Gastro-Schock: Grazer Traditionslokal ist pleite
- 1,2 Millionen Euro Schulden
- Ursachen für die Pleite
- Gescheiterte Investorengespräche
- Sanierungsplan mit 20-Prozent-Quote
- Zukunft ungewiss
Die Grazer Gastro-Szene steht erneut unter Schock. Nach dem Thomawirt und Fridda & Maxx hat nun auch der Glockenspielkeller am Mehlplatz Insolvenz angemeldet. Für die MS3 Gastro GmbH, die hinter allen drei Betrieben steht, ist es bereits die dritte Pleite in kurzer Zeit. Das renommierte Innenstadtlokal gilt als Traditionsbetrieb mit touristischer Strahlkraft. Jetzt droht das endgültige Aus.
1,2 Millionen Euro Schulden
Laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) hat die MS3 Gastro GmbH am Dienstag ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz beantragt. Die Passiva betragen rund 1,226 Millionen Euro, die Aktiva belaufen sich auf etwa 771.700 Euro. Damit ergibt sich eine Überschuldung von knapp 454.000 Euro. Betroffen sind zehn Dienstnehmer und rund 21 Gläubiger.
Ursachen für die Pleite
Die Gründe für den finanziellen Absturz sind vielschichtig. Laut Betreiber habe der langfristige Personalmangel zu massiven Einschränkungen im täglichen Betriebsablauf geführt, insbesondere während der Sommermonate. Der vielversprechende Standort des Gastgartens habe dadurch nicht optimal genutzt werden können. Hinzu kamen hohe Ankaufs- und Umbaukosten, die das Unternehmen zusätzlich belasteten. Investitionen in die Übernahme und Neugestaltung des Lokals hätten die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit deutlich überschritten.
Gescheiterte Investorengespräche
Versuche, das negative Ergebnis durch betriebliche Maßnahmen auszugleichen, blieben erfolglos. Auch Gespräche mit potenziellen Investoren verliefen laut Kreditschützern ohne Ergebnis. „Der zu bestellende Insolvenzverwalter wird nunmehr zu prüfen haben, ob eine Fortführung im Interesse der Gläubiger liegt und der vorgelegte Sanierungsplan eingehalten werden kann“, erklärt René Jonke, Leiter Region Süd beim KSV1870.
Sanierungsplan mit 20-Prozent-Quote
Der vorgelegte Sanierungsplan sieht vor, dass die Gläubiger 20 Prozent ihrer Forderungen innerhalb von zwei Jahren erhalten. Das Geld soll aus dem laufenden Betrieb erwirtschaftet werden. Geplant sind Reorganisationsmaßnahmen, darunter die Straffung des Belegstands und die Reduktion der Wareneinsatzkosten. Ob die Fortführung des Betriebs tatsächlich gelingt, hängt von der Zustimmung der Gläubiger und der Entscheidung des Insolvenzverwalters ab.
Zukunft ungewiss
Ob das Lokal am Mehlplatz fortgeführt wird, bleibt offen. Der Betreiber plant laut KSV und Alpenländischem Kreditorenverband eine vorläufige Weiterführung. Eine nachhaltige Lösung scheint jedoch nur bei konsequenter Sanierung möglich. Für die Grazer Innenstadt bedeutet der nächste Gastro-Kollaps jedenfalls einen weiteren Verlust. Für die MS3 Gastro GmbH ist es jedenfalls der vorläufige Schlusspunkt eines riskanten Expansionskurses.
Quellen und weiterführende Informationen
- KSV1870 – Pressemitteilung (09.12.2025): Offizielle Information zur Insolvenz der MS3 Gastro GmbH und zum Sanierungsverfahren des Grazer Glockenspielkellers.
- Instagram – Glockenspielkeller: Aktuelle Eindrücke, Veranstaltungen und Reaktionen des Lokals auf die Insolvenzmeldung.
- Offizielle Website des Glockenspielkellers: Informationen zu Speisekarte, Philosophie und kulinarischem Konzept des Traditionslokals.