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Arbeiten, wo ­andere Urlaub machen: Karl Neumann, CEO der Stern-Gruppe, am Ufer des Traunsees.
Arbeiten, wo ­andere Urlaub machen: Karl Neumann, CEO der Stern-Gruppe, am Ufer des Traunsees.
Arbeiten, wo ­andere Urlaub machen: Karl Neumann, CEO der Stern-Gruppe, am Ufer des Traunsees.
Stern Holding

Die Zukunft im Blickfeld

23.06.2025 um 08:50, Melanie Rainer
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Kaum ein anderes Unternehmen in Oberösterreich ist so breit aufgestellt wie die Stern-Gruppe in Gmunden. Das ist kein Nachteil, sagt CEO Karl Neumann.

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Die 1883 gegründete Stern-­Gruppe mit Sitz in Gmunden kann auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Gleichzeitig zählt sie mit ihren fünf Bereichen – Verkehr, Schifffahrt, Bau, Gebäude- und Elektrotechnik sowie Betonfertig­teile – zu den vielseitigsten Unternehmen Österreichs. „Bei uns ist weniger die Tradition, sondern immer mehr die Zukunft im Blickfeld gestanden“, sagt Karl Neumann, CEO der Stern-Gruppe. So erwiesen sich die Gründer Josef Stern und Franz Hafferl als Visionäre, weil sie auf die ersten elektrifizierten Lokalbahnen setzten. „Auch vor 140 Jahren war die Umweltverschmutzung durch die Industrialisierung und den Einsatz der Dampfmaschinen ein großes ­Thema. Und ob sich die Elektrizität durchsetzen würde, war damals gar nicht so sicher“, weiß der Firmenchef. Nachhaltigkeit und Verantwortung seien auch heute noch wichtige Werte. Schon früh haben die Gesellschafter einen Vertrag geschlossen, dass nur ein kleiner Teil der Gewinne ausgeschüttet werden darf. Das sei auch der Grund, warum seither laufend investiert wird und das Eigenkapital der Stern-Gruppe in den vergangenen Jahren verdoppelt werden konnte.
 

Neues Headquarter

Rund 22 Millionen Euro investierte die Gruppe im Vorjahr, fast 27 Millionen Euro werden es heuer sein. Davon fließen mehr als acht Millionen Euro in den Neubau des Stern-Centers in Gmunden. Das Niedrigenergie-Gebäude wird mit umweltschonenden Materialien errichtet und soll als neues Headquarter 70  Mitarbeitern Platz bieten. 350 ­Quadratmeter stehen als Begegnungszonen zur Verfügung. Ende 2026 soll die Fertigstellung sein. In unmittelbarer Nähe befinden sich der Bahnhof der ÖBB und das Einkaufszentrum SEP. Das Essen für die Mitarbeiter kommt aus der Betriebsküche des Babynahrungsherstellers Hipp, der eine Produktion in Gmunden betreibt.

Headquarter der Stern-Gruppe.
Headquarter der Stern-Gruppe.

Die Schiene ist gefragt

Am investitionsintensivsten ist traditionell der Bereich Verkehr. In den vergangenen drei Jahren wurden sechs umweltfreundliche Dual-Mode-Lokomotiven von Siemens zum Stückpreis von vier Millionen Euro angeschafft. „Das ist mit Abstand die größte Investition. Gegenüber dieselbetriebenen Bestandsfahrzeugen sparen wir mit diesem Ankauf etwa 1.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein“, so Neumann. Eine Zukunftsinvestition, die sich auszahlt, weil vor allem Geschäftspartner und große Auftraggeber Wert auf Nachhaltigkeit legen. Der Gütertransport wächst stark, gefahren wird überwiegend im Auftrag der ÖBB-Tochter Rail ­Cargo. Jährlich werden mehr als 9,4 Millionen Tonnen Güter von der Straße auf die Schiene gebracht, was rund 375.000 Lkw-Fahrten ersetzt, rechnet Neumann vor. Mit vier Lokalbahnen und 28 Buslinien zählt die Stern & Hafferl Verkehrsgesellschaft m.b.H. zu den größten privaten Verkehrsunternehmen Österreichs. Im Vorjahr wurde mit 3,75 Millionen 
Fahrgästen bei den Lokalbahnen ein neuer Rekord erreicht.
 

Der Bereich Verkehr ist am investitionsintensivsten.
Der Bereich Verkehr ist am investitionsintensivsten.

Aushängeschild Schifffahrt

Ein Aushängeschild des Unternehmens „für den sanften Tourismus“ ist die Schifffahrt. Am Altausseer See ist Österreichs erstes Solarschiff in Betrieb. Das Schiff wurde mit einem modernen Batteriesystem der nächsten Generation ausgestattet. Auch im Bereich Bau wurde in eine hochmoderne Zimmereihalle nachhaltig investiert. Rund sechs Millionen Euro flossen in den Betrieb mit innovativem Inhouse-Produktionsansatz. Holzbau­teile werden präzise vorgefertigt und montagebereit auf die Baustelle geliefert. Das halbiert die Bauzeit vor Ort und minimiert Belastungen für alle Beteiligten. Der Energiebedarf der Halle wird größtenteils durch eine umweltfreund­liche Biomasseheizung gedeckt. 
 

Schifffahrt ist das Aushängeschild der Stern-Gruppe für sanften Tourismus.
Schifffahrt ist das Aushängeschild der Stern-Gruppe für sanften Tourismus.

Exporte in alle Welt

Auch wenn die Stern-Gruppe im Vorjahr erfolgreich unterwegs gewesen sei, „sind die Zeiten schwierig“, sagt Neumann. Insbesondere die Bereiche Bau sowie die Gebäudetechniksparte GEG können sich nicht von einem Markt, der fast völlig zusammengebrochen ist, abkoppeln. „Es fehlen Planungssicherheit und Zuversicht. Die Politik muss einen klaren Rahmen für die nächsten Jahre bilden und sagen, wo es langgeht“, fordert der Vorstandschef. Sehr gut laufen die Geschäfte bei Gmundner Fertigteile, ein Joint Venture mit der Asamer Gruppe. Das Unternehmen produziert seit mehr als 50 Jahren innovative ­Gesamtlösungen aus Stahl- und Polymerbeton für Infrastruktur-Projekte weltweit. Mit einzigartigen Betonfertigteilen, die bis nach Japan geliefert werden, hat die Gmundner Fertigteile GmbH weltweit Marktführerschaft erlangt. „Diese Breite und Spezia­lisierung in der Gruppe hilft uns in Zeiten wie diesen sehr“, sagt Neumann. Insgesamt setzte die Stern Holding mit ihren fünf Sparten im Jahr 2023/24 mit 700 Beschäftigten 116,5 Millionen Euro um. Das Betriebsergebnis liegt konstant bei fünf Prozent des Umsatzes. 

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