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Europas Platz in der neuen Impf-Weltordnung

18.03.2021 um 09:24, Klaus Schobesberger
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Große Unternehmen in den USA impfen in ihren Werken ihre Mitarbeiter durch, während bei uns Manager und Chefs zur Untätigkeit verdammt sind.

Können Sie sich noch an die Wettbewerbs-Rankings erinnern? Das World Economic Forum (WEF) in Davos reihte regelmäßig Länder nach ökonomischen ­Kriterien, wie fit sie sind. Man kann diese Ranglisten getrost verschrotten. ­Diese Währungen wirken aus der Zeit gefallen. Ihr Bedeutungsverlust ist ebenso groß wie jene des WEF und ihres Gründers Klaus Schwab selbst. Den neuen Gold-Standard hat die ­Corona-Krise mit der Frage definiert, welcher Staat am schnellsten aus der ­Krise kommt. Am Anfang ging es um die niedrigsten Infektionszahlen, dann um die schnellste Impfstoffentwicklung und heute ist die Impfrate entscheidend. Die neue Impf-Weltordnung hat alles auf den Kopf gestellt. Nicht ein Beauty-Contest zählt, sondern ein „Survival of the Fittest“, ein Wettlauf zurück in eine Normalität des Lebens und des Reisens.

Wer schneller impft, gewinnt

Dass die massengeimpften Briten wohl als Erste die Liegen an Mallorcas Stränden bevölkern werden, während Deutsche und Österreicher im Sommer auf ihren Balkonen verharren müssen, ist nur eine Anekdote in diesem Drama. Während unsere Regierung noch am optimalen Impfplan bastelt, strömen Menschen in den USA in die Stadien, um einen „Schuss“ von Pfizer, AstraZeneca oder Johnson & Johnson zu erhalten. ­Große Unternehmen wie Caterpillar oder GM impfen in ihren Werken ihre Mitarbeiter durch, während bei uns Manager und Chefs zur Untätigkeit verdammt sind. Der Faktor Zeit spielt für Unternehmen eine enorm wichtige Rolle, weil die amerikanische oder britische Konkurrenz früher beim Kunden ist. Ein klarer Wettbewerbsnachteil für Europa.

Management by Israel

„The German Impfdebakel“ macht in der britischen Presse bereits die Runde. Warum versagen unsere hochentwickelten Bürokratien? Sie sind nicht für Krisen wie diese, in denen es kaum noch verlässliche Parameter gibt, gemacht. Es mangelt an Risikobereitschaft und Kreativität, die so eine Lage und Zeit erfordern. Das war auch der große Fehler von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die bei der Impfstoff-Beschaffung nach dem gewohnten Prozedere handelte. Der ­Spieler Boris Johnson, vor wenigen Monaten wegen Brexit und hoher Infektionszahlen noch im Abseits, blamiert nun die gesamte EU. Israel hat es aufgrund der allgegenwärtigen Bedrohungen gelernt, sich rasch auf neue Gegebenheiten einzustellen. Daran sollten wir uns orientieren. Denn die nächste Krise kommt bestimmt.

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