diverser bzw. diversionierter. Egal, denn 2026 wird Österreich mindestens Fußball-Weltmeister – das crazy Oida („das crazy“ wurde deutsches „Jugendwort des Jahres“). Arnautović bekommt den FIFA-Preis für Lyrik und im Brenner Basistunnel werden seltene Erden entdeckt. Und was wünschen wir uns noch für 2026? Vielleicht mehr Elche und Schwestern wie Bernadette, Regina und Rita? 
Dann, ja dann, wird alles gut.

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