Die Zukunft liegt in der Raumfahrt
CHEFINFO: Ursprünglich produzierten Sie für den Rennsport. Wie kam es zum Sprung von der Formel-1-Strecke zur Erdumlaufbahn?
Dieter Grebner: Ich habe Peak Technology 2007 als klassisches Ein-Mann-Startup mit dem Ziel gegründet, Komponenten für die Formel 1 zu entwickeln. Die ersten Jahre waren hart, aber heute beliefern wir alle Teams der Königsklasse. 2010 kam dann ein erstes Mini-Projekt mit der ESA dazu, aber ernsthaft in die Raumfahrt eingestiegen sind wir ab 2017. Heute haben wir 150 Mitarbeiter und machen rund zwei Drittel unseres Umsatzes mit Raumfahrt. Wachstumspotenzial sehen wir ganz klar in der Raumfahrt. Die Formel 1 ist ein geschlossener Kosmos: Es gibt x Rennen, x Teams – das ändert sich nicht. Die Zukunft liegt in der Raumfahrt.
Welche Rolle spielt Peak Technology in der europäischen Raumfahrt?
Grebner: Wir sind im sogenannten Upstream-Bereich aktiv – also überall, wo physisch etwas ins All geschickt wird. Besonders stolz sind wir auf unsere Treibstofftanks für das europäische Navigationssystem „Galileo“. Galileo ist im Prinzip Europas Antwort auf GPS – nur wesentlich genauer. Auch im Trägerraketen-Bereich sind wir stark: Für das Münchner Startup Isar Aerospace haben wir die komplette Struktur ihrer Rakete mitentwickelt und liefern alle Heliumtanks – 40 Stück pro Rakete.
Wie hat sich die Raumfahrt verändert?
Grebner: Früher war es so, dass alle Raumfahrt-Programme von Agenturen wie der NASA gesteuert wurden. Nun will man in Amerika und auch in Europa dazu übergehen, die immer noch überwiegend staatlichen Aufträge an die Privatwirtschaft auszuschreiben. Das fördert den unternehmerischen Ehrgeiz und man kann damit Geschäftsmodelle bauen. Und dann gibt es nebenbei noch den echten kommerziellen Markt mit privaten Auftraggebern. Dabei geht es meist um Telekommunikation. Starlink hat das mit seinem Satellitensystem bereits perfektioniert.
Medien sprechen gerne von einem „zweiten Space Race“. Muss auch Österreich aktiver werden?
Grebner: Früher gab es das „race to the moon“, das aber mit dem Leben auf der Erde relativ wenig zu tun hatte. Heute ist das anders. Man denke an die Fragilität des Kommunikationsnetzes heutzutage. Seekabel, auf denen unsere gesamte Kommunikation mit Amerika beruht, können leicht gekappt werden. Je unruhiger die Zeiten sind, umso mehr Sicherheit gewährleistet die Infrastruktur im Weltall. Österreich muss in Raumfahrt investieren. Als Präsident von Austrospace setze ich mich aktuell um ein angemessenes Weltraumbudget für die nächsten drei Jahre ein.