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Werner Pröll, Technischer Geschäftsführer Franz Oberndorfer GmbH
Werner Pröll erwartet in den nächsten Jahren Innovationen in der Baubranche wie 30 Jahre zuvor zusammen.
Werner Pröll erwartet in den nächsten Jahren Innovationen in der Baubranche wie 30 Jahre zuvor zusammen.
Franz Oberndorfer GmbH

Innovationsfeuerwerk in der Baubranche

18.08.2021 um 10:00, Jürgen Philipp
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Die Baubranche gilt landläufig als wenig innovativ. Dennoch sieht Werner Pröll, technischer Geschäftsführer der Franz Oberndorfer GmbH, ein wahres Innovationsfeuerwerk auf die Branche zukommen.

CHEFINFO: Ihr Slogan lautet: „Die Zukunft des Bauens“. Wie sieht diese Zukunft aus? Welche Innovationen erwarten uns?

Werner Pröll: Das Bauen wird in den nächsten paar Jahren so eine Veränderung erfahren wie in den vergangenen 30 Jahren nicht. Allein der Green Deal der EU wird die Bauindustrie stark verändern, weil die Bauindustrie ein großer Hebel ist, ob es um die Zementindustrie geht oder um den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Jetzt heißt es, die Weichen zu stellen und Investitionen zu tätigen. Die meisten Anlagen kommen demnächst in die Jahre und müssen ersetzt werden. Die Frage der Technologie-Entscheidung für die Zukunft stellt sich daher schon heute. Wir sind dadurch innovationsgetrieben.

Bauen muss so einfach werden, wie bei IKEA einzukaufen und dann die Möbel selbst zusammenzubauen.

CHEFINFO: Es ist immer die Rede von 3D-gedruckten Häusern. Wird das die Zukunft sein?

Pröll: Es arbeiten viele am 3D-Haus, aber ich glaube, dass es nicht für die Großserie geeignet sein wird. Generell treibt die Branche auch das Thema mangelnder ­Fachkräfte. Qualität und Leistung werden sich immer mehr auf das technische Büro konzentrieren. Dieses wird die Daten an Maschinen liefern, die dann bauen. Wir sind also auch durch den Fachkräftemangel innovationsgetrieben. Wir werden de facto gewisse Dinge mannlos produzieren müssen, weil wir die Leute nicht mehr finden werden. Die Baustelle vor Ort wird daher die große Herausforderung. In unserer Produktion haben wir schon seit 1992/93 Industrie 4.0 in der Fertigteilindustrie. Die Techniker zeichnen einen Plan, die Daten gehen an den Roboter und der schweißt automatisch die Bewehrung und arbeitet an der Schalung. Da haben wir bereits einen sehr hohen Automatisierungsgrad. Die Frage lautet: Was können wir alles nicht automatisieren, wo brauchen wir Leute dazu, und vor allem: Wie muss unser Produkt aussehen, dass die Mitarbeiter auf der Baustelle damit leicht umgehen können? Bauen muss so einfach werden, wie bei IKEA einzukaufen und dann die Möbel selbst zusammenzubauen. Diese Innovations­dynamik hält jung im Kopf.

CHEFINFO: Was muss das Gebäude der Zukunft können?

Pröll: Es muss energieautark und recycelbar sein. Es wird ­keine Deponie mehr geben. An dem arbeiten wir. Zement ist recycelbar. Wir forschen gemeinsam mit Unis und Mitbewerbern an CO2- reduzierten Zementen. Den Hütten­sand als Basis der Zementindustrie wird es bald nicht mehr geben, weil Stahlwerke auf Elektro­öfen statt Hochofen setzen. Der wird also in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen, ebenso wie die Flugasche von kalorischen Kraftwerken. Das zwingt uns, den Produktionsprozess und die Rezeptur zu überdenken.

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