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Drei Red-Bull-Verantwortliche sitzen an einem Tisch und führen ein intensives Gespräch, darunter Teamchef Christian Horner und Motorsport-Berater Helmut Marko.
Intern soll der Machtkampf längst getobt haben.
Intern soll der Machtkampf längst getobt haben.
Eibner / EXPA / picturedesk.com

Red-Bull-Rausschmiss: Darum wurde Christian Horner entlassen

09.07.2025 um 12:30, Anna Kirschbaum
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Machtkämpfe, ein schwaches Auto und die Angst vor einem Verstappen-Abgang: Bei Red Bull kracht es gewaltig. Christian Horner muss jetzt den Hut nehmen.

Hinter den Kulissen hat es bei Red Bull schon länger mächtig gebrodelt. Jetzt hat der Rennstall die Reißleine gezogen und Christian Horner nach 20 Jahren an der Spitze vor die Tür gesetzt. Am Mittwochvormittag hat Red Bull die Trennung offiziell bestätigt.

Freundliche Worte zum Rausschmiss

In einem offiziellen Statement hat sich der Austro-Rennstall bei dem geschassten Teamchef artig bedankt: 

„Wir möchten Christian Horner für seine außergewöhnliche Arbeit in den letzten 20 Jahren danken. Mit seinem unermüdlichen Engagement, seiner Erfahrung, seinem Fachwissen und seinem innovativen Denken hat er maßgeblich dazu beigetragen, Red Bull Racing als eines der erfolgreichsten und attraktivsten Teams in der Formel 1 zu etablieren", ließ Geschäftsführer Oliver Mintzlaff ausrichten. "Vielen Dank für alles, Christian, du wirst für immer ein wichtiger Teil unserer Teamgeschichte bleiben." Tatsächlich dürfte der CEO im Hintergrund maßgeblich am plötzlichen Aus beteiligt gewesen sein. Hinter den freundlichen Worten dürfte weit mehr stecken als nur ein normaler Führungswechsel.

Bei Red Bull brodelt es

Auch wenn das unvermittelte Aus mitten in der Sommerpause für Motorsportfans unerwartet kam, dürften die bereits länger anhaltenden internen Machtkämpfe, Gerüchte um Affären und das Hinterherhinken in der Weltmeisterschaft den Beschluss letztlich unausweichlich gemacht haben.

Schwächeln in der WM

Fakt ist: Sportlich hat Red Bull heuer stark nachgelassen. Nach dem schmerzlichen Abgang von Chefdesigner Adrian Newey hinkt der Rennstall in der Konstrukteurs-WM nur auf Rang vier hinterher. Vierfach-Champion Max Verstappen hat heuer gerade einmal zwei Rennen gewonnen. Dominiert wird die Saison klar von McLaren mit Oscar Piastri und Lando Norris. Der unglückliche Start mit Zweitfahrer Liam Lawson und die wenig später darauf erfolgte Rochade mit Yuki Tsunoda und dem Schwesternteam Racing Bulls hat nicht verhindern können, dass Red Bull den Anschluss verliert.

Max Verstappen: Angst vor Wechsel

Die große Sorge bei Red Bull: Schafft man die Trendumkehr nicht oder zu spät, könnte Starfahrer Max Verstappen abspringen. Sein Vertrag läuft zwar bis Ende 2028, eine Ausstiegsklausel räumt ihm aber das Recht ein, bei mangelndem Erfolg den Rennstall zu wechseln. Ist er Ende Juli nicht unter den Top 3 der Fahrer-WM, könnte Mercedes zuschlagen. Für Red Bull wäre das der Super-GAU.

Interne Machtkämpfe

Gleichzeitig knirscht es auch im Team-Getriebe. Machtkämpfe und Kompetenzgerangel standen auf der Tagesordnung. Horner hatte intern so viele Bereiche unter sich gebündelt, dass selbst altgediente Red-Bull-Strategen die Stirn gerunzelt haben. Dazu kommt das angespannte Verhältnis zu Motorsport-Berater Helmut Marko und dem neuen starken Mann Oliver Mintzlaff, der wohl maßgeblich den Kurswechsel eingeleitet hat.

Christian Horner mit Helmut Marko in Abu Dhabi.
Christian Horner mit Helmut Marko beim Abu Dhabi Grand Prix 2023.

Ermittlungen gegen Horner

Nicht sehr hilfreich war auch der seit 2024 anhaltende Skandal rund um die vermeintliche Horner-Affäre. Dem Teamchef wurde vorgeworfen, sich gegenüber einer Assistentin „grenzüberschreitend“ verhalten zu haben. Geleakte Chats haben für einen handfesten Skandal gesorgt.

Nach internen Untersuchungen wurde Horner freigesprochen. Ein juristisches Nachspiel bleibt Horner dennoch nicht erspart. Anfang 2026 geht der Fall vor Gericht.

Im Team haben sich im Zuge zwei Lager gebildet und gefestigt: Auf der einen Seite Eigentümer Chalerm Yoovidhya, der Horner gestützt hat, auf der anderen Motorsport-Berater Helmut Marko und Mark Mateschitz, die weniger zimperlich waren.

Offizielles Statement ausstehend

Bislang hat Red Bull lediglich die Entlassung und neue Führung bestätigt. Zu den tatsächlichen Gründen für das plötzliche Horner-Aus hält sich der Rennstall aktuell auffallend bedeckt, was Spekulationen weiter befeuert.

Ein Nachfolger steht bereits fest. Laurent Mekies, der vor eineinhalb Jahren beim Schwestern-Team angeheuert hat, soll Ruhe ins Team bringen. Für den Franzosen übernimmt Alan Permane die Rolle des Teamchefs bei den Racing Bulls übernehmen.

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