Direkt zum Inhalt
Monika Wild, Gründerin S.M.Wild
Monika Wild, Gründerin S.M.Wild
Monika Wild, Gründerin S.M.Wild
S.M. Wild

"Man muss glaubwürdig bleiben"

13.06.2025 um 09:02, Jürgen Philipp
min read
Mit der Übernahme der Firma Liedl, gegründet 1830, ist das Juweliergeschäft S.M.Wild eines der ältesten Unternehmen in Linz. Monika Wild im Interview.

Ganz pauschal gefragt: Inwiefern ist Tradition in Ihrem Geschäftsmodell relevant und was bedeutet Tradition für Sie?
Monika Wild: Ein Unternehmen zu führen, das es bald 200 Jahre gibt, ist eine spannende Herausforderung und eine große Verantwortung zugleich. Und ja, ­Tradition war mir immer schon sehr wichtig. Ich habe meinen Schmuckhandel 1968 gegründet, weil ich meine Leidenschaft zum Beruf machen wollte und nun sind sogar meine Enkelkinder im Unternehmen angekommen. Wir sind also mittlerweile ein generationenübergreifender Familienbetrieb mit Tradition. Tradition ist für mich eine Geisteshaltung, die darauf achtet, Stabilität und Verlässlichkeit zu wahren, ohne sich gegen Innovation und Veränderung zu verwehren. Ob bei unseren Markenpartnern, Mitarbeitern oder Kunden, wir haben immer auf langfris­tige Beziehungen gesetzt und sind damit immer gut gefahren.

Was kann man aus der ­Vergangenheit für die Zukunft lernen?
Wild: Vieles, denke ich. Niemand trifft immer die richtigen Entscheidungen, aber wenn man sein eigenes Handeln und dessen Wirkung immer wieder hinterfragt und analysiert, wird sehr schnell klar, was man ändern oder was man beibehalten sollte. 

Sie verkaufen sehr wertvolle Produkte von Marken, die selbst über eine lange Geschichte verfügen ­(Baume  &  Mercier wurde ebenso wie der Juwelier Liedl 1830 gegründet). Spielt ­diese Historie, die bei ­vielen solchen Traditionsmarken mitschwingt, für Ihre Kunden eine Rolle?
Wild: Ja, auf jeden Fall. Gerade die lange Geschichte der Schweizer Uhrmacherkunst ist Grundlage für die Faszination an hochwertigen mechanischen Uhren. Dass wir nun ein Unternehmen haben, dessen Wurzeln gleich weit zurück­reichen wie die von Baume & Mercier – übrigens eine Marke, mit der uns eine ganz besonders lange Partnerschaft verbindet –, ist tatsächlich ein ­charmanter Zufall. Was einem ja gar nicht so bewusst ist, ist, dass im Jahr 1830 Armbanduhren noch gar kein Thema waren. Damals gab es nur Großuhren, 
also Pendeluhren, Standuhren, Tischuhren, Wanduhren. Später kamen die Taschenuhren und erst im 20. Jahrhundert hat sich die Armbanduhr als taugliche Alternative zur Taschenuhr nach und nach durchgesetzt, weil es durch technische Innovationen möglich wurde, kleinere Uhrwerke zu ­bauen, die dennoch präzise waren. Erst dann hat man begonnen, Uhren am Handgelenk zu tragen. Aber nicht nur bei den Uhrenmarken, auch im Schmuckbereich spielen traditionelle Handwerkskunst und Designgeschichte eine wichtige Rolle.

Muss man sich – bei all der Tradi­tion – nicht auch immer wieder neu erfinden? 
Wild: Nein, das denke ich nicht. Man muss glaubwürdig bleiben, man muss ehrlich sein und man muss mögen, was man tut. Nur was man gern macht, macht man gut. Nach diesem Motto haben wir auch unsere Mitarbeiter ausgewählt. Wenn alle am gleichen Strang ziehen, kann man langfristig erfolgreich sein. Über die Jahre habe ich ein gutes Gefühl dafür entwickelt, worauf es ankommt, und ich darf mich über ein tolles und ambitioniertes Team freuen. Nur wer die Leidenschaft teilt und die Faszination der Produkte, die wir verkaufen, versteht und lebt, kann in Verkauf und Service überzeugen. 

more