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Airport Linz

Draskovits: Es fliegen die unterschiedlichsten Dinge

28.10.2024 um 12:32, Jürgen Philipp
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Der Airport Linz ist Österreichs zweitgrößter Cargo-Flughafen. Wie komplex das Geschäft mit der Flugfracht ist, verrät Geschäftsführer Norbert Draskovits.

CHEFINFO: Welche Art von Waren werden von Linz ausgeflogen bzw. welche landen in Linz?

Norbert Draskovits: Es wird zeitkritische und hochwertige Ware geflogen. Waren mit eher kleinen Volumen und geringem Gewicht. Alles, was nicht zeitkritisch ist, geht über den Seeweg. Es fliegen die unterschiedlichsten Dinge durch die Luft: Ersatzteile, Medikamente, Blumen oder Gemüse. Auch Sondertransporte wie Transformatoren, die zu einem gewissen Zeitpunkt eingebaut werden müssen, werden geflogen. Wir sind außerdem der einzige Flughafen in Österreich, der Huftiere ex- und importieren darf, auch die Lipizzaner fliegen ab Linz. Diese könnten zwar von Wien wegfliegen, dürfen aber nicht nach Wien eingeflogen werden. Wir haben die richtigen Stallungen und Grenztierärzte. Vor Kurzem haben wir 140 Schafe transportiert. Das sind meist spannende, genauestens getaktete Aufträge, da Tiere nicht -lange auf den Transport warten dürfen.

Seit wann wird in Linz Flugfracht angeboten bzw. welche Rolle spielt das Luftfrachtgeschäft am Flughafen Linz?

Draskovits: Das Luftfrachtgeschäft in Linz ist noch sehr jung. Der erste Terminal wurde erst 1994 gebaut. Es hieß damals, dass bis 2025 ein zweiter gebaut werden sollte. Jetzt haben wir fünf solcher Terminals. Wir schlagen im Schnitt 55.000 Tonnen Fracht pro Jahr um. In der Pandemie waren es sogar 62.000. Damit sind wir im österreichweiten Vergleich der Zweitgrößte. Graz macht rund 20.000 Tonnen, Salzburg 12.000 Tonnen, Klagenfurt und Innsbruck schlagen keine Waren um und der größte – Wien – bewältigt 280.000 Tonnen pro Jahr. Von den 44 Flughäfen im DACH-Raum sind wir bei -Cargo an elfter Stelle. Linz hat einen sehr guten Ruf, weil wir kurze Wege und wenige Ansprechpersonen haben.

Jeder Linzer kennt wohl die gelben DHL-Flieger. Wie funktioniert das „fliegende“ Paketgeschäft?

Draskovits: Paketdienste sind ein spezielles Geschäft. Es gibt etwa Integratoren mit eigener Flotte, die sich den kompletten Transportweg selbst organisieren. So wie die bei uns als Logistic Unit eingemietete DHL Express. DHL hat am Standort 10.000 m2 Fläche. Von Linz aus geht es in die letzten Meilen nach Tirol, Salzburg, Nieder- und Oberösterreich. Die Waren kommen und gehen über das Drehkreuz Leipzig. Der Verteilungsprozess in Leipzig ist hoch automatisiert und sehr komplex. Um eine Größenordnung zu haben: Die beiden Leipziger Frachthallen haben eine Länge von je einem Kilometer. Wir haben auch UPS am Standort. Vor zwei Jahren hatten wir ein Projekt mit Amazon am Laufen mit täglichen Flügen von Madrid nach Linz. Wir wurden dazu europaweit ausgesucht. Mittlerweile hat Amazon aber seine eigene Transportschiene wieder verworfen.

Gibt es noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten bzw. Flächen zur Expansion?

Draskovits: Flächenmäßig sind wir am Limit. Es gibt aber Überlegungen, wie und wo wir uns weiterentwickeln können, etwa Erweiterungsmöglichkeiten zwischen der Piste und der grünen Wiese, sprich dem Vorfeld. Wir sind aber flächenmäßig durch das Bundesheer im Süden und durch die neue Trassenführung der Westbahn im Norden limitiert. 2028/29 sollten wir dann einen eigenen Bahnhof bekommen. 

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