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Kokona Hiraki (12, li.) und Sky Brown (13, re.) holten Olympia-Medaillen im Skateboard
Kokona Hiraki (12, li.) und Sky Brown (13, re.) holten Olympia-Medaillen im Skateboard
Ben Curtis / AP / picturedesk.com

Silber mit 12 Jahren, Bronze mit 13: "Kinderarbeit" bei Olympia

04.08.2021 um 09:09, Philipp Eitzinger
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Mit 10 Jahren Profi, mit 12 einen Sponsor-Vertrag bei Nike in der Tasche, mit 13 Olympia-Bronze - und damit noch nicht einmal die jüngste auf dem Stockerl: Im Skateboard geben Kinder wie Sky Brown den Ton an. Tony Hawk ist begeistert!

Wer in den 1990ern großgeworden ist, erinnert sich noch an die ultra-weiten Skater-Hosen und den betont lässigen Habitus der Teenager damals. Skateboard, ein Relikt von damals und längst out? Weit gefehlt! Vor allem in Japan, den USA und Brasilien gibt es eine riesige Skater-Szene unter den ganz jungen Jugendlichen.

Kinder an die Macht

So wirkte Skateboard-Siegerin Sakura Yosozumi mit ihren 19 Jahren fast wie eine Oma, als sie bei der Siegerehrung von der 12-jährigen Kokona Hiraki und der 13-jährigen Sky Brown flankiert wurde - und die 15-jährige Misugu Okamoto hätte gewonnen, wäre sie nicht beim allerletzten Trick gestürzt.

Auch im ersten Skater-Bewerb von Tokio - als der beste Einzeltrick bewertet wurde, statt wie heute die Summe aus einem 45-Sekunden-Lauf - war vor einigen Tagen mit Rayssa Leal eine 13-Jährige auf dem Stockerl. Schon im Alter von sieben Jahren war die Brasilianerin einst dem Skateboard-Gott Tony Hawk aufgefallen.

Der mittlerweile 53-Jährige Skate-Pionier hat die jungen Mädchen längst unter seine Fittiche genommen, er ist auch in Tokio vor Ort und agiert dort als Mentor. Sky Brown, die schon mit 10 Jahren Profi wurde und nun Bronze holte, geht quasi bei Hawk aus und ein und kann jederzeit seine Anlagen zum Training benützen.

Skateboard-Legende Tony Hawk (re.) macht Selfies mit den Olympia-Kiddies Rayssa Leal (li.) und Sky Brown (2.v.li.)

Kameradschaft statt Konkurrenz

Und die Kiddies sehen Olympia - bei allem Training und der Aufmerksamkeit, die über sie hereinbricht - auch eher als Gemeinschafts-Projekt, nicht als todernsten Wettkampf. Großartige Läufe wurden ebenso von allen Final-Teilnehmern - Durchschnitts-Alter 17 Jahre - gefeiert, wie die unglückliche 15-Jährige nach dem entscheidenden Sturz von allen Gegnerinnen sofort geherzt, umarmt und getröstet wurde.

Was wohl ein Old-School-Sportler wie Thomas Muster dazu sagt? Schließlich hatte dieser ja schon öfter sein Unverständnis darüber ausgedrückt, wie man sich zu Höchstleistungen pushen kann, "wenn man den Gegner nicht hasst". Ihm ist schon der respektvolle Umgang im Tennis-Zirkus suspekt.

Die Skate-Girls sind nun wohl endgültig eine völlig neue Generation...

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