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Christian Horner hält sich nachdenklich die Hand vors Gesicht.
Christian Horner hat am Dienstagabend von seiner Entlassung erfahren.
Christian Horner hat am Dienstagabend von seiner Entlassung erfahren.
GIUSEPPE CACACE / AFP / picturedesk.com

Teamchef in Tränen: Horner erfuhr von Aus erst am Vorabend

10.07.2025 um 09:22, Anna Kirschbaum
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Tränenreicher Abgang bei Red Bull: Nach 20 Jahren ist für Christian Horner Schluss. Jetzt gibt es eine erste Reaktion des Teamchefs auf seine Entlassung.

Gestern hat die Formel 1 ordentlich gebebt: Red Bull Racing hat völlig überraschend das Aus von Christian Horner verkündet. Nach mehr als zwei Jahrzehnten an der Spitze des Austro-Rennstalls ist für den Briten mit sofortiger Wirkung Schluss. Obwohl sein Vertrag noch bis 2030 gelaufen wäre, hat Red Bull nach einer bislang schwachen Saison überraschend die Reißleine gezogen. 

Auch den Briten selbst dürfte das Aus kalt erwischt haben. Laut übereinstimmenden Medienberichten hat Horner erst am Dienstagabend erfahren, dass er nicht länger Teamchef ist. Jetzt nimmt er erstmals öffentlich Stellung.

Tränen beim Abschied in Milton Keynes

Nach der Hiobsbotschaft am Dienstagabend ging es für Horner bereits am Mittwochvormittag zum Abschied nach Milton Keynes. Von der Belegschaft der Red-Bull-Fabrik hat er sich mit einer emotionalen Abschiedsrede getrennt. Kaum hatte er begonnen, seinen langjährigen Mitarbeitern für „20 unglaubliche Jahre“ zu danken, brach der Brite in Tränen aus. Mit minutenlangem Applaus verabschiedete sich das Werk vom Chef-Bullen.

In einem ersten Statement versichert Horner, operativ im Unternehmen zu verbleiben. Nachdem Red Bull aber bereits bekannt gegeben hat, ihn auch von seinen Aufgaben als CEO zu entbinden, darf das bezweifelt werden.

Horner: Offizielles Statement auf Instagram

Am Mittwochabend meldete sich der Geschasste auch via Instagram zu Wort. Dort bedankt er sich bei „jedem einzelnen von euch, die großartigen Mitarbeiter in der Fabrik“, spricht von einem „Team, das ich von ganzem Herzen geliebt habe“, und lässt wissen: „Ob Sieg oder Niederlage, wir haben uns auf jedem Schritt des Weges stets solidarisch zur Seite gestanden, und das werde ich nie vergessen.“ Auch seine sportlichen Rivalen werden bedacht: „Ihr habt uns angetrieben, herausgefordert und zu Erfolgen geführt, die wir uns nie erträumt hätten.“

Horner blickt außerdem stolz zurück: „Ich verlasse die Formel 1 mit großem Stolz auf das, was wir erreicht haben – und auf das, was für 2026 geplant ist.“ Am Ende steht ein einfaches, aber kraftvolles „Vielen Dank.“

Horners Erfolge bei Red Bull

Tatsächlich liest sich Horners Bilanz wie ein Motorsport-Märchen. Unter seiner Führung holte Red Bull Racing acht Fahrer- und sechs Konstrukteurs-Weltmeistertitel. 124 Grand-Prix-Siege, zwölf Sprint-Siege, 287 Podestplätze, 107 Polepositions und 100 schnellste Rennrunden fielen in die Ära Horner. Unvergessen bleibt dabei die Vettel-Hochzeit von 2010 bis 2013 ebenso wie die jüngsten Triumphe mit Ausnahmetalent Max Verstappen. Dass aus dem ehemaligen Party- und Marketingprojekt des Energydrink-Imperiums ein echter Formel-1-Gigant wurde, ist zu einem großen Teil Horners Verdienst.

Überschattet wird die glänzende Karriere des 51-Jährigen von Machtkämpfen und Querelen der letzten Jahre. Zuletzt hat es hinter den Kulissen des Dosen-Rennstalls heftig gebrodelt.

Darum musste Horner gehen

Nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz haben sich die Machtverhältnisse im Konzern deutlich verschoben. Motorsport-Berater Helmut Marko, CEO Oliver Mintzlaff und Erbe Mark Mateschitz sollen sich zunehmend gegen Horner gestellt haben. Wichtiges Puzzlestück: Seit 2024 hing Horner der Skandal um angebliche Belästigungen einer Mitarbeiterin nach. Zwar wurde er intern freigesprochen, Anfang 2026 geht der Fall trotzdem vor Gericht.

Verstärkt wurde der interne Wirbel durch die sportliche Talfahrt: Nach dem Abgang von Star-Designer Adrian Newey liegt Red Bull heuer nur auf Platz vier, Verstappen gewann bisher bloß zwei Rennen – McLaren dominiert. Gleichzeitig droht der Niederländer wegen einer Ausstiegsklausel im Vertrag abzuspringen, falls es nicht bald wieder aufwärtsgeht.

Alles zusammen dürfte Red Bull veranlasst haben, mitten in der Saison die Reißleine zu ziehen. Ein offizielles Statement zu den Beweggründen der Ad-Hoc-Entlassung liegt nicht vor. Der Rennstall hält sich bislang auffällig bedeckt.

Bekannt ist allerdings, dass bereits ein Nachfolger feststeht. Laurent Mekies, bisher Teamchef beim Schwesterteam Racing Bulls, soll den Austro-Rennstall zurück auf Erfolgskurs führen.

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