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Blick auf den Grazer Hauptplatz mit Uhrturm – die Stadt, in der der Traditionsbetrieb Thomawirt Graz nach Zustimmung der Gläubiger vorerst gerettet wurde.
Die Gläubiger des Grazer Traditionslokals Thomawirt haben den Sanierungsplan angenommen.
Die Gläubiger des Grazer Traditionslokals Thomawirt haben den Sanierungsplan angenommen.
valilung / iStock

Weihnachtswunder: Grazer Traditionswirt erhält zweite Chance

11.12.2025 um 11:50, Stefanie Hermann
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Gläubiger stimmen dem Sanierungsplan mit einer 20 Prozent Quote zu: Der Grazer Thomawirt ist damit zumindest vorerst gerettet, der Betrieb läuft weiter.

Der Thomawirt in Graz hat eine entscheidende Hürde genommen. Heute, am 11. Dezember 2025, hat am Landesgericht für ZRS Graz die Sanierungsplantagsatzung im Verfahren der TW Gastronomie GmbH stattgefunden. Die Gläubiger haben dem vorgelegten Sanierungsplan mehrheitlich zugestimmt. Damit ist die Fortführung des Betriebs vorerst gesichert.

Vom Insolvenzschock zur Hoffnung

Der traditionsreiche Betrieb war seit dem 8. Oktober 2025 in einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung gestanden. Die TW Gastronomie GmbH betreibt das bekannte Lokal in der Leonhardstraße 40–42 und hat zuletzt zehn Dienstnehmer beschäftigt. Insgesamt wurden 29 Forderungen mit einem Volumen von rund 780.000 Euro angemeldet, wovon etwa 750.000 Euro quotenrelevant sind.

Die wirtschaftlichen Probleme hatten sich bereits im Vorjahr abgezeichnet. Steigende Kosten, verändertes Konsumverhalten und eine anhaltend schwache Ertragslage hatten den Traditionsbetrieb massiv belastet. Die Bilanzzahlen zeigten ein negatives Eigenkapital, während die Passiva bereits deutlich über den Aktiva lagen. Trotz aller Sparmaßnahmen hatte das Unternehmen im Herbst keinen anderen Ausweg als den Gang vor das Insolvenzgericht gesehen.

Gläubiger geben grünes Licht

Im heutigen Termin legte das Unternehmen einen Sanierungsplan mit einer Gesamtsanierungsquote von 20 Prozent vor. Die Gläubiger stimmten diesem Modell mehrheitlich zu, womit der Plan rechtswirksam zustande gekommen ist.

Die Quote gliedert sich wie folgt:

  • 7 % Barquote, auszuzahlen innerhalb von 14 Tagen nach rechtskräftiger Bestätigung des Plans. Diese Mittel werden von dritter Seite bereitgestellt.
  • 13 % in drei Teilquoten aus dem laufenden Betrieb:
    • 4 % bis 30.06.2026
    • 4 % bis 29.12.2026
    • 5 % bis 30.06.2027

Damit trägt der laufende Geschäftsbetrieb den größten Teil zur Erfüllung des Sanierungsplans bei.

Betrieb läuft weiter, Zukunft ungewiss

Der Thomawirt wird weitergeführt. Die Geschäftsleitung plant, durch strikte Kostenkontrolle und operative Anpassungen die wirtschaftliche Basis zu stabilisieren. Der Insolvenzverwalter wird in den kommenden Monaten prüfen, ob die laufende Performance ausreicht, um die Teilquoten fristgerecht zu bedienen.

Für die Gäste bleibt das Lokal geöffnet. Ob der Traditionsbetrieb langfristig in seiner derzeitigen Form bestehen kann, wird sich im Laufe der kommenden zwei Jahre entscheiden. Die heutige Entscheidung gilt jedoch als wesentliche Etappe auf dem Weg aus der Krise.

Gemeinsamer Betreiber

Die Rettung des Thomawirts bekommt zusätzliche Brisanz, weil sie nicht die einzige Insolvenz des Betreibers MS3 Gastro GmbH ist. Nur wenige Tage vor Annahme des Sanierungsplans musste nach Thomawirt und Fridda & Maxx auch der Glockenspielkeller Insolvenz anmelden. Als Gründe nennt der Betreiber steigende Kosten, ausbleibende Gäste und hohe Investitionsaufwendungen.

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