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Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsche Handelskammer in China.
Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsche Handelskammer in China
Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsche Handelskammer in China
Deutsche Handelskammer

Der Ruf nach Fernost: China im (Olympia)fieber

27.01.2022 um 13:58, Verena Schwarzinger
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China wird während der 24. Olympischen Winterspiele der sportliche Nabel der Welt. Politisch und wirtschaftlich stehen andere Themen im Fokus.

106 Athleten verabschiedete Bundespräsident Alexander van der Bellen diese Woche nach China. Sie machen sich auf nach Peking. Strenge Quarantäne- und Einreiseauflagen, Abschottung im Olympischen Dorf und tägliche Testungen inklusive. Rund um die Austragungsstätten der chinesischen Hauptstadt werden luftverschmutzende Industrien heruntergefahren und stillgelegt. Damit die Sportler gute Luft für ihre Medaillenjagden einatmen können. Ein Phänomen, das in China nicht unüblich ist und auf Verständnis der Unternehmer stößt.

Weltwirtschaftsmarkt China

Das Land ist einer der wichtigsten Handelspartner Europas. Im vergangenen Jahr 2021 verzeichnet Chinas Wirtschaft ein Plus von 8,1 Prozent. Sanktionen und politische Spannungen zwischen China und Europa schufen jedoch eine Politisierung der Wirtschaft. Europäische Unternehmen, die am chinesischen Markt angesiedelt sind, gehen dennoch positiv gestimmt ins neue Jahr. 70 Prozent wollen gar in die Stärkung des Standorts vor Ort sowie in Forschung und Entwicklung investieren. Dies bestärkt eine strategische Linie der Politikspitze, nämlich den Ausbau und das Wachstum des Binnenmarkts. China rüstet sich damit auch gegen Zulieferer aus dem Westen und setzt auf mehr Unabhängigkeit. „Die Nachfrage nach ausländischen Produkten von den lokalen Verbrauchern ist sehr hoch. Aber auch die Pandemie sowie sämtliche Wirtschaftsrestriktionen sind vorherrschend. Daher sollen chinesische Marken gestärkt werden“, weiß Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsche Handelskammer in China. Vor allem in den Bereichen Luft- und Raumfahrt sowie bei Halbleitern will China sich lösen. „Japan und die USA, aber vor allem Taiwan, verfügen bereits über großartige Technologien bei Halbleitern. China hat Forschungsansätze, hinkt aber hinten nach. Ein 5-Jahres-Plan sieht hier eine starke Aufholjagd vor“, so Hildebrandt weiter. Für Unternehmen aus dem Ausland ergeben sich trotz Fokussierung auf den eigenen Markt und eigene Produkte und Dienstleistungen Chancen. Vor allem im Automobilbereich weiß man unter anderem deutsches Expertenwissen zu schätzen. Und ein hohes Potenzial weißen auch die Nachfragen nach Konsumgütern und Nahrungsmittel auf.

Ohne China geht’s nicht

Dass China in der globalen Transportkette auf für Österreich enorm wichtig ist, zeigten die Pandemie und damit einhergehend die Schließungen von Häfen, keine Einreisegenehmigungen von asiatischen Flugzeugen oder der Stopp von Zugverbindungen nach Europa. Das Land handelt die Pandemie mittels einer Null-Covid-Strategie. Doch die Omikron-Welle ist mittlerweile auch in Fernost angekommen. Punktuell werden Lockdowns über einzelne Städte verhängt. Doch die Lehren haben die Verantwortlichen gezogen: wichtige Verkehrsknotenpunkte im Bahnverkehr werden umgelegt. „Diese Herausforderungen dürften sich noch bis zum 2. Quartal bemerkbar machen. Sollten jedoch auch wieder Häfen geschlossen werden müssen, dann drohen erneut Lieferengpässe und -ausfälle“, sagt der Vertreter der Deutschen Handelskammer in China.

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