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Teller mit Wiener Schnitzel, Zitronenspalte und Pommes frites, traditionelles österreichisches Gericht wie es auch  im Thomawirt serviert wird.
Der traditionsreiche Thomawirt hat Insolvenz angemeldet.
Der traditionsreiche Thomawirt hat Insolvenz angemeldet.
Barish Baur / iStock

Pleite: Steirisches Traditionslokal kämpft ums Überleben

09.10.2025 um 11:28, Stefanie Hermann
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Der traditionsreiche Thomawirt ist pleite. Das steirische Kultlokal in der Grazer Leonhardstraße hat Insolvenz angemeldet. Die Zukunft ist ungewiss.

Der traditionsreiche Thomawirt in Graz steht vor einer ungewissen Zukunft. Über das Vermögen der TW Gastronomie GmbH, Betreiberin des bekannten Lokals in der Leonhardstraße 40–42, wurde am 8. Oktober 2025 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht für ZRS Graz eröffnet.

Restaurant mit Geschichte und Charakter

Der Thomawirt ist ein Fixpunkt der steirischen Gastroszene. Laut Firmen-Homepage wurde der Wirt erstmals im Jahr 1987 als „Neumoar“ und „Thomawirt“ urkundlich erwähnt. Nach Jahrhunderten als Landgasthof im obersteirischen Götzendorf zog das Haus 2006 nach Graz. Dort entstand auf drei Etagen ein modernes Kaffeehaus, Restaurant und Bar inklusive rustikalem Kellergewölbe. Über Jahrzehnte war der Betrieb Inbegriff steirischer Gastlichkeit, mit Fokus auf regionale Küche, saisonale Gerichte und ein Ambiente zwischen Tradition und Moderne. Die wirtschaftliche Realität hat das Unternehmen nun eingeholt.

Zehn Mitarbeiter betroffen

Die Bilanzzahlen zeigen eine angespannte Lage: Aktiva rund 62.200 Euro, Passiva etwa 578.300 Euro. Im Geschäftsjahr 2023 wurde ein Bilanzverlust von 195.200 Euro ausgewiesen, die Verbindlichkeiten lagen bei 324.500 Euro, das Eigenkapital war mit rund minus 160.000 Euro negativ. Von der Insolvenz betroffen sind zehn Mitarbeiter.

Thomawirt ist pleite

Trotz der schwierigen Ausgangslage hatte die Gesellschaft zuletzt auf Stabilisierung gehofft. Diese Prognose blieb jedoch unerfüllt. Die Insolvenz der TW Gastronomie GmbH reiht sich in eine Serie von wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Gastronomiebranche ein. Steigende Kosten, verändertes Konsumverhalten und sinkende Margen treffen besonders Traditionsbetriebe hart. Seit der Corona-Pandemie hat sich das Konsumverhalten grundlegend verändert, viele verzichten auf Restaurantbesuche, wie der Gläubigerschutzverband mitteilt.

„Auch hat die wirtschaftliche Unsicherheit und die hohe Inflation die Kaufkraft erheblich geschwächt. Die steigenden Energie-, Personal- und Wareneinsatzkosten konnten in der Kalkulation nicht mehr abgebildet werden.“

Sanierungsplan mit 20-Prozent-Quote

Den 22 Gläubigern des Thomawirt wird aktuell ein Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren ab Annahme, angeboten. Die Fortführung des Betriebs ist vorgesehen, das nötige Kapital soll aus dem laufenden Geschäft kommen. Geplant sind Reorganisationsmaßnahmen, unter anderem Personalreduktionen und eine Senkung der Wareneinsatzkosten.

Ob der Betrieb nach dem Verfahren in seiner bisherigen Form bestehen bleibt, ist offen. Laut KSV1870 soll die Fortführung „im Interesse der Gläubiger“ geprüft werden. Derzeit bleibt das Lokal geöffnet.

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