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Agilox
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Private Equity: Partner auf Zeit

12.01.2021 um 14:50, Klaus Schobesberger
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Eigenkapitalfinanzierungen für Unternehmen haben Zukunft und sind gerade in Krisenzeiten wichtiger denn je. Ein gefragter "Partner auf Zeit" ist die von der oberösterreichischen Raiffeisen-Gruppe gegründete Invest AG.

Die Invest AG wurde bereits vor 25 Jahren gegründet, heute ist der Pionier führend am österreichischen Private-Equity-Markt. „Wir sind sehr selektiv. Wir bekommen Hunderte Anfragen pro Jahr und beteiligen uns im Schnitt nur an fünf bis acht Unternehmen“, sagt Invest AG Vorstandschef Andreas Szigmund. Die Invest AG hat 25 Jahre Erfahrung und ist Flaggschiff der neuen Dachmarke „Raiffeisen Invest Private Equity“. Diese neue Dachmarke dient dem gemeinsamen Außenauftritt der vier Beteiligungsgesellschaften Invest AG, Raiffeisen KMU Invest AG, Raiffeisen Innovation Invest GmbH und Raiffeisen OÖ Invest GmbH & Co OG.

Zitat Andreas Szigmund

Zu den Beteiligungen zählen klingende Namen wie Kreisel Electric, Teufelberger, Lenzing Plastics – oder Agilox Systems. Der junge Technologieführer aus Vorchdorf entwickelt und produziert intelligente Logistikroboter und liefert an BMW, Lufthansa, DHL, VW oder Siemens. „Aufgrund des rasanten Wachstums und der großen Innovationskraft zählt Agilox im gesamten Beteiligungsportfolio zu den Unternehmen mit dem größten Zukunftspotenzial“, sagt Daniel Haider, Vorstand der Raiffeisen KMU Invest AG. Haider betreut Agilox seit der Markteinführung 2017 bei der weltweiten Expansion.

Lenzing Plastics
2013 trennte sich die Lenzing AG von ihrer Tochter Lenzing Plastics. Nach einem Bieterwettbewerb stieg die Invest AG ein und sicherte den Standort.

Gemeinsam auf Wachstumskurs

„Eigenkapital ist die Basis jedes Unternehmens, deshalb ist die Wirkung des Private-Equity-Instruments für Firmen, aber auch für die gesamte Volkswirtschaft von großer Bedeutung“, hebt Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ, hervor. Wachstumsgetriebene Firmen wie Agilox rein mit Fremdfinanzierungen zu unterstützen, macht wenig Sinn. Dasselbe gilt bei Nachfolge- oder Carve- und Buy-out-Szenarien. Invest AG hat deshalb auch Unternehmens-Ausgliederungen (Carve-out) wie jene von Lenzing Plastics (Bild oben) erfolgreich begleitet. Ein anderes Erfolgsbeispiel im Bereich Nachfolge ist die Firma e-tec electronic mit Sitz in Timelkam. 1997 von Bert Kuhn in einer Garage gegründet, ist e-tec heute das größte österreichische E-Commerce-Unternehmen im Bereich Computer- und Unterhaltungselektronik. Eine Nachfolgelösung wurde gesucht und gefunden: Das Unternehmen wurde von Invest AG und ­Raiffeisen KMU Invest AG ­übernommen, die beiden Geschäftsführer wurden beteiligt und der Verkäufer wurde rückbeteiligt. „Wir haben uns von Beginn an als Investor und Partner auf Zeit verstanden, der keine strategischen Eigeninteressen verfolgt“, erklärt Andreas Szigmund die Strategie der Invest AG.

Eingang Unternehmen e-tec
Weil ein Nachfolger fehlte, übernahm 2018 die Invest AG e-tec den Computer-Online-Versandhändler und beteiligte beide Geschäftsführer.
Interview Reinhard Schwendtbauer

Ein Investor mit Verantwortung

RLB OÖ Vorstand Reinhard Schwendtbauer sieht großes Potenzial im Modell von Raiffeisen Invest Private Equity und eine Win-win-Situation für Bank und Unternehmen.

CHEFINFO: Ihr Bankinstitut ist Pionier im Bereich der Unternehmensbeteiligungen. Wie verliefen die ersten Gehversuche?

Reinhard Schwendtbauer: Vor 25 Jahren war dieses Modell neu und es fehlte an Akzeptanz. Wir mussten uns abheben gegenüber aggressiv auftretenden Hedgefonds aus den USA. Auch wenn wir Private Equity heißen, so sind wir doch ein langfristiger Investor vor Ort, der regionale Verantwortung wahrnimmt. Wir wurden anfangs auch oft belächelt, heute aber nicht mehr, weil wir ein Erfolgsmodell daraus gemacht haben. Die Invest AG ist die größte Private-Equity-Gesellschaft in Österreich und hat revolvierend 500 Millionen Euro in Unternehmen investiert.

Worin besteht der Unterschied zu anderen PE-Modellen?

Schwendtbauer: Wir verdrängen das Unternehmertum in den Unternehmen nicht. Wir machen nicht die operative Geschäftsführung. Wir gehen nicht mit 75 Prozent und mehr hinein und übernehmen auch noch das Management. Unser Ansatz ist es, Minderheitspositionen einzunehmen und den Unternehmern ausreichenden Spielraum zu lassen, ihre Geschäfte zu führen. Es ist eine Win-win-Situation und das kommt am Markt sehr gut an.

Welche Strategie fahren Sie in der jetzigen Krise?

Schwendtbauer: Wir begleiten ­aktuell 68 Unternehmen im Private-Equity-Bereich, die einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro erwirtschaften und etwa 20.000 Arbeitsplätze sichern. Keines dieser Unternehmen ist im Krisenmodus. Aktuell haben wir 250 Millionen Euro für neue Investments reserviert, weil wir glauben, dass vor allem im Bereich der Unternehmensnachfolge Finanzierungsbedarf ausgelöst wird. ­Private Equity ist allerdings kein Corona-Sprinter, sondern ein Marathon. Es zählt die langfristige Zusammenarbeit mit den Unternehmen. Deshalb der Evergreen-Gedanke. Wir sind ein Evergreen-Fonds – zeitlich auf Open End und auf Langfristigkeit angelegt.

Autor: Klaus Schobesberger

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