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Georg Dornauer mit rotem SPÖ-Tirol-Lanyard sitzt nachdenklich bei einer Sitzung, Hand am Gesicht, unscharfe Teilnehmer im Hintergrund.
Georg Dornauer wurde von der SPÖ jetzt endgültig aus dem Klub ausgeschlossen.
Georg Dornauer wurde von der SPÖ jetzt endgültig aus dem Klub ausgeschlossen.
Johann Groder / EXPA / picturedesk.com

Polit-Knall: SPÖ schmeißt Parteirebell aus dem Klub

02.10.2025 um 17:33, Stefanie Hermann
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Die SPÖ Tirol wirft Ex-Landeschef Georg Dornauer aus dem Landtagsklub. Jetzt droht dem Parteirebell au noch der endgültige Parteiausschluss.

Die Tiroler SPÖ hat am Donnerstag einen harten Schlussstrich gezogen: Ex-Landeschef und Landtagsabgeordneter Georg Dornauer wurde endgültig aus dem roten Landtagsklub ausgeschlossen. Damit ist das jahrelange Machtgerangel zwischen dem streitbaren Sellrainer und der Parteispitze endgültig eskaliert. Am Nachmittag soll der Beschluss im Landhaus formell bestätigt werden, im Anschluss berät der Landesparteivorstand über weitere Konsequenzen. Sogar ein Parteiausschluss liegt auf dem Tisch.

Der Entschluss: „Alternativlos“ für die Parteispitze

Klubobfrau Elisabeth Fleischanderl nennt den Schritt in einer Aussendung unvermeidbar: „Der Landtagsklub der SPÖ Tirol wird Georg Dornauer ausschließen. Menschlich mögen wir eine solche Entwicklung bedauern, doch sie ist alternativlos, um unsere gemeinsame Arbeit für Tirol fortsetzen zu können.“

Dornauer habe mit seinem Vorstoß zur Rückzahlung von Tiwag-Übergewinnen die Koalition mit der ÖVP gefährdet. Statt interner Abstimmung wollte er im Landtag kommende Woche einen Dringlichkeitsantrag einbringen – und das mit SPÖ-Logo, ohne Rücksprache mit dem eigenen Klub. Für die Parteispitze war das ein klarer „Koalitionsbruch“ und der wohl letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Vorgeschichte: Von Eiszeit zu offenem Bruch

Die Spannungen zwischen Dornauer und der SPÖ-Führung schwelen seit seinem erzwungenen Rückzug im November 2024. Damals musste er nach einem umstrittenen Jagdausflug – bei dem auch Investor René Benko dabei war – seine Posten als Landesparteichef und Landeshauptmannstellvertreter räumen. Seither herrschte Eiszeit mit Nachfolger Philip Wohlgemuth und dessen Team.

Dornauer seinerseits fühlte sich „verraten und fallengelassen“ und begann, parteiintern querzuschießen. Gleichzeitig ließ er Engagement in Klub- und Ausschusssitzungen vermissen, wie Kritiker monieren. Der Antrag zu den Tiwag-Übergewinnen brachte das Fass endgültig zum Überlaufen.

Dornauer reagiert „überrascht“

Der Abgeordnete selbst zeigte sich von der Härte der Maßnahme kalt erwischt. „Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, auf welcher Rechtsgrundlage diese Konsequenz nun getroffen wurde“, erklärt er heute in einer ersten Stellungnahme gegenüber der APA. Mehr wolle er „vorerst nicht sagen“, er müsse das Ganze „ordnen und einordnen“.

Mit Rückzug droht er nicht: Bereits in den vergangenen Monaten hatte er betont, dass er sich politisch nicht aus dem Landtag verabschieden werde. Künftig wird er sein Mandat wohl als „wilder“ Abgeordneter ausüben.

Andere Parteien zwischen Spott und Zurückhaltung

Der Koalitionspartner ÖVP reagiert heute zurückhaltend. Klubchef Jakob Wolf nennt den Ausschluss eine „Angelegenheit des SPÖ-Landtagsklubs“ und setzt weiterhin auf eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ in der Koalition. Landeshauptmann Anton Mattle arbeitet nach eigenen Angaben daran, dass die Tiwag-Dividende ohnehin höher ausfallen soll.

Deutlich schärfer äußert sich FPÖ-Landesparteichef Markus Abwerzger. Er ortet „Chaos-Tage inmitten der Krise“ und spricht von einem „politischen Desaster“. Auch die Liste Fritz übt scharf Kritik. Chefin Andrea Haselwanter-Schneider sieht die SPÖ im „Selbstbeschäftigungsmodus“: „Stabilität sieht anders aus.“

Die Koalitionsmehrheit ist vom Rauswurf unberührt: ÖVP und SPÖ halten gemeinsam 21 von 36 Mandaten. Politisch bleibt die Koalition damit vorerst stabil.

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