Lobautunnel: Hanke hat Entscheidung getroffen
- Nach über 20 Jahren: Entscheidung für den Lobautunnel
- Minister verteidigt Entscheidung
- Dimensionen des Projekts
- Naturschutzgebiet Lobau als Streitpunkt
- Jahrzehntelanger Konflikt
- Ausbaupläne und Finanzierung des Lobautunnels
- Finanzierung und rechtlicher Rahmen
Nach über 20 Jahren politischen Hickhacks ist die Entscheidung gefallen: Wie Infrastrukturminister Peter Hanke (SPÖ) heute, Donnerstag, gemeinsam mit Asfinag-Chef Hartwig Hufnagel vor Journalisten in Wien bekannt gegeben hat, wird der umstrittene Lobautunnel nun doch gebaut. Damit erfolgt unter der dreier Koalition eine politische Kehrtwende: 2021 hatte die damalige Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) das Projekt gestoppt, die Pläne wurden danach nicht weiterverfolgt.
Minister verteidigt Entscheidung
Nach 17 Jahren Prüfung und über 20 untersuchten Varianten soll nun der Lückenschluss im Norden Wiens umgesetzt werden. Die Trasse vom Knoten Süßenbrunn über Raasdorf bis Schwechat mit Tunnellösung gilt als bestgeeignete Variante. Ziel ist eine leistungsfähige Infrastruktur für die rund vier Millionen Einwohner:innen der Region Wien-Niederösterreich.
„Die S1 ist notwendig, um den Wirtschaftsstandort der gesamten Ostregion zu sichern und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Wir schaffen damit die Grundlage für bis zu 25.000 Jobs, Wohnraum für 55.000 Menschen und entlasten die Bewohner:innen Wiens vom Lkw-Durchzugsverkehr“, erklärt Hanke via Aussendung.
Dimensionen des Lobautunnels
Der Lobautunnel ist Teil der Wiener Außenringschnellstraße S1 im Abschnitt Schwechat–Süßenbrunn. Die S1 ist als vierspurige Strecke mit 19 Kilometern Länge konzipiert, der Tunnel selbst soll 8,2 Kilometer lang und rund 60 Meter tief unter der Donau und dem Naturschutzgebiet Lobau verlaufen.
Naturschutzgebiet Lobau als Streitpunkt
Die Lobau ist Teil des Nationalparks Donau-Auen, eines rund 9.300 Hektar großen Gebiets zwischen Wien und Bratislava. Das in obere und untere Lobau gegliederte Areal umfasst etwa 2.300 Hektar und macht damit 24 Prozent des gesamten Nationalparks aus. Gegner des Projekts sehen durch den Tunnel eine Bedrohung für das Naturschutzgebiet. Zudem befürchten sie, dass der Ausbau der Erreichung der Klimazielen widersprechen. Durch die bessere Anbindung würde die Verkehrsbelastung steigen, so ihre Annahme.
Jahrzehntelanger Konflikt
Bereits 2001 hat die lange Geschichte des Projekts als Teil des S1-Abschnitts Schwechat–Süßenbrunn. Anfangs war auch von einer sechsten Donaubrücke die Rede. Nach der Strategischen Umweltprüfung 2003 wurde der Lobautunnel zum zentralen Element. 2009 reichte die Asfinag das Projekt bei der Umweltverträglichkeitsprüfung ein. Trotz zahlreicher Beschwerden sprach das Bundesverwaltungsgericht 2018 unter Auflagen ein positives Urteil. Proteste und juristische Auseinandersetzungen hielten im Nachgang jahrelang an.
Ausbaupläne und Finanzierung des Lobautunnels
Zum Projekt der Nordostumfahrung gehören auch zwei umstrittene Anschlussstraßen: die S1-Spange, eine 4,6 Kilometer lange Verbindung zwischen dem Knoten Raasdorf und der Seestadt, sowie eine 3,2 Kilometer lange Verbindung von der Seestadt quer durch Wien-Donaustadt bis zur Südosttangente (A23, Anschlussstelle Hirschstetten).
„Die Asfinag erfüllt mit dem Lückenschluss der S1 den im Bundestraßengesetz festgeschriebenen entsprechenden Auftrag der Republik. Die Realisierung startet nördlich der Donau mit dem sogenannten Freilandabschnitt von Groß-Enzersdorf bis Knoten Süßenbrunn", erklärt Asfinag-Direktor Hufnagel. Für den Abschnitt lägen die Genehmigungen bereits rechtssicher und unanfechtbar vor. "Es handelt sich um eines der bestgeprüften Infrastrukturprojekte der Republik", zeigt er sich überzeugt.
Die gesamten geplanten Baukosten belaufen sich auf rund 2,7 Milliarden Euro und werden gänzlich über die Asfinag finanziert.