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„Mittel- und langfristig bin ich zuversichtlich. Kurzfristig wird es schwieriger werden“, sagt Pamminger über die Zulieferbranche.
„Mittel- und langfristig bin ich zuversichtlich. Kurzfristig wird es schwieriger werden“, sagt Pamminger über die Zulieferbranche.
„Mittel- und langfristig bin ich zuversichtlich. Kurzfristig wird es schwieriger werden“, sagt Pamminger über die Zulieferbranche.
Hermann Wakolbinger

Wir haben viel zu bieten

13.05.2025 um 09:11, Klaus Schobesberger
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Die Automobilzulieferer sind eine Schlüsselbranche. Wie die Transformation zur "Future Mobility Region" gelingen kann, erklärt Werner Pamminger.

CHEFINFO: Was sind ­aktuell die größten Herausforderungen für oberösterreichische Autozulieferer?
Werner Pamminger: An erster ­Stelle stehen die hohen Kosten – sei es für Energie, Personal oder auch bürokratische Auflagen im Zusammenhang mit Lieferketten-Themen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Unternehmen Qualifizierungsmaßnahmen ergreifen, um ihre Produktivität und Effizienz zu steigern. Ein weiteres großes Thema sind Technologie-Verzögerungen bei den Hauptkunden, den deutschen Premiumherstellern. Diese haben teilweise deutlich längere Entwicklungszyklen als neue Wettbewerber aus China. Das erschwert es den Zulieferern, zeitnah mit innovativen Produkten zu liefern. Neben dem Fachkräftemangel bereiten die ­US-Zölle den Unternehmen Sorgen. Sie müssen sich Gedanken machen, wie sie langfristig auf Veränderungen in den Wertschöpfungsketten reagieren können.

Wie unterstützt Business Upper ­Austria bei der Transformation der Zulieferindustrie?
Pamminger: Mit der Initiative „Future Mobility Region“ haben wir in Oberösterreich wichtige Schwerpunkte gesetzt.  Wir haben sorgfältig erhoben, welche Kompetenzen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in unserer Region vorhanden sind – von Simulation und Prototyping über Materialien bis hin zu digitalen Zwillingen. Dabei zeigt sich, dass Oberösterreich insbesondere im Bereich der Sonder- und Nutzfahrzeuge sehr leistungsfähig ist. Wir können hier den kompletten Entwicklungs- und Produktionsprozess abbilden. Einerseits wollen wir diese Stärken nun gezielt nach außen ­tragen und international noch stärker präsentieren – etwa auf Messen oder bei potenziellen Kunden. Andererseits möchten wir auch internationale Großhersteller dazu bewegen, sich in Oberösterreich anzusiedeln. Denn wir sind überzeugt, dass wir ihnen viel zu bieten haben und daraus mittelfristig neue Wertschöpfung und Aufträge für unsere Industrie generieren können.

Wie bewerten Sie die Entscheidung der OMV, ihre Wasserstofftankstellen zu schließen?
Pamminger: Das ist ein klassisches Henne-Ei-Problem bei der Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft. Egal, ob auf der Angebots- oder der Nachfrageseite – es fehlt an Planungssicherheit. Einerseits zögern Kunden mit Investitionen in Wasserstofftechnologien, solange das Angebot an Wasserstoff in ausreichender Qualität und zu wettbewerbsfähigen Preisen nicht gesichert ist. Andererseits sind Anbieter wie die OMV nur bedingt bereit, in den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur zu investieren, solange die Nachfrage noch gering ist. Daher sehe ich die Entscheidung der OMV durchaus kritisch. Es ist ein Rückschlag für die Entwicklung der Wasserstoffmobilität. Allerdings ist das Thema „Wasserstoff“ in Oberösterreich keineswegs vom Tisch. Vielmehr konzentrieren wir uns hier vor allem auf den industriellen Einsatz, um langfristig fossile Brennstoffe durch grünen Wasserstoff zu ersetzen. 
 

Das Thema ­„Wasserstoff“ ist in Ober­österreich keineswegs vom Tisch“, erklärt Werner ­Pamminger.
Das Thema ­„Wasserstoff“ ist in Ober­österreich keineswegs vom Tisch“, erklärt Werner ­Pamminger.


Sie unterstützen die Autozulieferer in ihrem Transformationsprozess, wo immer auch die Reise hingeht?
Pamminger: Unser Ziel war es, ein möglichst offenes und innovationsfreund­liches Umfeld zu schaffen, in dem am Ende der Kunde selbst entscheidet, welche Technologien er wählt. Darüber hinaus ist eine stärkere Diversifizierung der Kundenstruktur unserer Automobilzulieferer ein zentrales Anliegen. Traditionell sind ­diese sehr stark auf die süd­deutschen Premiumhersteller ausgerichtet. Unser Ziel ist es, diese Abhängigkeit zu reduzieren. Daher haben wir verschiedene Formate wie Innovationstage initiiert, um neue Kunden, etwa aus Asien, an den Standort Oberösterreich heranzuführen. Denn mit der zunehmenden Elek­trifizierung und Digitalisierung der Fahrzeuge gewinnen Elektronik und Software an Bedeutung, während die klassische Fahrzeugmechanik an Relevanz verliert. Unsere Unternehmen müssen sich also auch technologisch weiterentwickeln, um für neue Kunden attraktiv zu bleiben.

Welche Rolle spielt die Kreislaufwirtschaft bei den Zulieferern?
Pamminger: Das Thema ist nach wie vor relevant, auch wenn es vielleicht nicht mehr so ideologisch diskutiert wird wie in der Vergangenheit. Denn ein konsequent zu Ende gedachter Kreislauf bedeutet einen sehr effizienten und damit kostengünstigen Ressourceneinsatz – und das ist gerade in Zeiten hoher ­Energiepreise ein Gebot der Stunde. Je teurer Energie und Rohstoffe werden, desto wichtiger wird es für unsere Unternehmen, ihre Prozesse möglichst effizient und ressourcenschonend zu gestalten.

Sind Sie zuversichtlich, dass der Standort die aktuellen Herausforderungen meistern kann?
Pamminger: Ich bin mittelfristig und langfristig durchaus zuversichtlich. Dafür sprechen die engagierten und kompetenten Menschen, die in unserer ­Region arbeiten. Kurzfristig wird es jedoch sicherlich noch schwieriger werden. Das wird von uns allen – als Gesellschaft, als Unternehmen und als Individuen – eine gewisse Veränderungsbereitschaft erfordern. Wir werden uns weiterentwickeln und anpassen müssen. Das fällt Menschen naturgemäß nicht leicht, denn wir haben eine ausgeprägte Tendenz zur Beharrung. Gerade Österreicher sind oft etwas weniger offen für Veränderungen als andere Kulturen. Dieser Wandel wird nicht immer einfach und angenehm sein. Er wird Anstrengung und Schmerzen mit sich bringen. Aber mittel- und langfristig bin ich zuversichtlich, dass wir die Heraus­forderungen meistern werden – wenn wir die notwendigen Veränderungen entschlossen angehen. 

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