Ohne Salz keine Menschheit
CHEFINFO: Was bedeutet es, eines der ältesten Unternehmen der Welt zu führen?
Peter Untersperger: Es erfüllt einen mit Ehrfurcht und Stolz. Gleichzeitig bedeutet es auch eine zusätzliche Verantwortung, das Unternehmen für die nächsten paar hundert Jahre aufzustellen. Es ist ein kontinuierlicher Prozess: Vor 200 Jahren haben hier in Ebensee noch 3.000 Leute für die Salinen gearbeitet, der Großteil Holzplatzleute. Damals wurde die Pfanne mit Holz erhitzt, um Salz aufzukochen, dann kam Kohle und dann kam Gas, das wir heute verwenden. Nun sind wir von den Eigentümern gefordert, in Richtung null CO2 zu gehen. Das wird natürlich noch dauern, weil wir ein sehr großer Energieverbraucher in Oberösterreich sind. Wir gehören zu den Top-Fünf. Strom ist nicht so das Thema, das werden wir schaffen. Bei uns geht es vor allem um 160 Grad heißen Dampf und das geht derzeit nur mit Gas. Wir haben aber andere Möglichkeiten in Evaluierung und sind zuversichtlich, dass sich technologisch noch einiges tun wird.
Warum ist Salz aus Österreich nach wie vor global so gefragt? Meersalz ist ja, laienhaft ausgedrückt, fast unendlich verfügbar.
Untersperger: Salz ist nicht gleich Salz. Es gibt drei Arten von Salz: Das Beste ist unser Siedesalz, es ist zu 99,9 Prozent hochrein, dann gibt es noch Steinsalz und Meersalz. Meer- und Steinsalz, auch wenn sie oft gewaschen werden, bleiben immer unreiner als Siedesalz, beim Meersalz kommt noch das Thema „Mikroplastik“ dazu. Spannenderweise ist unser zweitwichtigster Exportmarkt Italien, wo immer öfter Meer- gegen Siedesalz getauscht wird. Meersalz ist logischerweise auch nicht für Tabletten geeignet und schon gar nicht für die Pharmaindustrie. Steinsalz hingegen wird typischerweise in der Chemieindustrie eingesetzt. 70 Prozent aller Chemieprodukte benötigen Salz. Salz braucht man also 24/7 und ohne Salz keine Menschheit.
Ihr Unternehmen hat in über 7.000 Jahren Geschichte zahlreiche Krisen überwunden. Was wäre Ihr Rat an Österreich, um die Wirtschaft anzukurbeln?
Untersperger: Man könnte sofort wieder die Investitionsförderung und einen eigenen Industriestrompreis einführen. Dazu könnte man die Forschungsprämie erhöhen. Jeder Euro, der in die Forschung geht, bringt fünf bis sechs Euro zurück. Es braucht Investitionen – nicht in den Konsum, sondern in die Wirtschaft und in eine technologieoffene Energiewende. Wenn wir noch länger warten, darf man sich nicht wundern, wenn man am Ende des Jahres mehr als 400.000 Arbeitslose hat. Eine Milliarde mehr oder weniger Schulden ist schon egal, wenn man sie produktiv investiert. Deutschland macht das vor. Die drücken auf den Knopf, heben die Schuldenbremse auf und investieren. Unsere Industrie muss sich leider selbst an den Haaren aus dem Sumpf ziehen – und das wird sie auch. Wir werden kein viertes Rezessionsjahr mehr erleben.